Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 9,00 €
  • Gebundenes Buch

Die Frage "Wie hätte ich mich verhalten?" ist der Auftakt zu einem historischen Gedankenexperiment, dessen Schwierigkeiten oft unterschätzt werden. Können sich beispielsweise die Nachgeborenen überhaupt in die realen Bedingungen der nationalsozialistischen Diktatur hineinversetzen? Dürfen wir ein moralisches Urteil über Menschen fällen, die sich in Konfliktsituationen bewähren mussten, denen wir selbst niemals ausgesetzt waren? Aber andererseits: Müssen wir nicht darauf bestehen, dass es Maßstäbe für moralisches Handeln gibt, die allgemeine Gültigkeit besitzen? Jan Philipp Reemtsma diskutiert…mehr

Produktbeschreibung
Die Frage "Wie hätte ich mich verhalten?" ist der Auftakt zu einem historischen Gedankenexperiment, dessen Schwierigkeiten oft unterschätzt werden. Können sich beispielsweise die Nachgeborenen überhaupt in die realen Bedingungen der nationalsozialistischen Diktatur hineinversetzen? Dürfen wir ein moralisches Urteil über Menschen fällen, die sich in Konfliktsituationen bewähren mussten, denen wir selbst niemals ausgesetzt waren? Aber andererseits: Müssen wir nicht darauf bestehen, dass es Maßstäbe für moralisches Handeln gibt, die allgemeine Gültigkeit besitzen? Jan Philipp Reemtsma diskutiert in seinem neuen Buch, wie sich dieses "zivilisatorische Minimum" der aufgeklärten Moderne begründen und beschreiben lässt. Ob es um Kants Idee des ewigen Friedens oder die Institutionalisierung der Menschenrechte geht, um die Friedenspreisrede von Martin Walser oder um die Kontroverse über die Wehrmachtsausstellung - in seinen glänzenden Analysen betrachtet Reemtsma das Verhältnis von Gewiss en und Geschichte, Moral und Politik niemals nur als philosophische Denkübung. Er zeigt vielmehr eindrucksvoll, dass auch wir unserer individuellen Verantwortung in der Gesellschaft gerecht werden müssen, wenn wir auf die Frage "Wie hätte ich mich verhalten?" eine befriedigende Antwort finden wollen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit großem Respekt vor dem "Großbürger und Gelehrten" sowie vor dem Entführungsopfer Jan Philipp Reemtsma lobt Joachim Käppner dessen neue Aufsatzsammlung als "kluges, lesenswertes, nicht immer leicht zu lesendes Buch". Der "beeindruckende Sammelband" enthält Reden und Aufsätze von der Goldhagen-Debatte über die "Wehrmachtsausstellung" bis zu Kant und Hannah Arendt, wie Käppner schreibt. Zentrum des Buches sei die Frage "Wie hätte ich mich verhalten?". Als Frage der Kriegsgeneration an die Jüngeren impliziere sie eine nachträgliche Rechtfertigung. Der Dialog würde so verweigert. Wer aber die Perspektive der Frage übernehme, überprüfe damit die Moralität seines eigenen Handelns. Reemtsma habe sich im Keller seines Enführers gefragt, wie er sich verhalten hätte, wenn er das Angebot, gegen eine andere Geisel ausgetauscht zu werden, bekommen hätte. "Ein moralisches Urteil setzt keine moralische Überlegenheit seitens des Urteilenden voraus", so sein Fazit. Wohl durch die schmerzhafte Erfahrung der Entführung ist sein Schreiben plastischer und lebensnäher als früher, wie der Rezensent berichtet. Nur das Urteil über das "Geraune" Martin Walsers in der Paulskirche an ein "dummes Wir" falle vernichtend aus.

© Perlentaucher Medien GmbH