Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.12.2008Über Vergänglichkeit
Auf dem Umschlag zum neuesten Buch des amerikanischen Kultautors David Sedaris ist Vincent van Goghs Totenkopf mit brennender Zigarette zu sehen. Das passt, denn die meisten der 22 Grotesken, von denen viele zuerst im "New Yorker" publiziert wurden, behandeln das barocke Motiv der Vanitas in unserer Gegenwart. Ob die Episoden in den stinkenden Anatomiesaal führen, menschliche Skelette im Schlafzimmer als Mahnbild zeichnen oder die Lieblingsangst der Amerikaner vor Krankheitserregern behandeln - fast immer geht es um Altern, Vergänglichkeit und Tod. Sedaris, der den Wahrheitsgehalt seiner Geschichten einmal auf 97 Prozent bezifferte, gibt sich keine Mühe, von sich, seinem Elternhaus oder seinem Partner Hugh Hamrick abzulenken, sie gehören zum Personal der bizarren Erlebnisse. Dass er sie irgendwann "mehr oder weniger aus Langeweile" aufzuschreiben begann, wie es in der Erzählung "Was ich lernte" heißt, glaubt man sofort. Sedaris' Talent liegt in der Wachheit und Aufmerksamkeit für das Absurde im Alltäglichen, das er kurzweilig und pointiert beschreibt. Man liest das gern, wird es aber ebenso schnell wieder vergessen. Denn Sedaris' vielgepriesener Witz lässt nur lächeln und nicht laut lachen. Gegenüber einem Autor wie Max Goldt fehlt es an Esprit, Raffinement und vor allem an Sprachsubversion. Oft wirkt der Text wie die Untertitel zu einer Originalfassung von Woody Allen. Witz merkt man der Übersetzung leider am ehesten an. (David Sedaris: "Schöner wird's nicht". Roman. Aus dem Amerikanischen von Georg Deggerich. Karl Blessing Verlag, München 2008. 320 S., geb., 19,95 [Euro].) kos
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auf dem Umschlag zum neuesten Buch des amerikanischen Kultautors David Sedaris ist Vincent van Goghs Totenkopf mit brennender Zigarette zu sehen. Das passt, denn die meisten der 22 Grotesken, von denen viele zuerst im "New Yorker" publiziert wurden, behandeln das barocke Motiv der Vanitas in unserer Gegenwart. Ob die Episoden in den stinkenden Anatomiesaal führen, menschliche Skelette im Schlafzimmer als Mahnbild zeichnen oder die Lieblingsangst der Amerikaner vor Krankheitserregern behandeln - fast immer geht es um Altern, Vergänglichkeit und Tod. Sedaris, der den Wahrheitsgehalt seiner Geschichten einmal auf 97 Prozent bezifferte, gibt sich keine Mühe, von sich, seinem Elternhaus oder seinem Partner Hugh Hamrick abzulenken, sie gehören zum Personal der bizarren Erlebnisse. Dass er sie irgendwann "mehr oder weniger aus Langeweile" aufzuschreiben begann, wie es in der Erzählung "Was ich lernte" heißt, glaubt man sofort. Sedaris' Talent liegt in der Wachheit und Aufmerksamkeit für das Absurde im Alltäglichen, das er kurzweilig und pointiert beschreibt. Man liest das gern, wird es aber ebenso schnell wieder vergessen. Denn Sedaris' vielgepriesener Witz lässt nur lächeln und nicht laut lachen. Gegenüber einem Autor wie Max Goldt fehlt es an Esprit, Raffinement und vor allem an Sprachsubversion. Oft wirkt der Text wie die Untertitel zu einer Originalfassung von Woody Allen. Witz merkt man der Übersetzung leider am ehesten an. (David Sedaris: "Schöner wird's nicht". Roman. Aus dem Amerikanischen von Georg Deggerich. Karl Blessing Verlag, München 2008. 320 S., geb., 19,95 [Euro].) kos
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main