Wie man in christlichen Kreisen während der Väterzeit und des theologischen Mittelalters mit Menschen verfuhr, die abweichende Ansichten vertraten, ist beileibe kein Ruhmesblatt. Das betrifft solche, die in der Großkirche wurzeln - also Heterodoxe -, Anhänger von Religionen wie Gnostiker, Manichäer und Katharer, oder innerkirchliche Sonderlehrer und ihre Gefolgschaft. In einem ersten Band - ein zweiter soll folgen - wird besonders anhand von Aussagen einschlägiger Quellen dargestellt, wie man in der Väterzeit gegen jene theologisch und schriftlich vorging, welche diesen drei Gruppen angehörten. So ergibt sich das ebenso begründete wie einsichtige Bild eines Sachverhaltes, der vom Buchstaben oder Geist des Evangeliums kaum berührt war. Es belegt zudem, daß dieses "Ketzer"bild wenig aus eigener Kenntnis gemalt wurde. Vielmehr behalf man sich weithin mit Pinselstrichen, deren Farben von einer allgemeinen Palette stammen. Sie verunglimpften die Gegner als gefährliche religiös-sittliche Ungeheuer mit beschränktem Denkvermögen.