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Der Salzburger Fotograf Reinhart Mlineritsch sieht uns die uns alle umgebende Natur wie mit fremden Augen, stolpert über banale und unwesentliche Dinge, geht konstruktiven Strukturen in Architektur und Landschaft nach. Seine fotografischen Bilder sind poetische Zeugnisse einer prosaischen Welt. Er entwickelt seinen Fotoessay in mehreren Kapiteln und nähert sich damit gleichsam einer literarischen Erzählform an. Gerhard Amanshauser hat dazu eine kurze, ironische Parabel über eine schon in der Antike (fast) stattgehabte Erfindung der Fotografie geschrieben, die sich der Natur als Quelle allen…mehr

Produktbeschreibung
Der Salzburger Fotograf Reinhart Mlineritsch sieht uns die uns alle umgebende Natur wie mit fremden Augen, stolpert über banale und unwesentliche Dinge, geht konstruktiven Strukturen in Architektur und Landschaft nach. Seine fotografischen Bilder sind poetische Zeugnisse einer prosaischen Welt. Er entwickelt seinen Fotoessay in mehreren Kapiteln und nähert sich damit gleichsam einer literarischen Erzählform an. Gerhard Amanshauser hat dazu eine kurze, ironische Parabel über eine schon in der Antike (fast) stattgehabte Erfindung der Fotografie geschrieben, die sich der Natur als Quelle allen Bildtums annimmt, ebenso wie der Eitelkeit, die das Bewahren im Bild beschwört. Margit Zuckriegl setzt die Fotoserien von Reinhart Mlineritsch, die in den Jahren 1992 bis 1998 entstanden sind, in Beziehung zu historischen fotografischen Naturdokumenten und umreißt einen kulturgeschichtlichen Hintergrund zwischen Fortschrittsverweigerung und sinnlichem Innehalten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.08.1999

Der Blick aufs Äußere lässt das Innerste der Welt hervortreten

Ein gutes Foto lässt an einen Bergwerksstollen denken. Es öffnet dem Auge das Innere unserer Welt, legt Schichten frei, die lange verborgen waren, und schürft nach Reichtümern, die sich niemand auf den ersten Blick erträumt hätte. So arbeitet der österreichische Fotograf Reinhard Mlineritsch auf seinem Bild von den Raupenspuren im Sand der Insel Ithaka. Die Kettenspuren sind als Ensemble von Gegensätzen lesbar: Fragilität und Gewalt, Sandhaufen und Hochgebirge, Licht und Schatten, Mensch und Natur. Das Bild ist Teil des Zyklus "Bodenschätze", der in einem der schönsten neueren Fotobände enthalten ist: "Wie ein Fremder" versammelt mehr als siebzig Arbeiten Mlineritschs aus den Jahren 1992 bis 1998.

Entstanden sind sie überwiegend im Salzburger Land, bisweilen auch auf griechischen Inseln oder in Amerika. Doch Mlineritsch betreibt keine Reisefotografie. Sein Felsprofil aus der Kitzlochklamm ist eine nahezu abstrakte Form, deren teeriges Schwarz mit den gleißenden Lichtblitzen auf wundervolle Weise im Buch reproduziert worden ist. Gleiches gilt für die in Schärfe, Kontrast und Dreidimensionalität wie Rastermikroskopaufnahmen wirkenden Pflanzenfotografien. Die Kunst der Lichtinszenierung ist auf diesen Bildern zur Vollendung gebracht: Die unwirkliche Schönheit, die zerknüllte, verbrannte oder ausgespannte Plastikfolien in Mlineritschs Aufnahmen entwickeln, versöhnt mit der aseptisch-perfekten Kühle, die seinen Aufnahmen aus Colorado anhaftet. Diese Motive haben durch Ansel Adams bereits einen so überzeugenden Dokumentaristen gefunden, dass man einen abermaligen Versuch, zudem in Schwarzweiß, nicht mehr als Gewinn empfindet.

Doch in der unfassbar filigranen Eisschicht auf dem Wallersee, in den Schneewehen im Weißpriachtal, die Mlineritsch wie einen dünnen Morgennebel fotografiert hat, oder dem Schattenraster über einer Zufahrt in Oberalm entdeckt der Fotograf jeweils eine optische Bonanza. Diese Trouvaillen leben vor allem durch den Kontrast, den der Übergang von einer Struktur auf eine andere ergibt, und Mlineritsch entdeckt sie mit solch sicherem Blick, dass man nur staunen kann über diesen Bergmann der Fotografie, der seine Objekte mit einer Delikatesse angeht, die eher an einen Archäologen denken lässt, der unmittelbar an der Fundstelle nur noch mit feinsten Instrumenten arbeiten darf. (Reinhart Mlineritsch "Wie ein Fremder". Fotografien 1992 - 1998. Mit Texten von Gerhard Amanshauser und Margit Zuckriegel. Otto Müller Verlag, Salzburg/Wien 1999. 93 S., Abb., geb., 62,50 DM.)

apl

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