Dieser Sammelband entstand nach einer Vortragsreihe im Evangelischen Bildungszentrum Hospitalhof Stuttgart.
Das Ziel war es anhand konkreter Beispiele zu zeigen, dass sich Wissenschaft manchmal revolutionär, d.h. mit rigorosem „Bruch mit den Perspektiven, die zum Vorwissen geführt haben” vollzieht.
Die einzelnen Vorträge tragen unterschiedlich zur Beantwortung der Titelfragen bei. Meist wird…mehrDieser Sammelband entstand nach einer Vortragsreihe im Evangelischen Bildungszentrum Hospitalhof Stuttgart.
Das Ziel war es anhand konkreter Beispiele zu zeigen, dass sich Wissenschaft manchmal revolutionär, d.h. mit rigorosem „Bruch mit den Perspektiven, die zum Vorwissen geführt haben” vollzieht.
Die einzelnen Vorträge tragen unterschiedlich zur Beantwortung der Titelfragen bei. Meist wird indirekt eine Antwort gegeben. Aus zahlreichen Fachdisziplinen werden Grenzgebiete des jeweiligen gegenwärtigen Kenntnissstands diskutiert. Im Mittelpunkt der Diskussion steht dann wie sich das Wissen des Fachs erweiterte und wandelte und wo derzeit Vermutungen oder Lücken auftreten. Ob der pessimistischen Metainduktion der Wissenschaftstheorie zu folgen ist (wie es die Titelfragen andeuten) bleibt offen.
Argument der pessimistischen Meta-Induktion (PMI)
Das Argument der pessimistischen Meta-Induktion (PMI) geht von der folgenden Prämisse aus:
(1) Die meisten Theorien, die in der Vergangenheit für wahr gehalten wurden, gelten heute als falsch – sie wurden widerlegt.
Sie folgert:
(2) Daher sind vermutlich auch die Theorien, die wir heute für wahr halten, falsch.
Inhaltsverzeichnis
Reinhard Brandt: Die Zeitenwende der Neuzeit
Kurt Wuchterl: Kontingenz als religionsphilosophischer Schlüsselbegriff zur Klärung von Grenzen zwischen Naturwissenschaft und Religion
Armin G. Wildfeuer: Ab wann ist der Mensch ein Mensch? Das Problem der Schutzwürdigkeit menschlichen Lebens von Anfang an
Ulrich Lüke: Der Mensch – planlos zufällig oder zufallsreich geplant? Anthropologie jenseits von Evolutionismus und Kreationismus
Christoph Klein: Seltene Erkrankungen. Neue Hoffnung für Patienten und eine Chance für die Medizin
Jean-Christophe Ammann: Vereinheitlichungsbestrebungen und deren Scheitern
Bernulf Kanitscheider: Über die Grenzen des Naturerkennens
Christian Hesse: Gewissheit und Schönheit am Beispiel der Mathematik
Hans Peter Nilles: Was ist Gravitation? Über die Einheit fundamentaler Wechselwirkungen
Hans Jörg Fahr: Was ist Trägheit? Anfänge und Reife des Inertialprinzipes der Mechanik
Wilhelm Kley: Was bewegt der Mond?
Auguste Meessen: Ufos und andere erstaunliche Phänomene
Hans Jörg Fahr: Die Welt der Realitäten – nur ein Spiel der Zahlen? Warum sich mit der Mathematik unsere Welterkenntnis verändert
Walter Greiner: War es ein Gott, der diese Zeichen schrieb? Über Symmetrien in den Naturgesetzen, insbesondere in der Quantentheorie
Der im Vorwort erhobene Anspruch (manchmal gibt es revolutionäre Wissensumbrüche) wird an vielen Beispielen belegt. Diese These ist aber seit Thomas Kuhn (Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen 1962) in dieser abgeschwächten Form kaum strittig. Die zweite Frage im Buchtitel „Alles nur eine Mode der Zeit?” wird explizit nicht, wohl häufig implizit beantwortet: Wissenschaft ist keine Mode, sondern fusst auf strengen Prinzipien. Die Antwort auf die erste Frage im Buchtitel „Wie gewiss ist unser Wissen?” blitzt dagegen nur gelegentlich auf. Der Vortrag von Bernulf Kanitscheider: „Über die Grenzen des Naturerkennens” erscheint mir die wichtigste Ausnahme. Er geht am besten auf die Titelfragen ein. Meist werden „nur” die derzeitigen Grenzen und offenen Fragen in der jeweilig behandelten Wissenschaftsdisziplin aufgezeigt. Wer den Sammelband unter diesem Aspekt liest wird sehr viel Neues erfahren und viele spannende Grenzgebiete zwischen Wissen und Spekulation kennenlernen. Ich habe den Sammelband mit grossem Zugewinn gelesen.