»Kleist in Thun« gehört zu den bekanntesten und stilistisch faszinierendsten Erzählungen, die Robert Walser geschrieben hat. Mit 26 weiteren Texten bildet sie die Sammlung Geschichten, Walsers siebtes Buch. Märchen, Künstlergeschichten, Erinnerungen, Liebesgeschichten und sogar eine Entführungsgeschichte in Form einer Tierfabel - die Texte sind inhaltlich wie formal vielfältig. Alltägliche, bald ungewöhnliche Episoden spielen sich ab: in einer Schule, einer Straße, im Büro oder im Theater. Den Figuren dienen diese Schauplätze als Raum der Selbsterfahrung. Doch der Themenhorizont umfasst…mehr
»Kleist in Thun« gehört zu den bekanntesten und stilistisch faszinierendsten Erzählungen, die Robert Walser geschrieben hat. Mit 26 weiteren Texten bildet sie die Sammlung Geschichten, Walsers siebtes Buch.
Märchen, Künstlergeschichten, Erinnerungen, Liebesgeschichten und sogar eine Entführungsgeschichte in Form einer Tierfabel - die Texte sind inhaltlich wie formal vielfältig. Alltägliche, bald ungewöhnliche Episoden spielen sich ab: in einer Schule, einer Straße, im Büro oder im Theater. Den Figuren dienen diese Schauplätze als Raum der Selbsterfahrung. Doch der Themenhorizont umfasst auch eine historische Schlacht und eine utopische Stadt. So enthält die Sammlung etliche 'kleine Geschichten', welche die 'große Geschichte' berühren.
Robert Walser wurde am 15. April 1878 in Biel geboren. Er starb am 25. Dezember 1956 auf einem Spaziergang im Schnee. Heute ist Walser durch seine Romane, seine feuilletonistische Prosa, seine Gedichte und seine Dramolette als einer der bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts anerkannt. Nach seiner Schulzeit absolvierte er eine Banklehre und arbeitete als Commis in verschiedenen Banken und Versicherungen in Zürich. Seine ersten Gedichte, die 1898 erschienen, ließen ihn rasch zu einem Geheimtip werden und verschafften ihm den Zugang zu literarischen Kreisen. Nach Erscheinen seines ersten Buches Fritz Kochers Aufsätze folgte er 1905 seinem Bruder Karl nach Berlin, der dort als Maler und Bühnenbildner den Durchbruch erzielt hatte. In rascher Folge publizierte Walser nun seine drei Romane Geschwister Tanner (1907), Der Gehülfe (1908) und Jakob von Gunten (1909). Infolge einer psychischen Krise geriet Walser Anfang 1929 gegen seinen Willen in die Psychiatrie, deren Rahmen er nie mehr verlassen konnte. 1933 von der Berner Klinik Waldau nach Herisau verlegt, gab er das Schreiben vollständig auf und lebte dort noch 24 Jahre als vergessener anonymer Patient. Sein Werk erscheint seit 1978 im Suhrkamp Verlag, seit 2018 auch in der neuen kommentierten Berner Ausgabe. Peter Stocker, geboren 1965 in Luzern, studierte in Freiburg/Schweiz und Paris, Promotion zur 'Theorie der intertextuellen Lektüre'. Mitherausgeber der Historisch-kritischen Gottfried Keller-Ausgabe (abgeschlossen 2012). Arbeitet seither als Mitherausgeber und Projektleiter der Berner Ausgabe der Werke Robert Walsers im Robert Walser-Zentrums Bern.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensent Christoph Schröder liest den von Peter Stocker und Julia Maas herausgegebenen zehnten Band der Walser-Werkausgabe mit den zwischen 1899 und 1912 entstandenen Geschichten von Robert Walser mit Sinn für die Bedeutung der Texte im Gesamtwerk. Nebenprodukte sind die Texte für ihn schon deshalb nicht, da sie den unverwechselbaren Stil des Autors und seinen Formwillen klar vermitteln. Walsers Themen wie die Rolle der Kunst in der Gesellschaft und die Natur kommen vor, erklärt Schröder und führt ein in die Geschichte "Seltsame Stadt", in der Walser eine Sozialutopie beschreibt, in der die Kunst überflüssig geworden ist, also eigentlich eine Dystopie. Die Geschichten sind für Schröder ein motivischer "Echoraum" des Gesamtwerks, abwechslungsreich und stilistisch kunstfertig.
»Walsers Tonfall jongliert und tanzt, ist gleichzeitig getragen von einem großen ästhetischen Formwillen ...« Christoph Schröder Deutschlandfunk 20210103
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