Der Band vereinigt erstmals sämtliche Dichtungen Brechts, die bis Anfang 1916 entstanden sind. Sie dokumentieren die kontinuierliche Entwicklung eines literarischen Talents, das nur ein Ziel kannte: ein großer Dichter zu werden. Die Texte und die ergänzenden Selbstaussagen Brechts zeugen von den Bemühungen des Schülers, sich das schriftstellerische "Handwerk" anzueignen, vom geradezu strategischen Vorgehen, wenn es darum ging, sich als Autor durchzusetzen, und von seiner Bereitschaft, sich nach Beginn des Ersten Weltkriegs den politischen "Forderungen des Tages" anzupassen, als er erstmals die Möglichkeit hatte, Beiträge in Augsburger Tageszeitungen zu publizieren. Daß der Nationalismus dieser Texte in der Tat vorgegeben ist, Brecht mit den verschiedenen Genres spielt, belegt in beeindruckender Deutlichkeit eine Reihe von Kriegsdichtungen anderer Autoren zum gleichen Thema, die in den gleichen Zeitungen erschienen sind und seinen Texten direkt gegenübergestellt werden.
Brechts Ablösung vom christlichen Glauben zeichnet sich im »Tagebuch No. 10« deutlich ab, und sein Einakter »Die Bibel«, aber auch manches Gedicht, mag dies reflektieren. In erster Linie jedoch ist auch dieses kleine Drama Literatur, ein ästhetisches Gebilde, mit dem Brecht sein Können auslotet, indem er gleichzeitig mit verschiedenen Traditionen bzw. Quellen spielt.
Brechts Ablösung vom christlichen Glauben zeichnet sich im »Tagebuch No. 10« deutlich ab, und sein Einakter »Die Bibel«, aber auch manches Gedicht, mag dies reflektieren. In erster Linie jedoch ist auch dieses kleine Drama Literatur, ein ästhetisches Gebilde, mit dem Brecht sein Können auslotet, indem er gleichzeitig mit verschiedenen Traditionen bzw. Quellen spielt.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Die Brecht-Forschung ist sich mit dem Autor selbst im Grunde einig, wo die Grenze zwischen dem eigentlichen Werk und den Frühschriften zu ziehen ist - nämlich am 13. Juli 1916, mit Erscheinen des Textes "Das Lied von der Eisenbahntruppe vom Fort Donald". So gehört das gereimte Schwärmen über die Opferbereitschaft von 1914 wie viele Texte des Schülers Eugen Berthold Brecht gewiss noch nicht zu den literarisch und auch sonst satisfaktionsfähigen Texten. Lehrreich ist die Lektüre, daran lässt der Rezensent Manfred Koch keinen Zweifel, dennoch und erst recht. Klar sei aus dem hier Versammelte abzulesen, mit welcher Entschiedenheit sich Brecht zum Dichter bildete und früh schon Pläne machte, wie er es zum Weltruhm bringen kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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