Er weiß nicht, wie er wirklich heißt. Er hatte schon viele Namen. Doch keiner davon war sein eigener. Aufgewachsen ohne Identität hat er ein Talent: Er kann in jede Rolle schlüpfen. Seit Neustem gibt er sich für den vermissten Danny Dellomondo aus. Eine Identität wie für ihn gemacht. Als er die Familie des Jungen kennenlernt, scheint zunächst alles perfekt. Fast zu perfekt.
Ist sein Spiel wirklich so echt? Oder hat auch die Familie etwas zu verbergen? Und wo steckt eigentlich der wahre Danny? Als klar wird, wer hier wen täuscht, ist es fast schon zu spät.
Aus "Who I am not":
"Es ist einfacher, wenn ich euch erzähle, wer ich nicht bin. Ich bin weder Kerry Ludwig noch Sean Callahan. Ich bin weder David Alvierez noch Peter McLeod oder Frank Rolfe. All diese Jungen bin ich einmal gewesen, aber keiner von ihnen war ich. Und Danny Dellomondo bin ich auch nicht, egal, was ich gesagt habe. Wäre ich Danny, würde ich das jetzt nicht erzählen, oder? Ich meine, dann könnte ich es nicht erzählen."
who-i-am-not.de
Ist sein Spiel wirklich so echt? Oder hat auch die Familie etwas zu verbergen? Und wo steckt eigentlich der wahre Danny? Als klar wird, wer hier wen täuscht, ist es fast schon zu spät.
Aus "Who I am not":
"Es ist einfacher, wenn ich euch erzähle, wer ich nicht bin. Ich bin weder Kerry Ludwig noch Sean Callahan. Ich bin weder David Alvierez noch Peter McLeod oder Frank Rolfe. All diese Jungen bin ich einmal gewesen, aber keiner von ihnen war ich. Und Danny Dellomondo bin ich auch nicht, egal, was ich gesagt habe. Wäre ich Danny, würde ich das jetzt nicht erzählen, oder? Ich meine, dann könnte ich es nicht erzählen."
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.04.2015Der Hölle entkommen
Ein Junge schlüpft in die Identität eines verschwundenen Kindes
„Es ist einfacher, wenn ich euch erzähle, wer ich nicht bin. Ich bin weder Kerry Ludwig noch Sean Callahan. Ich bin weder David Alvierez noch Peter McLeod oder Frank Rolfe. Alle diese Jungs bin ich einmal gewesen, aber keiner von ihnen war ich.“ Weiß er wirklich nicht, wer er ist, der Junge, den die Polizei in Tucson aufgreift, auf einem Parkplatz, neben einem tödlich verunglückten Mann, der bald als der Kleinkriminelle Harvey identifiziert wird? Dieser Junge, der, aus leidvoller Erfahrung in Überlebensstrategien geübt, in einem unbewachten Augenblick in der Polizeistation auf den Computer schaut und sich aus der Liste der verschwundenen Kinder eine neue Identität sucht. Denn das Einzige, was er weiß, ist, er will nicht wieder zurück in die Hölle der Pflegefamilien, in der er seit seiner Geburt aufwuchs, in der er seine Identität und Erinnerung verlor und aus der ihn vor drei Jahren Harvey rettete. Aus der „Bösen Zeit“, die er zuletzt in seiner 18. Familie bei fanatischen Bibelfundamentalisten verbrachte. Seitdem zog er mit Harvey durch die USA, wurde als sein Kumpel ein geschickter Taschen- und Trickdieb. Zusammen überlebten sie mit Gaunereien und nutzten die Gutgläubigkeit und Dummheit der Mitmenschen aus.
Sein Plan, als verschollener Junge wieder aufzutauchen, scheint aufzugehen, die neue Familie erkennt in dem 15-Jährigen den vor drei Jahren plötzlich verschwundenen Sohn. Er will bei ihnen nur die Monate bis zu seinem 16. Geburtstag überbrücken, bis er alt genug ist, um ein eigenes Leben zu führen.
Der amerikanische Autor Ted Staunton fand die Anregung für seinen Psychothriller „Who I Am Not“ in einem Zeitungsartikel im New Yorker, der über einen 20-jährigen Hochstapler berichtete, der sich erfolgreich eine neue Identität verschaffte. Doch Ted Staunton entwickelt in seiner fiktiven Geschichte, die er die Hauptperson, den Jungen unter dem neuen Familiennamen Danny Dellomondo, erzählen lässt, bald eine raffinierte Dramaturgie, die ihre Spannung nicht nur aus der Frage gewinnt, wie die Anpassung gelingt, ob sein Betrug aufgedeckt wird. Denn nicht nur er, jeder der Erwachsenen dieser ziemlich großen Familie aus einem schwierigen gesellschaftlichen Milieu, scheint in das ständige Täuschungsmanöver verwickelt zu sein. Bis auf die erwachsene Halbschwester ist in diesem Soziogramm einer kanadischen Kleinstadt, mit sezierend kritischem Blick entworfen, knapp und dialogreich erzählt, und gut ins Deutsche von Bea Reiter übertragen, keiner wirklich sympathisch. Im besten Fall sind die Beteiligten unfähig oder hilflos, und im schlimmsten Fall gefährlich. Eine besonders undurchsichtige Rolle spielt ein pensionierter Kommissar, der den Jungen gnadenlos unter Druck setzt – nachdem er seine falsche Identität aufgedeckt hat –, um dem, wie er argwöhnt, kriminellen Familiengeheimnis auf die Spur zu kommen.
Und trotzdem verliert die Suche nach der Wahrheit, die Auflösung des kriminalistischen Plots, zum Ende hin immer mehr an Bedeutung, für niemanden endet diese Geschichte wie in einem gewöhnlichen Krimi. In einem bemerkenswerten literarischen Schachzug – der auch damit zu tun hat, dass ganz behutsam Liebe ins Spiel kommt – wird die Frage beantwortet, wie der Junge sich selbst und seine Zukunft sieht, ohne seine eigene Geschichte zu kennen. „ Ich heiße vielleicht Adam Davidson, Ben Adams, David Adamson, Adam Gillian. Der Name ist eigentlich egal. Ich glaube, ich weiß, was wahr ist. Vielleicht haben wir uns schon kennengelernt. Es spielt keine Rolle. Ich könnte jeder sein. Aber ich werde wissen, wer ich bin.“ (Ab 13 Jahren.)
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Ted Staunton:
Who I am not. Von Lügen und anderen Wahrheiten.
Aus dem Kanadischen
von Bea Reiter. Arena
Verlag, Würzburg 2015.
227 Seiten, 12,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Ein Junge schlüpft in die Identität eines verschwundenen Kindes
„Es ist einfacher, wenn ich euch erzähle, wer ich nicht bin. Ich bin weder Kerry Ludwig noch Sean Callahan. Ich bin weder David Alvierez noch Peter McLeod oder Frank Rolfe. Alle diese Jungs bin ich einmal gewesen, aber keiner von ihnen war ich.“ Weiß er wirklich nicht, wer er ist, der Junge, den die Polizei in Tucson aufgreift, auf einem Parkplatz, neben einem tödlich verunglückten Mann, der bald als der Kleinkriminelle Harvey identifiziert wird? Dieser Junge, der, aus leidvoller Erfahrung in Überlebensstrategien geübt, in einem unbewachten Augenblick in der Polizeistation auf den Computer schaut und sich aus der Liste der verschwundenen Kinder eine neue Identität sucht. Denn das Einzige, was er weiß, ist, er will nicht wieder zurück in die Hölle der Pflegefamilien, in der er seit seiner Geburt aufwuchs, in der er seine Identität und Erinnerung verlor und aus der ihn vor drei Jahren Harvey rettete. Aus der „Bösen Zeit“, die er zuletzt in seiner 18. Familie bei fanatischen Bibelfundamentalisten verbrachte. Seitdem zog er mit Harvey durch die USA, wurde als sein Kumpel ein geschickter Taschen- und Trickdieb. Zusammen überlebten sie mit Gaunereien und nutzten die Gutgläubigkeit und Dummheit der Mitmenschen aus.
Sein Plan, als verschollener Junge wieder aufzutauchen, scheint aufzugehen, die neue Familie erkennt in dem 15-Jährigen den vor drei Jahren plötzlich verschwundenen Sohn. Er will bei ihnen nur die Monate bis zu seinem 16. Geburtstag überbrücken, bis er alt genug ist, um ein eigenes Leben zu führen.
Der amerikanische Autor Ted Staunton fand die Anregung für seinen Psychothriller „Who I Am Not“ in einem Zeitungsartikel im New Yorker, der über einen 20-jährigen Hochstapler berichtete, der sich erfolgreich eine neue Identität verschaffte. Doch Ted Staunton entwickelt in seiner fiktiven Geschichte, die er die Hauptperson, den Jungen unter dem neuen Familiennamen Danny Dellomondo, erzählen lässt, bald eine raffinierte Dramaturgie, die ihre Spannung nicht nur aus der Frage gewinnt, wie die Anpassung gelingt, ob sein Betrug aufgedeckt wird. Denn nicht nur er, jeder der Erwachsenen dieser ziemlich großen Familie aus einem schwierigen gesellschaftlichen Milieu, scheint in das ständige Täuschungsmanöver verwickelt zu sein. Bis auf die erwachsene Halbschwester ist in diesem Soziogramm einer kanadischen Kleinstadt, mit sezierend kritischem Blick entworfen, knapp und dialogreich erzählt, und gut ins Deutsche von Bea Reiter übertragen, keiner wirklich sympathisch. Im besten Fall sind die Beteiligten unfähig oder hilflos, und im schlimmsten Fall gefährlich. Eine besonders undurchsichtige Rolle spielt ein pensionierter Kommissar, der den Jungen gnadenlos unter Druck setzt – nachdem er seine falsche Identität aufgedeckt hat –, um dem, wie er argwöhnt, kriminellen Familiengeheimnis auf die Spur zu kommen.
Und trotzdem verliert die Suche nach der Wahrheit, die Auflösung des kriminalistischen Plots, zum Ende hin immer mehr an Bedeutung, für niemanden endet diese Geschichte wie in einem gewöhnlichen Krimi. In einem bemerkenswerten literarischen Schachzug – der auch damit zu tun hat, dass ganz behutsam Liebe ins Spiel kommt – wird die Frage beantwortet, wie der Junge sich selbst und seine Zukunft sieht, ohne seine eigene Geschichte zu kennen. „ Ich heiße vielleicht Adam Davidson, Ben Adams, David Adamson, Adam Gillian. Der Name ist eigentlich egal. Ich glaube, ich weiß, was wahr ist. Vielleicht haben wir uns schon kennengelernt. Es spielt keine Rolle. Ich könnte jeder sein. Aber ich werde wissen, wer ich bin.“ (Ab 13 Jahren.)
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Ted Staunton:
Who I am not. Von Lügen und anderen Wahrheiten.
Aus dem Kanadischen
von Bea Reiter. Arena
Verlag, Würzburg 2015.
227 Seiten, 12,99 Euro.
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