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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.03.2010

Buchtipps
Jeder Gartenfreund kennt sie und schätzt sie: Die Bauerngärten, die so pittoresk ausschauen und voller Überraschungen stecken, die aussehen, als seien sie von einem Maler mit einem Pinselstrich auf den Boden getuscht worden und die doch so viel Planung und Arbeit erfordern. Maren Partzsch, Dorothea Cerpnjak und Christine Paxmann haben in dem Buch „Wie im Bauerngarten” den Versuch unternommen, alles Wesentliche zu dem Thema zu bündeln und wertvolle Tipps zu geben, wie ein solches Kleinod angelegt wird. Vom richtigen Werkzeug bis zur Gründüngung und den Bewohnern des Gartens wird in übersichtlichen Kapiteln, teils mit Tabellen, aufgezeigt, wie so ein Garten zum Leben erweckt werden kann, welche Pflanzen sich vertragen, welche nicht, wann sie gesät und beschnitten werden müssen. Nach Monaten unterteilt gibt es Arbeitsanleitungen. Im März beispielsweise sollten Frühkartoffeln zum Vorkeimen in Kisten gelegt werden und die ersten Ringelblumen und Wicken können ins Freiland gesät werden. Außerdem erfährt der Gärtner, wie eine Schachtelhalmbrühe gemacht wird, die gegen Mehltau bei Zucchini oder Gurken helfen soll. Gärten zum Genießen, ausruhen und ernten. Alles untermalt mit wunderschönen Bildern, die die Sehnsucht nach einer heilen Welt widerspiegeln.
Maren Partzsch, Dorothea Cerpnjak und Christine Paxmann: Aus Liebe zum Landleben. Wie im Bauerngarten. Dort-Hagenhausen-Verlag, 2010, 19,99 Euro
Was haben Gärten mit der Französischen Revolution zu tun? Oder das Beschneiden der Bäume mit der christlichen Moral? In 21 Aufsätzen beleuchten Wissenschaftler vom Bodenkundler bis zum Philosophen unser Verhältnis zur Natur, die Entstehung der Gärten und ihre politische Bedeutung. Die in Norddeutschland immer noch beliebte Kastenlinde kann als Beispiel dienen, sich mit den verschiedenen Menschenbildern der Epochen vom Barock bis zur heutigen Zeit zu beschäftigen. So sinnierte ein französischer Gartenschriftsteller um 1690 über die Schnittregeln bei Bäumen, dass sie „oft genug fast dasselbe sind wie die Regeln der christlichen Moral beim menschlichen Verhalten”, denn der Baum neige dazu, Äste und Zweige zu bilden, da wo der Mensch sie nicht haben wolle, „ganz wie die verderbte Natur des Menschen sich oft gegen die göttlichen Gesetze und gegen die Vernunft auflehnt und zu den meisten Dingen neigt, welche die Moral verbietet.” Wurde in französischen Herrschergärten konsequent alles zurechtgeschnitten, entwickelte sich in England eine Gegenbewegung. In der Aufklärung galt der unberührte Baum als Sinnbild, „dem als gesellschaftliches Ideal der frei sich entfaltende Mensch entsprach”, stellt der Botaniker Hans-Helmut Poppendieck fest.
Ob Herrscher-, Schreber- oder Gefängnisgarten, Gärten sind der Spiegel der Gesellschaft. Und stets wurde Natur instrumentalisiert, immer in dem Wunsch, sich eine ideale Welt zu schaffen. Bis hin zu Künstlern wie Beuys, der mit dem Projekt „7000 Eichen” die Stadt Kassel begrünte. Ein Buch zum Nachdenken, Wiedererkennen und Verstehen geschichtlicher und politischer Zusammenhänge.
Brita Reimers (Hrsg.): Gärten und Politik, Vom Kultivieren der Erde, 2010, oekom Verlag, München, 29,90 Euro
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