42,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Buch mit Leinen-Einband

1 Kundenbewertung

»Eine Famulatur besteht ja nicht nur aus dem Zuschauen bei komplizierten Darmoperationen, aus Bauchfellaufschneiden, Lungenflügelzuklammern und Fußabsägen, sie besteht wirklich nicht nur aus Totenaugenzudrücken und aus Kinderherausziehen in die Welt.« Mit diesem Satz beginnt der erste Roman von Thomas Bernhard. Frost erschien im Jahr 1963 und bildet den Ausgangspunkt des weltliterarischen Kontinents dieses Autors. Bis zur Veröffentlichung von Frost war Thomas Bernhard nur einem kleineren Kreis vor allem als Lyriker bekannt. Sein Romandebüt kam jedoch nicht so unverhofft, wie es damals den…mehr

Produktbeschreibung
»Eine Famulatur besteht ja nicht nur aus dem Zuschauen bei komplizierten Darmoperationen, aus Bauchfellaufschneiden, Lungenflügelzuklammern und Fußabsägen, sie besteht wirklich nicht nur aus Totenaugenzudrücken und aus Kinderherausziehen in die Welt.« Mit diesem Satz beginnt der erste Roman von Thomas Bernhard. Frost erschien im Jahr 1963 und bildet den Ausgangspunkt des weltliterarischen Kontinents dieses Autors. Bis zur Veröffentlichung von Frost war Thomas Bernhard nur einem kleineren Kreis vor allem als Lyriker bekannt. Sein Romandebüt kam jedoch nicht so unverhofft, wie es damals den Anschein hatte. Der Nachlaß des Autors im Thomas-Bernhard-Archiv in Gmunden zeigt, daß dem Roman, der Thomas Bernhards Weltruhm begründen wird, mehrere große Prosaversuche vorausgehen. Die Niederschrift von Frost selbst wurde Anfang 1962. begonnen und im September desselben Jahres beendet.
Autorenporträt
Thomas Bernhard, 1931 in Heerlen (Niederlande) geboren, starb im Februar 1989 in Gmunden (Oberösterreich). Er zählt zu den bedeutendsten österreichischen Schriftstellern und wurde unter anderem 1970 mit dem Georg-Büchner-Preis und 1972 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Der Suhrkamp Verlag publiziert eine Werkausgabe in 22 Bänden. Martin Huber, Lehrbeauftragter für Neuere deutsche Literatur am Institut für Germanistik der Universität Wien, ist Leiter des Thomas-Bernhard-Archivs in Gmunden (Oberösterreich) und Mitherausgeber der 22-bändigen Werkausgabe Thomas Bernhards.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.11.2003

Eine totale Weltrevolution
Suhrkamp stellt die Thomas-Bernhard-Werkausgabe vor

WIEN, 16. November

Im Wiener Burgtheater - wo sonst? - und zur sonntäglichen Mittagsstunde präsentierte der Verlag Suhrkamp die ersten drei Bände der ersten Thomas-Bernhard-Werkausgabe: "Frost", "Verstörung" und "Kurzprosa". Zweiundzwanzig Bände mit sieben Herausgebern sollen es werden. Im geschwungenen Säulengang, zwischen Marmor und Gemälden erzählte Rainer Weiß, Programmdirektor und seit kurzem auch Mitglied der Suhrkamp-Geschäftsführung, der Wiener Bernhard-Gemeinde, wie selbstbewußt der junge Schriftsteller in seinen Wunschverlag gelangte: mit einem inzwischen berühmten Brief des Jahres 1961 an Siegfried Unseld. Von einer Ablehnung seiner Erzählung "Der Wald auf der Straße" (der Stoff sei ein wenig zu engbrüstig, befand das Suhrkamp-Lektorat) ließ sich Bernhard nicht abhalten, sondern arbeitete um so intensiver weiter. 1963, mit "Frost", kam der Durchbruch. Daß der Verleger ihm daraufhin vierzigtausend Mark Vorschuß gab, freute den "Kaufmann" Bernhard, und für den Frankfurter Verlag ging die Rechnung auch auf: Wieder war ein Schriftsteller-Kaliber, von ungeheurer Produktivität noch dazu, an den Verlag gebunden. Zwei Millionen Thomas-Bernhard-Bücher verlegte Suhrkamp für den deutschsprachigen Raum; in siebenundzwanzig Sprachen wurden seine Bücher übersetzt. Rainer Weiß nannte die Werkausgabe schlicht die "Einlösung einer Pflicht", sprach aber auch von der "Weltrevolution", von der Thomas Bernhard geredet hatte, als er einmal gefragt wurde, warum er schreibe: "Ausstrahlen! Und das nicht nur weltweit, sondern universell. Jedes Wort ein Treffer. Jedes Kapitel eine Weltanklage. Und alles zusammen eine totale Weltrevolution bis zur totalen Auslöschung."

Ehe die Schauspieler Johannes Terne und Martin Schwab Texte lasen, erläuterten die beiden Herausgeber Wendelin Schmidt-Dengler und Martin Huber ihre Arbeit, die sich an sämtliche vom Autor freigegebenen Werke hält, aber doch Neues zutage bringt: Band 14 mit Kurzprosa enthält Bernhards journalistische Arbeiten und die kaum bekannten Erzählungen der fünfziger Jahre, die, wie "Der Schweinehüter", noch an die Heimatliteratur und seinen Großvater Freumbichler anknüpfen. Faksimiles zeigen, wie besessen er seine Texte überarbeitete und so sein Werk langsam zum Umschlagpunkt trieb. Das war "Frost". Damit hatte Thomas Bernhard seinen Stil gefunden.

ERNA LACKNER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Kristallener Schnee? Glitzernde Sterne? Romantisches Mondlicht? Liebe, Hoffnung und Glück?" Thomas Bernhard? Steffen Martus hat sich die Augen gerieben und ist nach anfänglichem Stutzen umso begeisterter von der Editionspraxis, die den 14. Band der Gesamtausgabe direkt neben die ersten beiden Bände, die Romane "Frost" und "Verstörung", stellt - "diese maßlos kalten, irritierenden Produkte einer von der Welt bedrängten und die Welt verdrängenden Phantasie". Jener 14. Band enthält frühe Kurzgeschichten Bernhards, die ihn Martus zufolge als "einen Schriftsteller in der klassischen Tradition novellistischen und parabelhaften Schreibens" zeigen - und als hoffnungsfähigen Geist. Nichts weniger als einen "neuen Bernhard" könne man hier kennen lernen, dank einer Ausgabe, die "eigene Lektüregänge" durch das Werk des Österreichers provoziere. Ein guter Begleiter ist nach Ansicht des Rezensenten der Kommentarteil, der tiefe Einblicke in den Schreibprozess und damit in den von Bernhard zum Tabu erklärten Nachlass eröffne. Martus vermutet zwar, dass "Editionspuristen" die Nase rümpfen könnten, "weil die Herstellung von Mischtexten, die unterschiedlich motivierten Eingriffe und die Auswahlkriterien der Druckvorlagen einige Fragen offen lassen". Trotzdem lautet sein Fazit: "Die neue Ausgabe erhebt Bernhard editionspolitisch in den Klassikerstand."

© Perlentaucher Medien GmbH
…mehr