»Eines Morgens trat ein junger, knabenhafter Mann bei einem Buchhändler ein und bat, daß man ihn dem Prinzipal vorstellen möge.«
Geschwister Tanner, Robert Walsers erster Roman, beginnt mit einem entschlossenen Auftritt des Protagonisten. Die Erwartungen, die sich an einen derartigen Anfang knüpfen, werden allerdings bald enttäuscht: Zwar wird Simon Tanner in der Buchhandlung angestellt, doch schon nach wenigen Seiten, noch bevor die personelle und berufliche Konstellation eine klare Gestalt angenommen hat, kündigt er und macht sich auf die Suche nach einer anderen Stelle - womit er den Sorgen seines Bruders, des »namhaft bekannte[n] Doktor Klaus«, recht gibt, dass er es mit seinem »immerwährenden Berufswechsel« versäume, »energisch eine Laufbahn« zu ergreifen. Ungebunden und frei zu sein ist, was Simon will. Diesem Impuls zum Unverbindlichen folgt auch der Autor, indem er seinen Roman als eine lose Folge von Episoden anlegt. Die städtische Arbeitswelt des Fin de Siècle 1900 wird dabei aus der kritischen Perspektive eines Außenseiters dargestellt.
Geschwister Tanner, Robert Walsers erster Roman, beginnt mit einem entschlossenen Auftritt des Protagonisten. Die Erwartungen, die sich an einen derartigen Anfang knüpfen, werden allerdings bald enttäuscht: Zwar wird Simon Tanner in der Buchhandlung angestellt, doch schon nach wenigen Seiten, noch bevor die personelle und berufliche Konstellation eine klare Gestalt angenommen hat, kündigt er und macht sich auf die Suche nach einer anderen Stelle - womit er den Sorgen seines Bruders, des »namhaft bekannte[n] Doktor Klaus«, recht gibt, dass er es mit seinem »immerwährenden Berufswechsel« versäume, »energisch eine Laufbahn« zu ergreifen. Ungebunden und frei zu sein ist, was Simon will. Diesem Impuls zum Unverbindlichen folgt auch der Autor, indem er seinen Roman als eine lose Folge von Episoden anlegt. Die städtische Arbeitswelt des Fin de Siècle 1900 wird dabei aus der kritischen Perspektive eines Außenseiters dargestellt.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Über eine neue kommentierte Ausgabe von Robert Walsers Roman freut sich Rezensent Helmut Böttiger: Er liest vom 20-jährigen Protagonisten Simon Tanner, der im Stile eines Taugenichts durch die Gegend zieht und mal hier, mal dort ein wenig arbeitet, mit dem bürgerlichen Leben aber nicht so recht warm wird. Der Roman erinnert Böttiger nicht nur an Hesses "Peter Camenzind", sondern auch an Walsers eigenes Leben, es gibt durchaus Bezüge zu Walsers Familie und ein Tod im Roman scheint auf merkwürdige Weise auf sein eigenes Ableben Jahrzehnte später zu verweisen. Ob der Autor all diese Fäden mit Absicht gesponnen hat, wie es der Kommentar nahelegt, weiß der Kritiker nicht, aber das Buch hat er gerne gelesen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Dieser Roman hat Abgründe. Das lustvoll Vagabundierende durchläuft auch etliche Schattenzonen und umkreist dunkle Lebensfragen.« Helmut Böttiger Deutschlandfunk 20230816