Wie ist im Laufe der Evolution des Menschen die Intelligenz entstanden? Das neue Buch von William Calvin liefert überraschende Antworten auf diese brisante Frage. Überzeugend und anregend zugleich zeigt der Autor, daß derselbe Konkurrenz- und Selektionsdruck, der Arten entstehen läßt oder die Gestalt eines Antikörpermoleküls bestimmt, im Prinzip auch dafür verantwortlich ist, aus einfachen, flüchtigen Gedankeninhalten hochkomplexe, wohlausgefeilte Ideen zu formen - nur auf einer viel kürzeren Zeitskala. Der Darwinsche Wettstreit im Gehirn findet zunächst im Un- oder Unterbewußten statt, und erst wenn eine der "eingereichten" Ideen sich der internen Qualitätsprüfung und Optimierung erfolgreich unterzogen hat, wird sie uns bewußt. Die Evolution der Intelligenz ist nicht beendet. Aber sie scheint nun eine nichtbiologische Richtung zu nehmen: An die Seite der natürlichen Intelligenz tritt die künstliche, und der Bau wirklich intelligenter Maschinen ist für Calvin nur eine Frage der Zeit. Treten wir in eine neue Phase des Wettrüstens ein, diesmal von menschlicher gegen maschinelle Intelligenz?