Ferien bei den Kannibalen. Skirennen in Afghanistan. Neandertaler-Diät in West Virginia. Zu Fuß durch Mexiko City. Marathon im Dschungel des Amazonas. Auf der Suche nach Bin Laden in Pakistan. Stelldichein mit Riesenechsen und Piraten. Flucht vor den stärksten Frauen der Welt. Christoph Zürcher lässt nichts aus. Er überschreitet Grenzen, dass jedem Mallorca-Touristen das Blut in den Adern gefriert. Ganz nach dem Motto: "Probleme lassen sich zuweilen auch dadurch lösen, dass man sich noch grössere Probleme aufhalst." Dabei ist der Autor ein "Don Quijote der Moderne", der schnell an die Grenzen seiner mentalen und körperlichen Möglichkeiten gelangt. Bei all diesen Dramen leidet der Leser qualvoll mit und stellt immer wieder fassungslos fest, dass man auch bei den härtesten Bewährungsproben über sich selbst lachen kann.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2013Ausflüge zwischen alle Fronten
Wer Christoph Zürchers Texte aus der "Neuen Zürcher vom Sonntag" nicht kennt, sollte dieses Buch kaufen. Anschließend wird er nach der Zeitung gieren. Wer sie hingegen kennt, sollte dieses Buch kaufen, weil ihm in den vergangenen acht Jahren der eine oder andere Beitrag vielleicht doch entgangen ist. Zürcher schreibt Reisereportagen, wobei sich hinter seinen Reisen ein Bekenntnis zum Wahnsinn verbirgt. Immer dort, wo jeder vernünftige Urlauber an Heimkehr denkt, geht für ihn die Tour erst los. Was keineswegs heißt, dass man Zürcher jegliche Vernunft absprechen müsse, im Gegenteil. Auf sechstausend Meter Höhe im Himalaja erwägt er mit analytischer Nüchternheit den Erfrierungstod, um die mörderischen Kopfschmerzen loszuwerden. Und beim Besuch eines Stammes in Papua-Neuguinea, der vermeintlich nie zuvor Weiße gesehen hat, hält er inne, weil ihm "gewisse moralische Bedenken" kommen. Angesichts des Pfeilhagels jedoch, der auf ihn und seine Begleiter niederprasselt, widmet er dann aber dieser Sorge mehr Aufmerksamkeit. "Vom Sofa aus schien das Ganze keine schlechte Idee", schreibt er an einer Stelle. So könnte auch das Buch heißen. Im Eilschritt geht es um den Globus. In Afghanistan setzt sich Zürcher mit der Gestaltungswut der Taliban auseinander, in Guangzhou erfährt seine Liebe zu Hunden einen ganz neuen Aspekt. Der Tonfall bleibt dabei so trocken, als habe er einen Rest Wüstensand versehentlich aus der Hosentasche direkt in seine Tastatur geschüttelt. Und der Humor ist so schwarz wie der Himmel über Nevada, in den ihn auf Nimmerwiedersehen ein Tornado fast hinaufgezogen hätte.
F.L.
"Wie ich Kannibalen, Taliban und die stärksten Frauen der Welt überlebte" von Christoph Zürcher. Orell Füssli Verlag, Zürich 2013. 220 Seiten. Gebunden, 19,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer Christoph Zürchers Texte aus der "Neuen Zürcher vom Sonntag" nicht kennt, sollte dieses Buch kaufen. Anschließend wird er nach der Zeitung gieren. Wer sie hingegen kennt, sollte dieses Buch kaufen, weil ihm in den vergangenen acht Jahren der eine oder andere Beitrag vielleicht doch entgangen ist. Zürcher schreibt Reisereportagen, wobei sich hinter seinen Reisen ein Bekenntnis zum Wahnsinn verbirgt. Immer dort, wo jeder vernünftige Urlauber an Heimkehr denkt, geht für ihn die Tour erst los. Was keineswegs heißt, dass man Zürcher jegliche Vernunft absprechen müsse, im Gegenteil. Auf sechstausend Meter Höhe im Himalaja erwägt er mit analytischer Nüchternheit den Erfrierungstod, um die mörderischen Kopfschmerzen loszuwerden. Und beim Besuch eines Stammes in Papua-Neuguinea, der vermeintlich nie zuvor Weiße gesehen hat, hält er inne, weil ihm "gewisse moralische Bedenken" kommen. Angesichts des Pfeilhagels jedoch, der auf ihn und seine Begleiter niederprasselt, widmet er dann aber dieser Sorge mehr Aufmerksamkeit. "Vom Sofa aus schien das Ganze keine schlechte Idee", schreibt er an einer Stelle. So könnte auch das Buch heißen. Im Eilschritt geht es um den Globus. In Afghanistan setzt sich Zürcher mit der Gestaltungswut der Taliban auseinander, in Guangzhou erfährt seine Liebe zu Hunden einen ganz neuen Aspekt. Der Tonfall bleibt dabei so trocken, als habe er einen Rest Wüstensand versehentlich aus der Hosentasche direkt in seine Tastatur geschüttelt. Und der Humor ist so schwarz wie der Himmel über Nevada, in den ihn auf Nimmerwiedersehen ein Tornado fast hinaufgezogen hätte.
F.L.
"Wie ich Kannibalen, Taliban und die stärksten Frauen der Welt überlebte" von Christoph Zürcher. Orell Füssli Verlag, Zürich 2013. 220 Seiten. Gebunden, 19,95 Euro.
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