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Als Forscher und Autor zugleich beschreibt Walter Gehring eine packende Reise, an deren vorläufigem Ende schließlich die Entdeckung der Homeobox steht. Die Homeobox ist ein kleiner Abschnitt unserer Erbsubstanz, der für diese homeotischen Gene, die die Entwicklung vom Ei bis zum erwachsenen Organismus steuern, charakteristisch ist. Die Bestimmung der dreidimensionalen Struktur der Homeodomäne im Protein führt den Leser vom molekularen in den atomaren Bereich, ohne jemals die biologischen Aspekte außer Acht zu lassen. Der Autor zeigt, dass ein einzelnes Gen für die Bildung eines Auges…mehr

Produktbeschreibung
Als Forscher und Autor zugleich beschreibt Walter Gehring eine packende Reise, an deren vorläufigem Ende schließlich die Entdeckung der Homeobox steht. Die Homeobox ist ein kleiner Abschnitt unserer Erbsubstanz, der für diese homeotischen Gene, die die Entwicklung vom Ei bis zum erwachsenen Organismus steuern, charakteristisch ist. Die Bestimmung der dreidimensionalen Struktur der Homeodomäne im Protein führt den Leser vom molekularen in den atomaren Bereich, ohne jemals die biologischen Aspekte außer Acht zu lassen. Der Autor zeigt, dass ein einzelnes Gen für die Bildung eines Auges verantwortlich ist, indem es die Aktivität von hunderten von anderen Genen steuert - eine Erkenntnis, die völlig neue Perspektiven für das Verständnis der Entwicklungs- und Evolutionsvorgänge eröffnet. Durch eine Fülle von Anekdoten und persönlichen Erlebnissen bringt das Buch dem Leser die menschlichen Aspekte der biologischen Forschung näher und zeigt, wie wissenschaftliche Entdeckungen tatsächlich gemacht werden.
Dieses Buch beschreibt die lange Reise eines Forschers ins Land der Entwicklungs biologie. Sie beginnt mit eigenartigen winzigen Taufliegen, die Beine statt Fühler aufdem Kopftragen, und führt über die Isolation des betreffenden Gens, das infol ge einer Mutation die Umwandlung von Fühlern in Beine hervorbringt, bis zur Entdeckung der Homeobox, einem kleinen Abschnitt der Erbsubstanz DNA. Die ses kleine Stück DNA ist charakteristisch für homeotische Gene, die den Bauplan, die Architektur der Taufliege und allen höheren Organismen, einschließlich des Menschen, bestimmen. Die Homeobox liefert einen Schlüssel zum Verständnis der Entwicklungsvorgänge, die vom befruchteten Ei bis zum erwachsenen Organismus führen. Die Homeobox enthält in verschlüsselter Form die Information zur Syn these der Homeodomäne, die nach dem genetischen Code aus der Sprache der Erbsubstanz in die Sprache der Proteine übersetzt wird. Die Reise führt uns von den Antennenbeinen am Kopf der Taufliege Drosophila bis hinunter zu den mole kularen Grundlagen, der atomaren Struktur der Homeodomäne. Im zweiten Teil der Reise befassen wir uns mit Problemen der Evolution, fragen nach dem histori schen Ursprung der homeotischen Gene und der Baupläne der Tiere. Die Entdek kung des Master-Kontrollgens, das für die Entwicklung der Augen verantwortlich ist, wirft ein neues Licht auf die Evolution der verschiedenen Augentypen, einem alten Rätsel der Evolutionsbiologie. Natürlich war der Weg dieser wissenschaftlichen Entdeckungsreise nicht so geradlinig, wie er in diesem Buch nachgezeichnet ist, sondern mit vielen Abzwei gungen versehen, die entweder in die falsche Richtung oder in Sackgassen führten.
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.01.2001

Das genetische Programm
Über die Entdeckung der Homeobox

Zu den faszinierendsten Kapiteln der Molekularbiologie gehört die Aufklärung der genetischen Programme, die die Entwicklung eines Lebewesens von der Keimzelle bis zum ausgewachsenen Organismus steuern. Seit annähernd hundert Jahren sind die Entwicklungsbiologen diesen Prozessen auf der Spur, und sie haben viele neue und zum Teil auch unerwartete Ergebnisse zutage gefördert. Dazu gehört etwa die Entdeckung der Homeobox, eines kleinen Abschnittes im Erbgut, der den Schlüssel zum Verständnis der Individualentwicklung sowohl beim Tier wie auch beim Menschen liefert. Einer der herausragenden Wissenschaftler auf diesem Gebiet, der Baseler Entwicklungsbiologe Walter Gehring, der wie viele seiner Kollegen seit Jahrzehnten an der Taufliege forscht, hat die Geschichte der Homeobox und anderer entwicklungssteuernder Gene jetzt in einem leicht lesbaren und auch wissenschaftshistorisch spannenden Buch zusammengefaßt. Gehring beschreibt anschaulich aus der Perspektive des Genetikers, wie ein Embryo entsteht und wie die komplexen physiologischen Prozesse kontrolliert und koordiniert werden. Er sieht seine Ergebnisse letzten Endes auch als eine eindrucksvolle Bestätigung der Darwinschen Evolutionstheorie. So ist das letzte Kapitel dieses reich illustrierten Buches der Entwicklung des Auges gewidmet. Die Kompliziertheit dieses Sehorgans wird auch heute noch immer wieder als Beleg für die vermeintliche Unrichtigkeit der Evolutionstheorie herangezogen. Gehring zeigt aber anhand neuester experimenteller Studien, daß die Augen mit Hilfe einzelner genetischer Programme in einem historischen Entwicklungsprozeß und damit im Darwinschen Sinne entstehen können.

jom

Walter J. Gehring: "Wie Gene die Entwicklung steuern". Birkhäuser Verlag, Berlin 2001, 275 S., 68 Mark.

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