Sie haben große Pläne, sie wollen raus, wollen es ganz anders machen als die etablierten Bürger, sie schwadronieren, trinken, rauchen und lesen Bücher. Irgendwann werden sie klüger. Nur Bavink nicht. Bavink dreht durch. Die Helden in diesem Band sind junge Bohemiens im Amsterdam des beginnenden 20. Jahrhunderts, unbezähmbare Idealisten, die die Welt des Geldes und der Ordnung verachten und ihren eigenen Weg suchen. Der führt nicht immer zum Erfolg - »doch bevor wir ein Leichentuch des Pessimismus über diesen verfehlten Elan werfen, sollten wir bedenken, dass aus ihm großartige Erzählungen entstanden sind, in denen sowohl der Enthusiasmus als auch das Scheitern ... auf wundersame Weise lebendig geblieben sind.« (Cees Nooteboom)Keiner hat lakonischer und schöner über Draufgängertum und Sehnsüchte junger Menschen, über ihre wilden Träume und ihre Verletzlichkeit geschrieben als Nescio. Von ihm, dem seriösen Geschäftsmann, dem genauen Gegenteil seiner Figuren, wurden zu seinen Lebzeiten nur eine Handvoll Erzählungen veröffentlicht, die bis heute von ihrer Kraft nichts verloren haben.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Christian Thomas zeigt sich von dem Werk des niederländischen Autors Nescio beeindruckt, auch wenn es nicht allzu umfangreichen ausfällt. "Nescio" ist ein Pseudonym und wurde Anfang der 1930er Jahre dem aus Amsterdam stammenden Handelsmann Jan Henrick Frederik Grönloh zugeschrieben. Direkt zu Anfang seines Schaffens gelang es Grönloh, die niederländische Literaturszene grundlegend zu irritieren und zu verunsichern, waren seine Antihelden doch alle sehr dem Alkohol und Tabak zugetan. Die von Cees Nooteboom einst als "neuartig" bezeichnete Prosa zeichnete sich dem Rezensenten zufolge vor allem durch ihre literarischen Einfachheit aus, die deutlich vom damals hochtrabenden Standard abwich. Ebenfalls von besonderer Bedeutung, so Thomas, der Hang zum Impressionistischen - und nicht Expressiven. Mit einer kleinen Gruppe junger Männer die sich "einen Mantel und gelegentlich auch ein Mädchen" teilen, bekommt der Leser einen Einblick in die Welt der Unangepassten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Die Wiederentdeckung des Niederländers Nescio zeigt, wie sehr es dessen schmales Werk in sich hat.« Christian Thomas Frankfurter Rundschau 20161018