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Der junge Arzt Christian Gim zieht mit seiner Frau Nina in einen kleinen Ort im dänischen Jütland und kauft sich in eine Praxis ein. Christian strahlt vor Vitalität, er ist begabt, ein guter Arzt - und doch merkwürdig passiv und unangemessen in seinen Gefühlsregungen. Während seine Frau eine Totgeburt durchlitt, hat er sie nur vertröstet, und jetzt ist Nina dabei, ihn zu verlassen. Christian zieht die Frauen an und braucht sie, aber die Leidenschaft und Sinnlichkeit der verheirateten Ragna sind ihm doch zuviel. Auch mit der Arztpraxis stimmt etwas nicht, Krankenakten sind beseitigt worden. In…mehr

Produktbeschreibung
Der junge Arzt Christian Gim zieht mit seiner Frau Nina in einen kleinen Ort im dänischen Jütland und kauft sich in eine Praxis ein. Christian strahlt vor Vitalität, er ist begabt, ein guter Arzt - und doch merkwürdig passiv und unangemessen in seinen Gefühlsregungen. Während seine Frau eine Totgeburt durchlitt, hat er sie nur vertröstet, und jetzt ist Nina dabei, ihn zu verlassen. Christian zieht die Frauen an und braucht sie, aber die Leidenschaft und Sinnlichkeit der verheirateten Ragna sind ihm doch zuviel.
Auch mit der Arztpraxis stimmt etwas nicht, Krankenakten sind beseitigt worden. In sein Haus wird eingebrochen, und er bekommt seltsame anonyme Anrufe. Ein Mädchen, das sich ihm wegen der Praktiken seines Vorgängers anvertraut hat, dringt in sein Haus ein und nimmt in seinem Bett eine Überdosis Tabletten. Die Leute im Ort beginnen zu tuscheln. Christian versteht nicht, was vorgeht, er versucht doch nur, ein guter Arzt und ein Mensch oder wenigstens wie ein Mensch zusein. Aber die Dinge verselbständigen sich.
Ida Jessens exzellent geschriebener, psychologisch fein gezeichneter Roman, der eine geradezu atemberaubend dichte Atmosphäre entwickelt, ist ein Buch, das den Leser fesselt und bis zum überraschenden Schluß nicht mehr losläßt. Eine zutiefst anrührende Geschichte über die Balance zwischen Perfektion und Menschlichkeit.

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Autorenporträt
Sigrid Engeler, geboren 1950 in Wolfenbüttel, lebt heute in Kiel. Sie übersetzte aus dem Dänischen, Norwegischen und Schwedischen.

Ida Jessen, geboren 1964, Studium der Literatur und Kommunikation in Aarhus. Arbeit als Lektorin und Lehrerin sowie auch als Übersetzerin. Buchveröffentlichungen (Erzählungen, Romane und mehrere Kinderbücher). Die Autorin lebte von 1990 - 1995 in Norwegen.
Rezensionen
Schweigen am Ende der Leitung

Da macht sie sich frei: Ida Jessens „Wie ein Mensch”

Die ländlichen Gegenden im Norden Dänemarks sind gefährlich idyllisch. Bussarde ziehen am Himmel ihre Kreise, schmale kurvige Straßen rollen durch menschenleeres Grasland, und wer am Wald wohnt, dem schaut morgens schon mal ein Dammhirsch ins Fenster. Wo wenn nicht hier soll ein junges Paar den Grund für ein glückliches Leben finden?

Das denkt auch der engagierte Arzt Christian in Ida Jessens Roman „Wie ein Mensch”, als er eine Praxis im jütländischen Hvium übernimmt. Doch schon beim ersten Besuch schlitzt man ihm alle vier Reifen seines Wagens auf, Christian erfährt, dass sein Praxisvorgänger im Suff den örtlichen Arztkollegen angeschossen hat und nach kurzer Zeit tauchen in den Krankenakten einiger Patientinnen merkwürdige Lücken auf.

Christians Frau Nina, eine begabte Organistin, fasst schnell Fuß in den umliegenden Kirchengemeinden. Doch ihre Sorge, „hier zu verrotten”, quält sie ebenso sehr wie der lange Schatten einer drei Jahre zurückliegenden Totgeburt. Als Christian eines Abends das gemeinsame Haus von Einbrechern verwüstet findet, liegen erotische Gedichte in Ninas Handschrift über den Boden verstreut – schmerzende Dokumente verblassten Begehrens. Trotzdem ist es ein Paukenschlag, wenn Nina nur wenige Seiten später Christian, das Haus und die restlichen zwei Drittel des Romans urplötzlich verlässt.

„Wie ein Mensch” ist Ida Jessens dritter Roman, der erste, der ins Deutsche übersetzt wurde. Daneben hat die 39jährige Literaturwissenschaftlerin mehrere Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht. In der dänischen Gegenwartsliteratur ist Ida Jessen kein sonderlich bekannter Name. „Wie ein Mensch” erregte dennoch einige Aufmerksamkeit bei der Kritik, nicht zuletzt wegen der erotischen Passagen des Romans.

Das mag auch den Beck Verlag gereizt haben. Einblicke in Abseitiges, fesselnde Spannung oder literarisches Vergnügen bietet die Lektüre jedoch nicht. Das liegt vor allem an Schwächen in der Komposition. Zum Beispiel ist die eigentliche Erzählerin des Romans Christians Schwester. Deren Ich-Perspektive verunglückt aber über weite Strecken zu einer quasi-auktorialen Besserwisserperspektive: die kleine Schwester als Übermutter, die allein weiß, was mit und in ihrem heiß geliebten Bruder wirklich vorgeht. Oder: Einschneidende Ereignisse wie die tödliche Erkrankung der Sprechstundenhilfe an einem Gehirntumor oder der Selbstmordversuch eines Mädchens in Christians Haus hängen wie lose Fäden aus dem Erzählten. So wie im wirklichen Leben, da bleibt auch vieles unerklärlich!, mag mancher entgegnen. Nur: das Schicksal, das im realen Leben Rätsel aufgibt, hat in der Literatur einen Namen. Der Autor muss durch den Bau der Erzählung die Illusion des Rätselhaften und Unerklärlichen erst konstruieren. Einfach nur Merkwürdiges passieren zu lassen genügt dafür nicht.

Unschuldig ist Ida Jessen hingegen an der permanent zwischen Schieflage und Stilblüte taumelnden Übersetzung. Diese lässt zum Beispiel Leute „Drama unterrichten” oder gibt eine Situation zwischen Christian, dem Arzt und einer Frau mit den Worten wieder: „Sie lächelte ihn frech an, und er packte ihr Handgelenk, aber sie machte sich frei und stand auf.”

Trotz der vielen losen Enden schlängelt sich ein Motiv durch den Roman, das Christian seine Verlassenheit und dem Leser die Essenz des Buches gleichnishaft vor Augen führt: Ein Telefon klingelt, erwartungsvoll wird der Hörer abgenommen, aber niemand antwortet, entfernt sind Atemgeräusche zu hören, irgendwann verstummt die Leitung und man legt auf.

THOMAS WILD

IDA JESSEN: Wie ein Mensch. Roman. Aus dem Dänischen von Sigrid Engeler. Verlag C. H. Beck, München 2003. 309 Seiten, 19,90 Euro.

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