Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2005Denn sie wissen nicht, was sie tun sollen
Amerikanische Prototypen: Dave Eggers erzählt in Spiegelschrift / Von Peter Körte
Salinger, Kerouac, Bob Dylan, das sind mehr Paten oder Rollenmodelle, als ein Schriftsteller braucht, und wenn auch dieser Dreiklang nicht allzuviel Sinn ergibt, dann belastet er den Autor doch mit einer Hypothek, die er gar nicht aufgenommen hat. So steil der inzwischen vierunddreißigjährige Dave Eggers aufstieg, so absehbar war es daher auch, daß man im Internet mißtrauisch seine verschiedenen Aktivitäten observieren würde, die Schreibprogramme für Kids, die Literaturzeitschriften, den Boykott der großen Buchhandelsketten, die unorthodoxen Lesungen. Daß einer mit seiner Glamourvermeidungsstrategie einen schillernden Anti-Glamour erzeugt, den manche sich noch immer nicht schämen, "Kult" zu nennen, muß nicht weiter wundern.
Wie der Schriftsteller mit seinem Starstatus umgeht, darüber erfährt man aus der Storysammlung "Wie hungrig wir doch sind" insofern nicht gerade viel, als die meisten Geschichten schon anderenorts publiziert wurden. Da findet sich auch schon mal ein müder Schülerzeitungsscherz: Vier weiße Seiten, "Gewisse Sachen sollte er für sich behalten" betitelt, und da kann man nur sagen: Genau, da hätte Dave Eggers auf sich selbst hören sollen. Und auch ein Titel wie "Was es bedeutet, wenn eine Meute in einem fernen Land einen Soldaten, der dein eigenes Land repräsentiert, erschießt, ihn aus seinem Fahrzeug zerrt und dann im Staub verstümmelt" ist reichlich prätentiös geraten für etwas mehr als eine Seite gedruckten Textes. Es gibt ein paar weitere angestrengt wirkende Etüden übers Jaulen, über einen ertrinkenden Hund, der als Ich-Erzähler amtiert, und über einen angejahrten Polit-Aktivisten, der seine Tochter vor lauter Selbstgefälligkeit nie zu Wort kommen läßt.
Und wenn man darüber nicht die Geduld verloren hat, dann sind da unter diesen insgesamt fünfzehn Geschichten auch ein paar, die einen nicht wieder loslassen, sobald man einmal in sie hineingeraten ist. Sie nähern sich ihren Charakteren angenehm diskret, sie schauen in ihre Köpfe und Seelen hinein, und was man da sieht, das ist vor allem eine Leere, eine vage Traurigkeit. Und es ist Dave Eggers' große Gabe, wie schon in "Ein herzzerreißendes Werk von umwerfender Genialität" (dt. 2003), seinem Erstling mit dem prahlerisch-ironischen Titel, dabei weder sentimental zu werden noch etwaige diesbezügliche Anwandlungen durch schreiende Komik konterkarieren zu müssen.
Auch in diesen zumeist längeren Erzählungen deutet Eggers die Lebensgeschichten seiner Helden nur an; er läßt Leerstellen, die sich mit Bedeutung füllen, weil einem rasch auffällt, wie die Protagonisten sie umgehen, und Eggers konfrontiert sie auch nicht damit. Solche kleinen Krisen, die ihnen nur sehr verschwommen bewußt werden, überfallen die Charaktere meist, wenn sie unterwegs sind. Doch die Reisen, die sie unternehmen, sind weniger klassische Selbsterkundungen, als Wege, sich selbst zu verfehlen. Rita, die eigentlich gar nicht auf den Kilimandscharo steigen will, hat sich von ihrer Schwester überreden lassen, und nun sitzt diese Schwester schwanger daheim. Rita spürt ein diffuses Unbehagen, sie fühlt sich in ihrem Körper nicht recht wohl, und sie weiß auch zu Hause nie so recht, warum sie tut, was sie tut. Sie langweilt sich, sie denkt voller Hypochondrie an Tod und Krankheit, und Eggers schreibt das gewissermaßen in Spiegelschrift auf, weil er auf diese Weise von Ritas Angst vor dem Leben erzählen kann. Daß sie den Gipfel schließlich doch erklimmt, wird ihr vermutlich auch nicht weiterhelfen.
Ritas vitalere Schwester könnte dagegen Pilar sein, eine Ärztin, die nach Costa Rica fährt zum Surfen, die sich fest vornimmt, dort mit ihrem Jugendfreund Hand zu schlafen. Sie kann nicht gut surfen, aber sie blamiert sich auch nicht, sie schläft mit Hand, es ist nicht gut und geht auch nicht schief, und das ist das Bemerkenswerte daran: Daß da kaum ein meßbarer Ausschlag auf der Skala der Gefühle ist. Eggers hat diesen Zustand in einem schönen Satz, mittendrin, festgehalten: "Diese Geschichte hat beinahe nichts Trauriges an sich."
So machen seine Helden einfach weiter, wie Fish, der widerwillig seinen Cousin Adam im Krankenhaus besuchen fährt, welcher gerade seinen siebten Selbstmordversuch überlebt hat. Für seinen Verdruß, für seinen latenten Zorn findet Fish nur in Gedanken ein Ventil. Die lange Autofahrt durch die Wüste weckt den Wunsch, "die Welt einzufrieren und mit einer Axt zu zerschmettern", und am Ende stellt er sich vor, mit einer Schrotflinte ein paar Kühe abzuknallen, ihnen die Köpfe abzuschneiden und als Maske zu tragen: "Er würde nur gern für eine Sekunde sehen, wie es da drin ist." Doch da hat man längst den Eindruck gewonnen, nicht Adam, sondern Fish sei der Lebensmüde.
Vielleicht ist das in Amerika ein Prototyp, aus dem die Amokläufer von morgen hervorgehen - vielleicht aber auch nicht, denn in ihrer Ohnmacht und Lethargie erwecken Rita, Fish oder Pilar kaum den Eindruck, daß sie sich unaufhaltsam dem Umschlagspunkt zur Selbstermächtigung nähern. Diese Helden zwischen dreißig und vierzig wissen so wenig, was sie tun sollen oder wollen, daß jene drastischen Bilder eher wie Pop-ups auf einer Website hervorspringen, die sich ebenso leicht wieder wegklicken lassen: "Pilar verspürte Lust, mit Glas Bäuche aufzuschneiden."
Tom geht es nicht viel besser, er geht nur ein wenig weiter. Er besucht Erin in Schottland, die er schon lange heimlich begehrt. Erin fehlt der linke Arm, und womöglich kommt sie ihm gerade deshalb kompletter vor als er sich selbst. Sie überfahren unterwegs ein Schaf, und als sie bestürzt vor dem Kadaver auf der Straße stehen, da kippt die Szene auf einmal ins Surreale: Sie beginnen, sich vor den beiden anderen Schafen zu fürchten, die am Straßenrand stehen, sie fühlen sich von ihnen beschimpft und bedroht. Später nimmt sich Tom ein Boot, rudert aufs Meer hinaus und erleidet beinahe Schiffbruch. Halb vergewaltigt er Erin, halb duldet sie ihn, irgendwo draußen in der Kälte, und er kommt dabei nicht einmal in die Nähe dessen, was er ersehnt. Danach, im Hotel, läßt Erin zu, daß er beim Einschlafen ihren Kopf streichelt. Und während man das Gefühl hat, Tom versuche verzweifelt einen Moment des Glücks zu erzwingen, steht da ganz lapidar: "Nach Schottland würde ich nichts mehr von ihr hören."
Je näher Dave Eggers bei seinen Figuren bleibt, je weniger er seine Geschichten mit einer vermeintlich großen Idee oder Thematik überwölbt, desto wahrhaftiger und lebendiger kommen einem diese Orientierungswaisen vor, die sein Werk bevölkern: Sie sind keine Außenseiter, sie haben in der Regel einen Job, ein unauffälliges, geordnetes und etwas monotones Leben, sie sind unzufrieden, von einer unerklärlichen Unruhe erfaßt, auch wenn sie nicht so recht wissen, warum. Mag sein, daß die meisten "diese Art von nicht faßbarem Lebensüberdruß" plagt, wie es einmal heißt. Dave Eggers muß das gar nicht diagnostisch präziser benennen. Er ist dort am besten, wo er die vielen Schattierungen dieses Gefühls so genau wie möglich einzufangen versucht, anstatt es zu vereindeutigen.
Dave Eggers: "Wie hungrig wir doch sind". Stories. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Klaus Timmermann und Ulrike Wasel. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005. 239 S., geb., 18,90 [Euro].
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Amerikanische Prototypen: Dave Eggers erzählt in Spiegelschrift / Von Peter Körte
Salinger, Kerouac, Bob Dylan, das sind mehr Paten oder Rollenmodelle, als ein Schriftsteller braucht, und wenn auch dieser Dreiklang nicht allzuviel Sinn ergibt, dann belastet er den Autor doch mit einer Hypothek, die er gar nicht aufgenommen hat. So steil der inzwischen vierunddreißigjährige Dave Eggers aufstieg, so absehbar war es daher auch, daß man im Internet mißtrauisch seine verschiedenen Aktivitäten observieren würde, die Schreibprogramme für Kids, die Literaturzeitschriften, den Boykott der großen Buchhandelsketten, die unorthodoxen Lesungen. Daß einer mit seiner Glamourvermeidungsstrategie einen schillernden Anti-Glamour erzeugt, den manche sich noch immer nicht schämen, "Kult" zu nennen, muß nicht weiter wundern.
Wie der Schriftsteller mit seinem Starstatus umgeht, darüber erfährt man aus der Storysammlung "Wie hungrig wir doch sind" insofern nicht gerade viel, als die meisten Geschichten schon anderenorts publiziert wurden. Da findet sich auch schon mal ein müder Schülerzeitungsscherz: Vier weiße Seiten, "Gewisse Sachen sollte er für sich behalten" betitelt, und da kann man nur sagen: Genau, da hätte Dave Eggers auf sich selbst hören sollen. Und auch ein Titel wie "Was es bedeutet, wenn eine Meute in einem fernen Land einen Soldaten, der dein eigenes Land repräsentiert, erschießt, ihn aus seinem Fahrzeug zerrt und dann im Staub verstümmelt" ist reichlich prätentiös geraten für etwas mehr als eine Seite gedruckten Textes. Es gibt ein paar weitere angestrengt wirkende Etüden übers Jaulen, über einen ertrinkenden Hund, der als Ich-Erzähler amtiert, und über einen angejahrten Polit-Aktivisten, der seine Tochter vor lauter Selbstgefälligkeit nie zu Wort kommen läßt.
Und wenn man darüber nicht die Geduld verloren hat, dann sind da unter diesen insgesamt fünfzehn Geschichten auch ein paar, die einen nicht wieder loslassen, sobald man einmal in sie hineingeraten ist. Sie nähern sich ihren Charakteren angenehm diskret, sie schauen in ihre Köpfe und Seelen hinein, und was man da sieht, das ist vor allem eine Leere, eine vage Traurigkeit. Und es ist Dave Eggers' große Gabe, wie schon in "Ein herzzerreißendes Werk von umwerfender Genialität" (dt. 2003), seinem Erstling mit dem prahlerisch-ironischen Titel, dabei weder sentimental zu werden noch etwaige diesbezügliche Anwandlungen durch schreiende Komik konterkarieren zu müssen.
Auch in diesen zumeist längeren Erzählungen deutet Eggers die Lebensgeschichten seiner Helden nur an; er läßt Leerstellen, die sich mit Bedeutung füllen, weil einem rasch auffällt, wie die Protagonisten sie umgehen, und Eggers konfrontiert sie auch nicht damit. Solche kleinen Krisen, die ihnen nur sehr verschwommen bewußt werden, überfallen die Charaktere meist, wenn sie unterwegs sind. Doch die Reisen, die sie unternehmen, sind weniger klassische Selbsterkundungen, als Wege, sich selbst zu verfehlen. Rita, die eigentlich gar nicht auf den Kilimandscharo steigen will, hat sich von ihrer Schwester überreden lassen, und nun sitzt diese Schwester schwanger daheim. Rita spürt ein diffuses Unbehagen, sie fühlt sich in ihrem Körper nicht recht wohl, und sie weiß auch zu Hause nie so recht, warum sie tut, was sie tut. Sie langweilt sich, sie denkt voller Hypochondrie an Tod und Krankheit, und Eggers schreibt das gewissermaßen in Spiegelschrift auf, weil er auf diese Weise von Ritas Angst vor dem Leben erzählen kann. Daß sie den Gipfel schließlich doch erklimmt, wird ihr vermutlich auch nicht weiterhelfen.
Ritas vitalere Schwester könnte dagegen Pilar sein, eine Ärztin, die nach Costa Rica fährt zum Surfen, die sich fest vornimmt, dort mit ihrem Jugendfreund Hand zu schlafen. Sie kann nicht gut surfen, aber sie blamiert sich auch nicht, sie schläft mit Hand, es ist nicht gut und geht auch nicht schief, und das ist das Bemerkenswerte daran: Daß da kaum ein meßbarer Ausschlag auf der Skala der Gefühle ist. Eggers hat diesen Zustand in einem schönen Satz, mittendrin, festgehalten: "Diese Geschichte hat beinahe nichts Trauriges an sich."
So machen seine Helden einfach weiter, wie Fish, der widerwillig seinen Cousin Adam im Krankenhaus besuchen fährt, welcher gerade seinen siebten Selbstmordversuch überlebt hat. Für seinen Verdruß, für seinen latenten Zorn findet Fish nur in Gedanken ein Ventil. Die lange Autofahrt durch die Wüste weckt den Wunsch, "die Welt einzufrieren und mit einer Axt zu zerschmettern", und am Ende stellt er sich vor, mit einer Schrotflinte ein paar Kühe abzuknallen, ihnen die Köpfe abzuschneiden und als Maske zu tragen: "Er würde nur gern für eine Sekunde sehen, wie es da drin ist." Doch da hat man längst den Eindruck gewonnen, nicht Adam, sondern Fish sei der Lebensmüde.
Vielleicht ist das in Amerika ein Prototyp, aus dem die Amokläufer von morgen hervorgehen - vielleicht aber auch nicht, denn in ihrer Ohnmacht und Lethargie erwecken Rita, Fish oder Pilar kaum den Eindruck, daß sie sich unaufhaltsam dem Umschlagspunkt zur Selbstermächtigung nähern. Diese Helden zwischen dreißig und vierzig wissen so wenig, was sie tun sollen oder wollen, daß jene drastischen Bilder eher wie Pop-ups auf einer Website hervorspringen, die sich ebenso leicht wieder wegklicken lassen: "Pilar verspürte Lust, mit Glas Bäuche aufzuschneiden."
Tom geht es nicht viel besser, er geht nur ein wenig weiter. Er besucht Erin in Schottland, die er schon lange heimlich begehrt. Erin fehlt der linke Arm, und womöglich kommt sie ihm gerade deshalb kompletter vor als er sich selbst. Sie überfahren unterwegs ein Schaf, und als sie bestürzt vor dem Kadaver auf der Straße stehen, da kippt die Szene auf einmal ins Surreale: Sie beginnen, sich vor den beiden anderen Schafen zu fürchten, die am Straßenrand stehen, sie fühlen sich von ihnen beschimpft und bedroht. Später nimmt sich Tom ein Boot, rudert aufs Meer hinaus und erleidet beinahe Schiffbruch. Halb vergewaltigt er Erin, halb duldet sie ihn, irgendwo draußen in der Kälte, und er kommt dabei nicht einmal in die Nähe dessen, was er ersehnt. Danach, im Hotel, läßt Erin zu, daß er beim Einschlafen ihren Kopf streichelt. Und während man das Gefühl hat, Tom versuche verzweifelt einen Moment des Glücks zu erzwingen, steht da ganz lapidar: "Nach Schottland würde ich nichts mehr von ihr hören."
Je näher Dave Eggers bei seinen Figuren bleibt, je weniger er seine Geschichten mit einer vermeintlich großen Idee oder Thematik überwölbt, desto wahrhaftiger und lebendiger kommen einem diese Orientierungswaisen vor, die sein Werk bevölkern: Sie sind keine Außenseiter, sie haben in der Regel einen Job, ein unauffälliges, geordnetes und etwas monotones Leben, sie sind unzufrieden, von einer unerklärlichen Unruhe erfaßt, auch wenn sie nicht so recht wissen, warum. Mag sein, daß die meisten "diese Art von nicht faßbarem Lebensüberdruß" plagt, wie es einmal heißt. Dave Eggers muß das gar nicht diagnostisch präziser benennen. Er ist dort am besten, wo er die vielen Schattierungen dieses Gefühls so genau wie möglich einzufangen versucht, anstatt es zu vereindeutigen.
Dave Eggers: "Wie hungrig wir doch sind". Stories. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Klaus Timmermann und Ulrike Wasel. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005. 239 S., geb., 18,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"'Nachdem ich in den Fluss geworfen wurde und bevor ich ertrank' - so der Titel einer der Erzählungen - ist eine Tour de Force, die belegt, dass Eggers über jedes Thema stil- und kraftvoll und mit wahrhafter Emotion schreiben kann." The New York Times
"Eggers steht in der Tradition von Laurence Sterne, Donald Barthelme, Kurt Vonnegut und W.G. Sebald. Seine Geschichten bewegen und verstören, manchmal auf geradezu schockierende Weise." The Times Literary Supplement
"Ein unwiderstehlicher Erzähler." Süddeutsche Zeitung
"Eggers ist ein literarischer Bob Dylan des 21. Jahrhunderts." Max
"Eggers steht in der Tradition von Laurence Sterne, Donald Barthelme, Kurt Vonnegut und W.G. Sebald. Seine Geschichten bewegen und verstören, manchmal auf geradezu schockierende Weise." The Times Literary Supplement
"Ein unwiderstehlicher Erzähler." Süddeutsche Zeitung
"Eggers ist ein literarischer Bob Dylan des 21. Jahrhunderts." Max
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Dave Eggers ist mehr als ein Kultautor, behauptet der Rezensent Uwe Pralle nachdem er den Erzählband "Wie hungrig wir sind" zur Seite gelegt hat. Denn der Kurzlebigkeit, die mit dem Kultstatus in Verbindung gebracht wird, ist Eggers eindeutig entwachsen. Komisch und unheimlich sind seine Erzählungen, von denen einige so knapp sind, dass sie eher wie "narrative Atomkerne" wirken. Nicht nur aufgrund der Rätselhaftigkeit seiner Stücke zögert der Rezensent nicht, Eggers sogar in die Nähe von Kafka zu rücken. Besonders die Erzählung "Noch eine", die einen freudlosen amerikanischen Touristen in Ägypten in Szene setzt, der als er einem Einheimischen zu den Pyramiden folgt, das Gefühl hat, sich dem Tod anzubiedern, hat es Pralle angetan: Sie sei einerseits "an Komik kaum zu überbieten" und ende andererseits auf seltsam vage Weise. Auch in anderen Erzählungen, so der Rezensent, finden sich Amerikaner wieder, die wie wild die Welt bereisen. Überhaupt gehe es Eggers um die Rastlosigkeit unserer Zeit und die das ungezügelte Verlangen, "mehr als nur ein einziges Leben zu wollen", Eggers' "Erzählungen aus einer nervösen Zeit", so das Fazit des begeisterten Rezensenten, sind einfach "stark".
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Hier ist Dave Eggers als Meister der kleinen und kleinsten Form zu entdecken [...].« Kieler Nachrichten