Werner Conze (1910-1986) zählt zu den bedeutendsten, aber auch umstrittensten deutschen Historikern im 20. Jahrhundert. Mit seinen sozial- und begriffsgeschichtlichen Pionierleistungen trug er nach 1945 wesentlich zur Perspektiverweiterung der westdeutschen Geschichtswissenschaft bei. Als junger Historiker hatte er dem Nationalsozialismus entgegengearbeitet, wozu er nach dem Krieg nie öffentlich Stellung nahm. Auf der Grundlage eines neu erschlossenen Nachlasses und weiterer bislang unberücksichtigter Quellen verfolgt die Biographie die wissenschaftlichen und politischen Metamorphosen des Historikers zwischen Drittem Reich und Bundesrepublik.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Für gründlich gescheitert hält Rezensent Ingo Haar diesen Versuch Jan Eike Dunkhases, den Historiker Werner Conze als "konservativen Modernisierer" darzustellen. Dafür geht der Autor dem Rezensenten viel zu unsolide vor. Dass Dunkhase von seinen 210 Seiten nur 40 Conzes steiler Karriere unterm Nationalsozialismus widmet, hält er für sysmptomatisch. Denn, möchte Haar klarstellen, Conze war kein angepasster Mitläufer. Er war einer "der radikalsten Antisemiten der Zunft", befeuerte Hitlers Ostfeldzug mit Propaganda und trat 1943 im besetzten Polen eine Professur für Siedlungsgeschichte an. Von Dunkhase werde Conzes Harmlosigkeit behauptet, nicht belegt, bemängelt der Rezensent. Aber auch Conzes Wirken in der Bundesrepublik findet der Rezensent nur unzureichend beleuchtet. Wie kann der Autor Conze der neuen Sozialgeschichte zurechnen, wo Conze doch nach 1945 herzlich wenig zu ihrer Neukonzeption beitrug. Er war das Gegenstück zur kritischen Meinecke-Schule. Haar fragt sich, warum so viele wahre Modernisierer wie Hans Rosenberg und Eckart Kehr, Veit Valentin und Hedwig Hintze im Dunkeln bleiben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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