Das Geschlecht im Testament oder: Wie erben Frauen und Männer? Was wir über Familien wissen, ändert sich, wenn es ums Erben geht. Das ist eine alltägliche Erfahrung: Alte Konkurrenzen zwischen Geschwistern flammen wieder auf, die Familienmitglieder streiten (und vertragen) sich neu - und irgendwie hat dieser komplizierte Prozeß mit dem Geschlecht zu tun. In diesen Komplex des Erbens bringt das Buch von Marianne Kosmann Aufklärung und Orientierungsmöglichkeiten. Sie geht davon aus, daß sich dabei Interessen und Emotionen verflechten. Denn das Erben erweist sich "als letzter Kommunikationsvorgang". Es geht sowohl um materielle Werte als letztlich auch um die persönliche Wertschätzung: Ob Söhne oder Töchter den Betrieb oder das Wohnhaus der Eltern erhalten, kann ihre Position in der Familie zum Ausdruck bringen. Der "Erbkomplex" bietet also einen grund legenden Zugang sowohl zu sozialer Ungleichheit und ihrer Reproduktion als auch zum Bewußtsein der Beteiligten. Die Vererbung ist gleichheitlicher, aber noch längst nicht gleich geworden, wie die Autorin zeigt. Immer noch spielt es eine große Rolle, ob Söhne oder Töchter erben. Dabei überlagern sich die geschlechtliche und schichtspezifi sche Ungleichheit.
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