Eine nicht nur in akademischen Kreisen verbreitete Erklärungsstrategie führt die tiefgreifenden ethischen Deformationen der Moderne nicht auf eine kontingente Fehlentwicklung zurück, sondern versucht, die normativen Defizite der modernen Kultur in der Form der Rationalität wiederzufinden, die diese Kultur durchdringt. Darüber, welcher Typ Rationalität konstitutiv für jene sozialen Pathologien ist, herrscht weitgehende Einigkeit: es ist der Typ "instrumenteller Vernunft", der, ausgehend von den Entwicklungen der abendländischen Gesellschaft in den letzten zwei bis drei Jahrhunderten, seinen unheilvollen Siegeszug über die soziale Welt der Moderne begonnen hat. Was ist der Ursprung dieser These? Und vermag sie - erst recht unter den Bedingungen moderner philosophischer Theoriebildung - noch zu überzeugen?