15,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
  • Broschiertes Buch

Er ist jung und eifrig. Er ist stolz auf sich und auf die große Zeitung, bei der er arbeiten darf. Er genießt es, die Dinge kühl und gegebenenfalls scharf niederschreiben zu dürfen, er genießt es umso mehr, da es in seinem vorherigen journalistischen Leben nicht möglich war; er ist der erste Ostler in der Redaktion. Zunächst arbeitet er im Sportressort, dann als Reporter. Über Jahre geschieht und gelingt alles wie selbstverständlich, weit ist diese Welt hier und offen - bis das Vorherige, das Bedrängende von Neuem aufscheint, in eleganterer Form, mit dramatischen Folgen ... »Immer heißt es,…mehr

Produktbeschreibung
Er ist jung und eifrig. Er ist stolz auf sich und auf die große Zeitung, bei der er arbeiten darf. Er genießt es, die Dinge kühl und gegebenenfalls scharf niederschreiben zu dürfen, er genießt es umso mehr, da es in seinem vorherigen journalistischen Leben nicht möglich war; er ist der erste Ostler in der Redaktion. Zunächst arbeitet er im Sportressort, dann als Reporter. Über Jahre geschieht und gelingt alles wie selbstverständlich, weit ist diese Welt hier und offen - bis das Vorherige, das Bedrängende von Neuem aufscheint, in eleganterer Form, mit dramatischen Folgen ... »Immer heißt es, wir müssen uns unsere Geschichten erzählen, von Ost nach West und zurück, aber wenn man's tut, und es ist ja schon eine riesige Entblößung, es zu tun, dann wird abgewunken und gesagt, lass doch dein Moralisieren.« Seine Geschichte führt auch zu der Frage, die sich vielen Lesern bei der Zeitungslektüre stellt: Was denken sich Reporter und Kommentatoren eigentlich bei dem, was sie schreiben? Machen sie routiniert ihren Job, verfolgen sie ein höheres Ziel, sind Ehrgeiz oder Gefallsucht, Recherchelust und Aufdeckungsfreude im Spiel? Ist das von Aufklärungsfuror oder von Interessen, ist es von Vernunft oder der Meinung des Chefredakteurs geleitet? Aus diesen Fragen und Zweifeln speist sich ein seit Jahren wachsendes Misstrauen gegen die Presse, das sich in wütenden Protesten, in rechten Propagandalosungen, in dumpfen Ressentiments ebenso wie in scharfsinniger Kritik und nüchternen wissenschaftlichen Analysen niederschlägt. Wie aber reflektieren die betroffenen Journalisten das fragil gewordene Verhältnis zu ihren Lesern, zu den Strukturen, in denen sie arbeiten, zu ihren Arbeitgebern, zum Ethos ihres Berufs? Birk Meinhardt, der lange für eine Tageszeitung gearbeitet hat, gehört zu den wenigen, die sich einer genauen Selbstbefragung unterzogen haben und ihre Position auf dem brüchigen Pflaster des Medienbetriebs zu orten versuchen. Seine Geschichte ist die eines leidenschaftlichen Journalisten, der als erster Ostler in der Redaktion eines angesehenen Blattes arbeitet und lange blind bleibt für die Widerstände, auf die seine Arbeit zunehmend trifft. Es ist die Geschichte einer Ernüchterung und - schließlich - einer Entzweiung. Er hat sie aufgeschrieben und stellt sie in die aufgeregten Diskussionen auf dem Feld, wo um Meinungsfreiheit ge- und die vermeintliche »Lügenpresse« bekämpft wird. Ist er ein Held der Pressefreiheit, ein Nestbeschmutzer, ein Ankläger, oder ist er einfach nur überempfindlich?
Autorenporträt
Birk Meinhardt, geboren 1959 in Berlin-Pankow, studierte Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig und war Sportjournalist bei der »Wochenpost«, der »Jungen Welt«, dem »Tagesspiegel« und von 1992 bis 1996 bei der »Süddeutschen Zeitung«. Für Letztere arbeitete er von 1996 bis 2012 als Reporter. Seitdem lebt er als Schriftsteller am Rande Berlins. Er erhielt den Kisch-Preis 1999 und 2001 sowie den Stahl-Literaturpreis 2013. Im selben Jahr war er für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Zuletzt erschienen von ihm die Romane »Brüder und Schwestern. Die Jahre 1973 bis 1989« sowie »Brüder und Schwestern. Die Jahre 1989 bis 2001«.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Laut Steffen Grimberg gelingt es dem Journalisten Birk Meinhardt nicht, seine Kritik an einer allzu haltungslastigen Presse, namentlich der Süddeutschen Zeitung, überzeugend zu vermitteln. Grimberg kann nicht erkennen, dass sich die Zeitung, wie der Autor behauptet, von einem der Wahrheit zu einem der Meinung verpflichteten Blatt gewandelt hätte. Die Texte, die Meinhardt als Beleg anführt, scheinen Grimberg "von eigener Betroffenheit zu strotzen". Dass der Autor eigentlich einen wunden Punkt anspricht, wenn er dem Journalismus unterstellt, sich nicht auf andere Perspektiven einzulassen, geht für Grimberg unter in dieser sehr subjektiven Kritik.

© Perlentaucher Medien GmbH