Seit Vega bei einer Feier gestürzt ist, leidet sie an Aphasie. Sie kann nicht sprechen, kaum lesen und mit noch größerer Mühe schreiben. Auch die Beziehung zu ihrer besten Freundin Ida und ihrem Freund Johan gibt ihr keinen Halt, denn sie kommen mit ihrer Krankheit nicht zurecht. Vega fühlt sich innerlich wie tot und zieht sich immer mehr zurück. Bis sie Theo trifft, der ebenfalls an Aphasie leidet und beide merken, dass sich zusammen leichter ein Weg in ein neues Leben finden lässt.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Dieses Buch hat Rezensentin Stephanie Jaeckel gerade durch die Präzision berührt, mit der die Autorin ein sehr konkretes Problem - die schweren Sprachstörungen nach einem Unfall - aufgreift. Die Protagonistin versteht zwar alles, aber sie kann nicht mehr recht sprechen, geschweige denn schreiben. Sie möchte dem Unfall auf die Spur kommen, so die Rezensentin, denn ihrer Erinnerung nach wurde sie gestoßen und ist nicht gefallen. Der Roman besticht für Jaeckel durch die Konzentration aufs Thema und kluge Vermeidung aller Überfrachtung. Am Ende steht trotz aller Widrigkeiten ein Happy End.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.02.2019Anpacken statt Abhängen
Von Ratten, Schlangen und Präsidenten: Im ausverkauften Schauspiel Frankfurt stellt T. C. Boyle seinen neuen Roman vor.
Von Florian Balke
Er hat einmal neben Donald Trump gesessen. In den neunziger Jahren war das, bei einer Buchvorstellung in Las Vegas. "Ich glaube, die Zuhörer mochten mich lieber", sagt T. C. Boyle. Wie in Vegas, so auch im restlos ausverkauften Schauspiel Frankfurt, wo der Schriftsteller auf Einladung des Literaturhauses seinen neuen Roman vorstellt. Für den amerikanischen Autor hat das Publikum ausgesprochen viel übrig, für den Präsidenten der Vereinigten Staaten gar nichts. Es giert nach Trump-Kritik wie die Fehlbesetzung im Weißen Haus nach Aufmerksamkeit.
Das passt zu einem Abend, der sich um Süchte dreht, von Boyles neuem Buch bis zu den Ratten, die er zu Hause im kalifornischen Montecito in Lebendfallen fängt und ein paar Meilen weiter in freier Wildbahn wieder aussetzt. Sie lieben die Kabel im BMW seiner Frau. Und die Erdnussbutter, die er als Lockstoff in den Fallen plaziert. Was amerikanische Ratten halt so mögen. Und es sind viele kleine Nagetiere, von deren Fang und Aussetzung Boyle auf Twitter berichtet. 158 habe er bislang gezählt, sagt Martin Scholz von der "Welt am Sonntag", dessen ebenfalls angekündigter Kollege Stefan Aust auf Recherchereise gehen musste und daher entschuldigt fehlt. Es seien weit mehr, entgegnet Boyle: "Ich erwarte die Ankunft von Nummer 205." Seine Tweets geben ihm die Möglichkeit, neben dem Skurrilen zahlreiche flüchtige Aspekte der Wirklichkeit festzuhalten: "Wir alle sehen es und gehen daran vorbei." Und das Suchtpotential der sozialen Medien? "Es gibt ja auch noch so etwas wie den Ausschaltknopf."
Um bewusstseinserweiternde Drogen geht es in Boyles Roman "Das Licht", der vor knapp zwei Wochen, wie zuvor schon andere Bücher des Autors, als Erstes auf Deutsch erschienen ist. In der englischsprachigen Welt kommt er unter dem Titel "Outside Looking In" erst im April heraus. Eine gute Begründung für die anhaltende Zuneigung seiner deutschen Leser ist Boyle am Abend vor dem Frankfurter Auftritt auch eingefallen: "Liebe." Was seine hierzulande besonders zahlreichen und treuen Anhänger betrifft, ist das nichts als die Wahrheit. Aber der humorvolle, zudem mit allen Wassern des Live-Auftritts gewaschene Autor lässt auch sonst keine Gelegenheit aus, seine Antworten durch gekonnte Zuspitzung so auf den Punkt zu bringen, dass das Publikum entweder lacht oder klatscht.
Warum also abermals ein Roman über Männer mit Mission, Besessenheit und Gefolgschaft? Nach Büchern über den Sexforscher Alfred Kinsey, den Architekten Frank Lloyd Wright und den Lebensreformer William Kellogg, dessen Bruder die Erdnussbutter für Boyles Ratten erfand, geht es nun um Timothy Leary, den Psychologieprofessor aus Harvard, der das Amerika der frühen sechziger Jahre mit der Einnahme von LSD bekanntmachte, zunächst als Arzneimittel zur Erleichterung der Psychotherapie. Boyle faszinieren solche Männer, deren Tätigkeit mitunter weitreichendere Folgen gehabt habe als die so manchen Generals mit Panzern. Er schiebt eine selbstbewusste Beobachtung nach: "Ich folge niemandem, ich führe selbst." Und gibt dem Gedanken noch einen weiteren Dreh: "Ich bin selbst ein Guru, aber ein guter." Womit das kurze Aufblitzen des Manipulativen, das in jeder Kunstgattung, vor allem aber in der literarischen Fiktion steckt, wieder im gutmütigen Selbstveräppeln geerdet ist.
Und wie war es für Boyle vor 50 Jahren in Woodstock? Um das Festival geht es an diesem Abend leichter Plauderei ein bisschen zu ausführlich. Der Autor antwortet artig, klingt auf diese Weise aber ein wenig nach Opa, der vom Krieg erzählt. Seine Karten hat er noch, den ersten Festivaltag verpassten er und seine Freunde, weil sie sich erst noch Drogen kaufen mussten, deswegen kamen sie trotz der vielen Staus auf den Zufahrtsstraßen schließlich doch noch aufs Gelände, wo das Schönste das Gemeinschaftserlebnis war: "Alle waren eines Sinnes." Würde er es wieder tun? "Ich wäre lieber Gefangener des ,Islamischen Staates'." Jetzt aber nochmal im Ernst - wie steht er heute zur damaligen Mischung aus Hedonismus und Protest? "Das Gute überwiegt das Schlechte."
Fast unbesprochen bleiben Freiheit, Schönheit, Macht, Verführung und Missbrauch im neuen Buch, dessen deutsche Passagen Christoph Pütthoff liest. Zu viel geht es um das Leben des 1948 in einer Kleinstadt bei New York geborenen Autors. Darum, dass er als junger Erwachsener selbst LSD genommen und kaum gute Erfahrungen damit gemacht hat, aber neugierig war und wissen wollte, ob der Ruf der Droge als Rauschmittel, das seine Konsumenten Gott schauen ließ, auf Wahrheit beruhte: "Ist Gott nur eine chemische Reaktion?" Schon lange lebt er bis auf Rotwein ohne jede stimulierende Substanz: "Mein Gehirn hängt am seidenen Faden, also schone ich es." Er selbst braucht nur noch Zeit allein in der Natur: "Dann bin ich nicht länger an die Erde gebunden, sondern auf einem Trip ganz eigener Art."
Die Drogenepidemie jedoch, die sich seit einigen Jahren rund um fahrlässig verschriebene Schmerzmittel bis ins ländliche Amerika ausgebreitet hat und Bürger trifft, die nie Erfahrungen mit Drogen machen wollten, führt Boyle auf die Hoffnungslosigkeit zurück, die der Niedergang traditioneller Berufe und Arbeitsmodelle mit sich bringe. Gerade hat er im "New Yorker" eine Kurzgeschichte über selbstfahrende Kraftfahrzeuge veröffentlicht. Viel hält er nicht von ihnen. Nicht nur der amerikanische Mensch brauche das protestantische Arbeitsethos und das Gefühl, etwas herstellen, tun und bewirken zu können: "Wenn man mir heute Abend sagte, ich dürfte nicht mehr schreiben, wäre ich in zwei Wochen Junkie." Im Schauspiel darf er nach der Lesung zumindest fast zwei Stunden lang signieren. Die Schlange reicht vom Chagallsaal bis in die Tiefen der Panorama-Bar. Und in Zukunft? Wenn Trump nicht mehr Präsident ist und sein nächstes Buch auf der Frankfurter Buchmesse vorstellt? "Das ist unmöglich. Dann sitzt er im Gefängnis."
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Von Ratten, Schlangen und Präsidenten: Im ausverkauften Schauspiel Frankfurt stellt T. C. Boyle seinen neuen Roman vor.
Von Florian Balke
Er hat einmal neben Donald Trump gesessen. In den neunziger Jahren war das, bei einer Buchvorstellung in Las Vegas. "Ich glaube, die Zuhörer mochten mich lieber", sagt T. C. Boyle. Wie in Vegas, so auch im restlos ausverkauften Schauspiel Frankfurt, wo der Schriftsteller auf Einladung des Literaturhauses seinen neuen Roman vorstellt. Für den amerikanischen Autor hat das Publikum ausgesprochen viel übrig, für den Präsidenten der Vereinigten Staaten gar nichts. Es giert nach Trump-Kritik wie die Fehlbesetzung im Weißen Haus nach Aufmerksamkeit.
Das passt zu einem Abend, der sich um Süchte dreht, von Boyles neuem Buch bis zu den Ratten, die er zu Hause im kalifornischen Montecito in Lebendfallen fängt und ein paar Meilen weiter in freier Wildbahn wieder aussetzt. Sie lieben die Kabel im BMW seiner Frau. Und die Erdnussbutter, die er als Lockstoff in den Fallen plaziert. Was amerikanische Ratten halt so mögen. Und es sind viele kleine Nagetiere, von deren Fang und Aussetzung Boyle auf Twitter berichtet. 158 habe er bislang gezählt, sagt Martin Scholz von der "Welt am Sonntag", dessen ebenfalls angekündigter Kollege Stefan Aust auf Recherchereise gehen musste und daher entschuldigt fehlt. Es seien weit mehr, entgegnet Boyle: "Ich erwarte die Ankunft von Nummer 205." Seine Tweets geben ihm die Möglichkeit, neben dem Skurrilen zahlreiche flüchtige Aspekte der Wirklichkeit festzuhalten: "Wir alle sehen es und gehen daran vorbei." Und das Suchtpotential der sozialen Medien? "Es gibt ja auch noch so etwas wie den Ausschaltknopf."
Um bewusstseinserweiternde Drogen geht es in Boyles Roman "Das Licht", der vor knapp zwei Wochen, wie zuvor schon andere Bücher des Autors, als Erstes auf Deutsch erschienen ist. In der englischsprachigen Welt kommt er unter dem Titel "Outside Looking In" erst im April heraus. Eine gute Begründung für die anhaltende Zuneigung seiner deutschen Leser ist Boyle am Abend vor dem Frankfurter Auftritt auch eingefallen: "Liebe." Was seine hierzulande besonders zahlreichen und treuen Anhänger betrifft, ist das nichts als die Wahrheit. Aber der humorvolle, zudem mit allen Wassern des Live-Auftritts gewaschene Autor lässt auch sonst keine Gelegenheit aus, seine Antworten durch gekonnte Zuspitzung so auf den Punkt zu bringen, dass das Publikum entweder lacht oder klatscht.
Warum also abermals ein Roman über Männer mit Mission, Besessenheit und Gefolgschaft? Nach Büchern über den Sexforscher Alfred Kinsey, den Architekten Frank Lloyd Wright und den Lebensreformer William Kellogg, dessen Bruder die Erdnussbutter für Boyles Ratten erfand, geht es nun um Timothy Leary, den Psychologieprofessor aus Harvard, der das Amerika der frühen sechziger Jahre mit der Einnahme von LSD bekanntmachte, zunächst als Arzneimittel zur Erleichterung der Psychotherapie. Boyle faszinieren solche Männer, deren Tätigkeit mitunter weitreichendere Folgen gehabt habe als die so manchen Generals mit Panzern. Er schiebt eine selbstbewusste Beobachtung nach: "Ich folge niemandem, ich führe selbst." Und gibt dem Gedanken noch einen weiteren Dreh: "Ich bin selbst ein Guru, aber ein guter." Womit das kurze Aufblitzen des Manipulativen, das in jeder Kunstgattung, vor allem aber in der literarischen Fiktion steckt, wieder im gutmütigen Selbstveräppeln geerdet ist.
Und wie war es für Boyle vor 50 Jahren in Woodstock? Um das Festival geht es an diesem Abend leichter Plauderei ein bisschen zu ausführlich. Der Autor antwortet artig, klingt auf diese Weise aber ein wenig nach Opa, der vom Krieg erzählt. Seine Karten hat er noch, den ersten Festivaltag verpassten er und seine Freunde, weil sie sich erst noch Drogen kaufen mussten, deswegen kamen sie trotz der vielen Staus auf den Zufahrtsstraßen schließlich doch noch aufs Gelände, wo das Schönste das Gemeinschaftserlebnis war: "Alle waren eines Sinnes." Würde er es wieder tun? "Ich wäre lieber Gefangener des ,Islamischen Staates'." Jetzt aber nochmal im Ernst - wie steht er heute zur damaligen Mischung aus Hedonismus und Protest? "Das Gute überwiegt das Schlechte."
Fast unbesprochen bleiben Freiheit, Schönheit, Macht, Verführung und Missbrauch im neuen Buch, dessen deutsche Passagen Christoph Pütthoff liest. Zu viel geht es um das Leben des 1948 in einer Kleinstadt bei New York geborenen Autors. Darum, dass er als junger Erwachsener selbst LSD genommen und kaum gute Erfahrungen damit gemacht hat, aber neugierig war und wissen wollte, ob der Ruf der Droge als Rauschmittel, das seine Konsumenten Gott schauen ließ, auf Wahrheit beruhte: "Ist Gott nur eine chemische Reaktion?" Schon lange lebt er bis auf Rotwein ohne jede stimulierende Substanz: "Mein Gehirn hängt am seidenen Faden, also schone ich es." Er selbst braucht nur noch Zeit allein in der Natur: "Dann bin ich nicht länger an die Erde gebunden, sondern auf einem Trip ganz eigener Art."
Die Drogenepidemie jedoch, die sich seit einigen Jahren rund um fahrlässig verschriebene Schmerzmittel bis ins ländliche Amerika ausgebreitet hat und Bürger trifft, die nie Erfahrungen mit Drogen machen wollten, führt Boyle auf die Hoffnungslosigkeit zurück, die der Niedergang traditioneller Berufe und Arbeitsmodelle mit sich bringe. Gerade hat er im "New Yorker" eine Kurzgeschichte über selbstfahrende Kraftfahrzeuge veröffentlicht. Viel hält er nicht von ihnen. Nicht nur der amerikanische Mensch brauche das protestantische Arbeitsethos und das Gefühl, etwas herstellen, tun und bewirken zu können: "Wenn man mir heute Abend sagte, ich dürfte nicht mehr schreiben, wäre ich in zwei Wochen Junkie." Im Schauspiel darf er nach der Lesung zumindest fast zwei Stunden lang signieren. Die Schlange reicht vom Chagallsaal bis in die Tiefen der Panorama-Bar. Und in Zukunft? Wenn Trump nicht mehr Präsident ist und sein nächstes Buch auf der Frankfurter Buchmesse vorstellt? "Das ist unmöglich. Dann sitzt er im Gefängnis."
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"[...] kein Buch, das auf die Tränendrüse drückt, sondern eine bewegende Liebes- und Leidensgeschichte." Andrea Bogenreuther, Beilage Augsburger Allgemeine, 12.3.2016 "Ein bewegendes Buch [...]." Hannah Bräuning, Gießener Allgemeine, 9.4.2016 "Mit 'Wie das Licht von einem erloschenen Stern' ist Nicole Boyle Rødtnes ein sehr authentischer und emotionaler Jugendroman gelungen, der das Krankheitsbild Aphasie überzeugend darstellt und in eine Geschichte einwebt, die ans Herz geht." dreaming-till-midnight.blogspot.de, 7.3.2016 "Ein Buch, das anregt, eigenen Schwierigkeiten zu trotzen und Menschen mit augenscheinlichen 'Behinderungen' offen zu begegnen." Stephanie Jaeckel, Neue Zürcher Zeitung, 7.9.2016 "Eine atemberaubend schöne Geschichte über die hellen und dunklen Seiten des Lebens." ORF online, Juni 2016 "Ein wahnsinnig berührendes Buch, das zum Nachdenken anregt." sophies-little-book-corner.blogspot.de, 7.3.2016 "Eine emotionale Geschichte über den Sieg über Frustration und Selbstmitleid und eine Krankheit die bisher nicht bekannt war. Stark und ergreifend erzählt." misshappyreading.blogspot.de, 9.3.2016 "Die Geschichte eines Mädchens, das noch einmal ganz von vorne anfangen muss - poetisch, fesselnd, berührend." bibliofeles.de, 15.3.2016 "Ein ergreifender Roman, emotional und packend geschrieben." Aphasie und Schlaganfall, 6/ 2016 "Ruhig und ohne Pathos lässt die Autorin Lesende mit ihrem feinfühligen Sprachstil in Vegas Leben eintauchen und bringt die Ängste und Selbstzweifel einer sprachlosen Patientin glaubhaft zum Ausdruck." Silvia Zanetti, Basler Biechergugge 2/2016