Die Kraft der Liebe
Dies ist ja nicht das erste Büchlein, das ich von Rüdiger Marmulla gelesen habe. Ich liebe seine Art zu schreiben. Seine kleinen Geschichten haben eine ganz eigene Ausstrahlung. Er hat einen extrem minimalistischen Schreibstil. Einfache Sätze, wenig Details. Und trotzdem
gelingt es ihm stets, Gefühle hautnah zu vermitteln. Dieses kleine Büchlein hat er posthum seinen Eltern…mehrDie Kraft der Liebe
Dies ist ja nicht das erste Büchlein, das ich von Rüdiger Marmulla gelesen habe. Ich liebe seine Art zu schreiben. Seine kleinen Geschichten haben eine ganz eigene Ausstrahlung. Er hat einen extrem minimalistischen Schreibstil. Einfache Sätze, wenig Details. Und trotzdem gelingt es ihm stets, Gefühle hautnah zu vermitteln. Dieses kleine Büchlein hat er posthum seinen Eltern gewidmet. Er schildert sehr einfühlsam, wie sich seine Eltern, sehr jung noch, mitten im Krieg, kennenlernten, sich jahrelang Briefe schrieben, auch einige Schlüsselerlebnisse seines Vaters während des Krieges, bis er als Versehrter heimkehrte.
Der Autor lässt viel Freiraum für das eigene Kopfkino. Ich hatte automatisch die Jugendfotos meiner eigenen Eltern vor Augen. Auch sie hatten sich gegen Kriegsende kennengelernt. Mein Vater war aufgrund einer Körperbehinderung nicht eingezogen worden. Dennoch war es schwierig. Er lebte in Wien, meine Mutter in der Steiermark. Auch sie schrieben sich Briefe.
Es gelingt dem Autor, obwohl diese Szenen nur kurz sind, sehr lebendig und sehr bewegend die Lebenssituation der Menschen von damals begreiflich zu machen. Man hatte keine Wahl. Man musste sich fügen, erdulden und sich gedulden, und letztlich das Glück haben zu überleben. Man kann die Emotionen und Intentionen der Menschen nachvollziehen. Man spürt die Kraft der Liebe, die Zuversicht und Hoffnung, das Gottvertrauen und das Verantwortungsbewusstsein, das ihnen die Kraft gab, ihr Schicksal zu bewältigen.
„Westwärts leuchten die Sterne“ ist ein Büchlein, das einen berührt und nachdenklich stimmt. Die Aktualität im Hinblick auf den Ukraine-Krieg ist erschütternd. Da passiert dasselbe sinnlose Leid wie es die Eltern des Autors und deren Zeitgenossen damals erfuhren.
Unbedingt lesenswert!