Deutschlands Außenpolitik sieht sich seit 1871 einem Zielkonflikt ausgesetzt: Soll sich das Land im »Windschatten der Weltpolitik« einrichten? Oder soll es »weltpolitische Verantwortung« übernehmen? Hatte noch das Kaiserreich einen verhängnisvollen »Platz an der Sonne« gesucht, so hegten die grauenvollen Erfahrungen zweier Weltkriege die deutschen Ambitionen ein und prägten eine Kultur der Zurückhaltung. Der Sturm eines Krieges sollte nie wieder von Deutschland ausgehen. Mit der deutschen Einheit und dem Ende des Kalten Kriegs lag eine Rückkehr zur weltpolitischen Rolle nahe; doch die deutsche Außenpolitik seit 1990 lässt sich besser verstehen, wenn man sie als den Versuch deutet, in den Wettbewerbsvorteil des Windschattens hineinzukommen. Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ging diese Option 2022 jedoch verloren. Mariano Barbato spannt in diesem Buch den Vorstellungsrahmen deutscher Außenpolitik in einer meteorologischen Metaphorik auf und erklärt ihre »Wetterwechsel« eindrucksvoll entlang der außenpolitischen »Morgenlagen« des Kaiserreichs, der Weimarer Republik, des NS-Staats, des westdeutschen Kernstaats und des vereinten Deutschlands. Sein politikwissenschaftlicher Blick in die Geschichte zeigt, dass es stets auf den Kanzler ankommt, ob Sturm aufzieht oder Deutschland im europäischen Windschatten der Weltpolitik prosperiert.-neuer Blick auf die Geschichte der deutschen Außenpolitik seit 1871-Analyse der deutschen Sicherheitspolitik bis zum Ukrainekrieg 2022-Handlungsoptionen für die Bundesrepublik Deutschland im 21. Jh.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Der Politikwissenschaftler Mariano Barbato widmet sich in seinem Buch der Außenpolitik aus Kanzler-Sicht, erkennt Rezensent Johan Schloemann: Allen Kanzlern seit Bismarck ist ein eigenes Kapitel gewidmet, um die historische Entwicklung mit ihren Brüchen und Kontinuitäten zu zeigen. Der Rezensent lernt, dass die deutsche Außenpolitik immer wieder zwischen Zurückhaltung und Dominanz wechselt, was oft mit der jeweiligen wirtschaftlichen Situation zu tun hat. Die titelgebenden "Wetterwechsel" liest Schloemann dabei aber nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Sprache Barbatos, die ihm mit ihren steten Wettermetaphern manchmal etwas zu repetitiv gerät, der Stil ist ihm etwas zu "unsortiert." Das kann der Rezensent mit Blick auf die inhaltliche Schlagkraft und Anschaulichkeit aber gut verzeihen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Mariano Barbato erzählt von der Außenpolitik der Kanzler, von Bismarck bis Scholz. [...] Diese Portionierung nach dem Prinzip Chefsache ist [...] nicht nur recht kurzweilig und entspricht der Richtlinienkompetenz, sie macht auch von Kapitel zu Kapitel anschaulich, wie für die Regierenden die Tagespolitik und folgenreiche Weichenstellungen oft undurchschauber verknotet sind.« Johan Schloemann, Süddeutsche Zeitung, 12.12.2022»Ein Titel, der mit Blick auf die aktuelle Diskussion um Deutschlands Rolle in Europa und der Welt eine hohe Aktualität besitzt. Barbato geht u.a. der Frage nach: Soll sich Deutschland im 'Windschatten der Weltpolitik' einrichten? Oder soll es mehr Verantwortung in der Welt übernehmen?« Carsten Schulte, buchreport, September 2022»Barbatos Buch [bietet] einen guten Einstieg und Überblick über 150 Jahre Außenpolitik, in denen Deutschland zum Nationalstaat wurde, seinen Weg zwischen Ost und West gesucht und sich mehrfach übernommen hat, um sich dann als Wirtschaftsmacht 'im Windschatten des Westens' zu verankern.« Michael Rohschürmann, Portal für Politikwissenschaft, 04.09.2023»Ein deutscher Spielraum jenseits des Westens bestehe nicht mehr. Derart deutlich wie realistisch haben das bislang nur wenige Autoren in Deutschland beschrieben.« Thomas Speckmann, Internationale Politik, 02.01.2023