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Die Epoche der britischen Romantik kennzeichnet ein gesellschaftlicher, epistemologischer und ästhetischer Wandel, der zugleich die Theorie und Praxis des Verstehens betrifft: Rückt um 1800 das "Nichtverstehen" in das transzendentale Problembewusstsein der Hermeneutik, so verhandelt die britische Romantik in ihrer Poetik und Poesie zeitgleich mögliche Erkenntnispotenziale des Nichtverstehens sowie Alternativen zu einer rationalen Welterschließung.Der romantische Dichter John Keats entfaltet in seinem Werk ein epistemologisch-ästhetisches Programm, das solch alternative Weltzugänge eröffnet,…mehr

Produktbeschreibung
Die Epoche der britischen Romantik kennzeichnet ein gesellschaftlicher, epistemologischer und ästhetischer Wandel, der zugleich die Theorie und Praxis des Verstehens betrifft: Rückt um 1800 das "Nichtverstehen" in das transzendentale Problembewusstsein der Hermeneutik, so verhandelt die britische Romantik in ihrer Poetik und Poesie zeitgleich mögliche Erkenntnispotenziale des Nichtverstehens sowie Alternativen zu einer rationalen Welterschließung.Der romantische Dichter John Keats entfaltet in seinem Werk ein epistemologisch-ästhetisches Programm, das solch alternative Weltzugänge eröffnet, indem es unterschiedliche Formen und Leistungen des Nichtverstehens reflektiert. Ausgehend von Keats' Briefen liest die Studie das poetologische Konzept der "Negative Capability" erstmals systematisch als methodologisch fundierte Akzeptanz von Nichtverstehen, analysiert die damit verschränkten Auffassungen zu Identität, Alterität, urteilendem Denken und der Imagination und entwickelt Keats' Forderung einer 'Fähigkeit zum Negativen' zu einer 'Hermeneutik unter Vorbehalt' weiter. Die kritische Auseinandersetzung mit Thesen zu den Bedingungen von Verstehen und Nichtverstehen in der philosophischen und literarischen Hermeneutik, der Dekonstruktion sowie der Posthermeneutik und Präsenzästhetik bildet die theoretische Basis für nuancierte close readings von Keats' Gedichten "Sleep and Poetry", "La Belle Dame Sans Merci", "Lamia" und "Ode on a Grecian Urn". Die Studie bietet innovative Lektüren der Poesie, die nicht nur als Metakritik von rationalen und philosophischen Zugangsweisen zur Welt und zu ästhetischen Objekten lesbar ist, sondern auch das epistemische Potenzial sinnlicher und imaginativer Strategien ergründet.Der Band erörtert exemplarisch aktuelle Fragen zur Hermeneutik und Ästhetik aus philosophischer und literaturtheoretischer Perspektive und bietet neue Erkenntnisse zum Wechselspiel von Verstehen und Nichtverstehen in der ästhetischen Erfahrung sowie der literaturwissenschaftlichen Praxis der Interpretation.