Slavko Grum war der erste slowenische Autor, der die Erkenntnisse der Psychoanalyse literarisch nutzte, Verfremdungen, Wechsel von Perspektiven und zwischen umgangssprachlichen, expressiven, surrealen sowie traumhaften Sequenzen sind typisch für seine Texte.Zu Lebzeiten fast übersehen, wurde der Prosaist und Dramatiker ab den späten 1950er Jahren wiederentdeckt. Heute gilt er als einer der eigenwilligsten und bedeutendsten slowenischen Schriftsteller der Zwischenkriegszeit: Mehrere Werkausgaben haben ihn als Klassiker der slowenischen Literatur etabliert, der wichtigste slowenische Dramenpreis…mehr
Slavko Grum war der erste slowenische Autor, der die Erkenntnisse der Psychoanalyse literarisch nutzte, Verfremdungen, Wechsel von Perspektiven und zwischen umgangssprachlichen, expressiven, surrealen sowie traumhaften Sequenzen sind typisch für seine Texte.Zu Lebzeiten fast übersehen, wurde der Prosaist und Dramatiker ab den späten 1950er Jahren wiederentdeckt. Heute gilt er als einer der eigenwilligsten und bedeutendsten slowenischen Schriftsteller der Zwischenkriegszeit: Mehrere Werkausgaben haben ihn als Klassiker der slowenischen Literatur etabliert, der wichtigste slowenische Dramenpreis ist nach ihm benannt, der fiktive Ort Goga, Schauplatz seines berühmtesten Theaterstücks, genießt in Slowenien geradezu sprichwörtliche Berühmtheit.Im deutschsprachigen Raum ist der Autor trotzdem lange Zeit unbekannt geblieben. Nach einer Ausgabe der Prosa im Jahr 2006 (»Das weiße Asyl«, Edition Thanhäuser) liegen nun auch Slavko Grums vier erhaltene Dramen erstmals in deutscher Übersetzung vor.Die Werkausgabe besteht aus 2 Bänden im Feinkartonschuber. Sie enthält die Theaterstücke »Pierrot und Pierrette«, »Müde Vorhänge«, »Der Rebell«, »Das Ereignis in der Stadt Goga« und in überarbeiteter Übersetzung die 27 literarischen Prosatexte sowie Einführungen und Literaturapparate, nicht aber die Briefe und Vorträge Grums.
Slavko Grum, geboren am 2. August 1901 in martno bei Litija, heute Slowenien, gestorben am 3. August 1949 in Zagorje, aufgewachsen in Novo mesto, wo er schon als 16-jähriger Gymnasiast zu schreiben begann. Ab 1919 ging Grum zum Medizinstudium nach Wien, lernte die Psychoanalyse kennen und wurde zum leidenschaftlichen Theater- und Kinogeher. Ein gutes Jahr später schrieb er seine ersten Theaterstücke, 1922 erschien erstmals ein Prosatext in der Literaturzeitschrift Ljubljanski zvon, ab 1925 folgten regelmäßige Veröffentlichungen in der Tageszeitung Jutro. Nach seiner Promotion 1926 nahm Grum die Arbeit als Arzt in Ljubljana auf, schrieb aber weiter sowohl Kurzprosa als auch Dramen. Sein Stück »Das Ereignis in der Stadt Goga« wurde 1929 bei einem Belgrader Wettbewerb ausgezeichnet, 1931 erlebte es eine Uraufführung im Nationaltheater Maribor. Als Arzt ¿ Slavko Grum ließ sich 1929 in Zagorje nieder und wurde 1933 zum Verantwortlichen für das Gesundheitswesen der Banschaft ¿ verfasste er auch zahlreiche populärwissenschaftliche Schriften bzw. Vorträge.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Jörg Plath freut sich, dank einer buchmessebedingten Übersetzung nun den slowenischen Zwischenkriegs-Autoren Slavko Grum entdecken zu können. Dieser war dichtender Arzt, den Drogen nicht abgeneigt und zu Lebzeiten ohne Buchveröffentlichung völlig unbekannt, erzählt er. In dieser Werkausgabe beeindruckt Plath vor allem das Drama "Das Ereignis in der Stadt Goga", das von den Wechselwirkungen von Liebe und Gewalt erzählt und dabei tiefdüster und schonungslos den Suizid in den Blick nimmt. Ähnlich verhält es sich dem Kritiker zufolge mit den Erzählungen, die sich ebenfalls vielfach dem Selbstmord widmen und einen genauen Blick auf "Elend und Sinnlosigkeit" werfen. Beeindruckend, auch wenn die Lektüre einem fröhlichen Gemüt nicht allzu zuträglich sein dürfte, hält er abschließend fest.