Reiseberichten eilt in der Musikforschung ein ambivalenter Ruf voraus: Mitunter kategorisch abgelehnt als ernst zu nehmende Quellen, bergen sie gleichwohl häufig einzigartige Informationen zur musikalischen Frühgeschichte von Ethnien und Ländern. Darüber hinaus erweisen sie sich als wertvolle mentalitätsgeschichtliche Dokumente ihrer Autor_innen. Hans-Jakob Zimmer unternimmt die bislang umfangreichste Auswertung deutschsprachiger Reiseberichte im Hinblick auf das Musikleben des Landes Brasilien, welches nach der Umsiedlung des portugiesischen Königshofs nach Rio de Janeiro im Jahr 1808 zu einem Sehnsuchtsort für Naturforscher, Reisende und Auswanderer avancierte.