Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.04.2013So viel Hysterie überall
Was verbindet Schönheitsoperationen, Schwarmintelligenz, die Piratenpartei, Guerrilla-Gardening und die Finanzkrise? Eigentlich nichts, oder? Abgesehen davon, dass diese Themen als Facetten des Zeitgeistes von den Medien und im Smalltalk häufig aufgegriffen werden. Der Schriftsteller Philipp Tingler allerdings meint einen Zusammenhang zu erkennen, der unsere Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung bedroht. Er sieht sich umstellt von Fundamentalisten, die Geiz und Genussfeindschaft predigen, Konsum verteufeln, den freien Markt und das geistige Eigentum abschaffen, eine Selbstversorger-Agrarwirtschaft einführen und ihm seinen zweiten Kühlraum für Balenciaga-Pelze verbieten wollen. Um diese Bedrohung abzuwenden, verteidigt Tingler den Markt als "Boden des Glückes", als den bislang freiesten, unideologischsten Mechanismus der Verteilung von Ressourcen. Er bringt Kants Freiheitsbegriff in Erinnerung und empfiehlt als Kur gegen hypochondrische Krisenhysterie die Aneignung einer gelassen-ironischen stiff upper lip. Gelassenheit ist immer gut. In diesem Fall brauchte vielleicht auch Philipp Tingler, dessen unterhaltsame, kluge und scharfzüngige Bücher sonst zu empfehlen sind, mehr davon. Undurchdachte, dumme, gar fanatische Meinungsäußerungen hat es stets gegeben. Jetzt stehen sie halt auch im Internet. Aber geht wirklich das Abendland unter? (Philipp Tingler: "Wie frei sind wir noch?" Eine Streitschrift für den Liberalismus. Kein & Aber Verlag, Zürich 2013. 79 S., br., 7,90 [Euro].)
fxe
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Was verbindet Schönheitsoperationen, Schwarmintelligenz, die Piratenpartei, Guerrilla-Gardening und die Finanzkrise? Eigentlich nichts, oder? Abgesehen davon, dass diese Themen als Facetten des Zeitgeistes von den Medien und im Smalltalk häufig aufgegriffen werden. Der Schriftsteller Philipp Tingler allerdings meint einen Zusammenhang zu erkennen, der unsere Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung bedroht. Er sieht sich umstellt von Fundamentalisten, die Geiz und Genussfeindschaft predigen, Konsum verteufeln, den freien Markt und das geistige Eigentum abschaffen, eine Selbstversorger-Agrarwirtschaft einführen und ihm seinen zweiten Kühlraum für Balenciaga-Pelze verbieten wollen. Um diese Bedrohung abzuwenden, verteidigt Tingler den Markt als "Boden des Glückes", als den bislang freiesten, unideologischsten Mechanismus der Verteilung von Ressourcen. Er bringt Kants Freiheitsbegriff in Erinnerung und empfiehlt als Kur gegen hypochondrische Krisenhysterie die Aneignung einer gelassen-ironischen stiff upper lip. Gelassenheit ist immer gut. In diesem Fall brauchte vielleicht auch Philipp Tingler, dessen unterhaltsame, kluge und scharfzüngige Bücher sonst zu empfehlen sind, mehr davon. Undurchdachte, dumme, gar fanatische Meinungsäußerungen hat es stets gegeben. Jetzt stehen sie halt auch im Internet. Aber geht wirklich das Abendland unter? (Philipp Tingler: "Wie frei sind wir noch?" Eine Streitschrift für den Liberalismus. Kein & Aber Verlag, Zürich 2013. 79 S., br., 7,90 [Euro].)
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