John McDowell zählt seit dem Erscheinen seines aufsehenerregenden Buches Geist und Welt zu den angesehensten und wirkmächtigsten Autoren innerhalb der angelsächsischen Philosophie. Während sein bisheriges Hauptwerk sich primär mit erkenntnistheoretischen Fragen beschäftigt, um den Versuch einer Rehabilitierung eines schwachen Empirismus unter nichtszientistischen Voraussetzungen zu unternehmen, hat er in einer Reihe von Abhandlungen auch einen bedeutenden Beitrag zur Moralphilosophie entwickelt, der in Deutschland noch weitgehend unbekannt ist. Der vorliegende Band versammelt nun die wichtigsten Aufsätze, die John McDowell in den letzten zwei Jahrzehnten zum Entwurf einer Moralphilosophie verfaßt hat. Sie geben einen höchst originellen Ansatz zu erkennen, der aus der Widerlegung festgefahrener Alternativen in der Ethik zur Wiederbelebung eines Wertrealismus gelangt. Eine Einleitung, die McDowells moralphilosophischen Entwurf im Kontext seines Werks und der gegenwärtigen Debatten situiert, komplettiert diesen Band, mit dem seine wichtigsten Arbeiten zur theoretischen und nun auch zur praktischen Philosophie in deutscher Sprache vorliegen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
1998 im Original erschienen, sind diese Aufsätze dem Rezensenten auch heute noch ein Rätsel. Zwar erkennt Manfred Geier das zentrale moralphilosophische Anliegen des Autors, das Verhältnis zwischen Vernunft, Werten und Wirklichkeit zu klären und die spaltende Opposition zwischen diesen Größen und der Natur zu unterlaufen, McDowell aber hält er für einen jener Rudelphilosophen, die nichts anderes tun, als "interne Gespräche" mit Kollegen zu führen. "Beiträge zu einer gemeinsamen Jagd nach den besten Argumenten" sind das, schreibt Geier durchaus anerkennend zwar, aber zugleich darauf hinweisend, dass eben darin die Begrenztheit des Unternehmens liegt. Man muss wissen, was all die anderen denken, mit denen McDowell kommuniziert (neben Kant und Aristoteles sind das zum Beispiel Philippa Foot und Bernard Williams), warnt Geier selbst den moraltheoretisch interessierten Leser, sonst erscheinen des Autors Interventionen "wie sophistische Haarspaltereien" und verlieren an Klarheit und Relevanz.
© Perlentaucher Medien GmbH
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