Literaturgeschichten ergänzend, will dieses Buch auf Werke und Biographien junger Schriftsteller hinweisen, die im Dritten Reich debütierten oder ihren literarischen Durchbruch erlebten und als Parteigänger, Mitläufer, Verächter oder Gegner des Nationalsozialismus von Diktatur, Staatsterror und Krieg verschlungen worden sind. Abgetaucht, fortgedrängt, gefallen oder vermißt, eint sie bei aller Verschiedenheit das gemeinsame Wirkungsschicksal: Aufgrund ihres früh abgerissenen Lebens, ihres fragmentarisch-torsohaften Werks und ihrer gewaltsam abgebrochenen Karriere sind sie dem kollektiven Gedächtnis entfallen und vergessen. Um an diese "verlorene Generation" zu erinnern und ihren historischen Ort zu bestimmen, werden die Personen und ihre Texte im Rahmen verbindender Erlebnisbereiche und Themenfelder betrachtet, die durch Querschnittsdarstellungen der zeitgenössischen Literaturproduktion erschlossen und durch Fallbeschreibungen spezifischer Autorenprofile konkretisiert werden, wie sich aus folgenden Kapitelüberschriften mit den ihnen zugeordneten Namensnennungen einschlägiger "Fälle" ergibt: Verwischte Spuren (Dachs, Jacobi, Rabener); Einkehr ins Abseitige (Kerst, Hancke, Heimreich); Ausflug ins Fremde, Ferne und andere (Benndorf, Nebelthau); Rückwendung zu Kindheit und Jugend (Mende, Spervogel, Löscher); Besinnung auf die Heimat (Linke, Keller, von Bremen, Wiessalla und der mittlerweile hochgeschätzte Lampe); Generationserfahrung Krieg (Karsten, K. Pleyer, Rexroth und der wiederentdeckte Raschke); Nachdenken über Staatsmacht und Regierungsgewalt (der Sonderfall Klepper).
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Literaturwissenschaft und Öffentlichkeit neigen zu ablehnenden Pauschalurteilen, wenn es um die Einschätzung jener Literatur geht, die in Deutschland zur Zeit des NS-Regimes entstanden ist, erklärt Rezensent Carsten Würmann. Horst Denkler stellt in seiner Studie die angebliche Wertlosigkeit dieser Literatur in Frage, sichtet die gesamte Bandbreite des damaligen literarischen Schaffens und unterzieht dieses einer kritischen Prüfung - die stellenweise zur Rehabilitierung führen. Denklers Fazit über die "verlorene Schriftstellergeneration" bleibe differenziert, wie der Rezensent lobend anmerkt: Obwohl einige Autoren, etwa Kilian Kerst oder Hermann-Georg Rexroth, es verdienten, neu verlegt zu werden, so seien Zweifel darüber erlaubt, ob ihnen Erfolg beschieden sein wird, zumal ihre Werke in Form und Inhalt "irreversibel von der NS-Diktatur geprägt" sind, und dem heutigen Leser sehr fern und befremdend erscheinen können. Der Rezensent sieht sich nicht in der Lage zu entscheiden, ob man Denklers Einschätzungen teilen solle - dazu müsste man die von ihm gesichteten Bücher erst einmal lesen. Denklers eindeutiger Verdienst sei es jedoch, die Frage nach der Qualität der im Nationalsozialismus entstandenen Literatur so "material- wie faktenreich" gestellt zu haben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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