Wenn wir an Chemie denken, sehen wir Wissenschaftler in weißen Kitteln, die im Labor mit Erlenmeyerkolben und reinen Chemikalien über Bunsenbrennern hantieren. Oder an komplizierte Formeln, die wir schon in der Schule nicht verstanden haben. Wer weiß schon, dass die heutige Weißkittel-Chemie eine wunderbare wild-abenteuerliche Geschichte hat, die weit zurückreicht in die Wälder Amazoniens, in die Klöster und Schlösser Europas! Hier wurden schon vor Jahrhunderten über dem Feuer Stoffe verwandelt: die Rinde von Lianen in tödliches Gift, Salpeter in Schießpulver, (große Mengen) Kinderpippi in…mehr
Wenn wir an Chemie denken, sehen wir Wissenschaftler in weißen Kitteln, die im Labor mit Erlenmeyerkolben und reinen Chemikalien über Bunsenbrennern hantieren. Oder an komplizierte Formeln, die wir schon in der Schule nicht verstanden haben. Wer weiß schon, dass die heutige Weißkittel-Chemie eine wunderbare wild-abenteuerliche Geschichte hat, die weit zurückreicht in die Wälder Amazoniens, in die Klöster und Schlösser Europas! Hier wurden schon vor Jahrhunderten über dem Feuer Stoffe verwandelt: die Rinde von Lianen in tödliches Gift, Salpeter in Schießpulver, (große Mengen) Kinderpippi in (winzige Mengen) Phosphor. Hier investierten Generationen kreativer Alchemisten die Energie ihres Lebens vergeblich in die Herstellung von Gold und entdeckten stattdessen das Porzellan und vieles mehr, ohne das unsere Welt heute nicht mehr vorstellbar wäre. Jens Soentgen, Naturwissenschaftler und Philosoph, zieht von Feuerstelle zu Feuerstelle und erzählt mit Begeisterung die verrückten und spannenden Geschichten von Stoffen, Alchemisten und Chemikern. Die oft fatale Verquickung von Chemie und Macht spart er dabei nicht aus. Im zweiten Teil des Buches gibt es viele neue Experimente, mit denen Furchtlose die eigene Leidenschaft für die Verwandlung von Stoffen entfachen können!
Jens Soentgen, 1967 in Bensberg geboren, studierte Chemie und Philosophie und lehrte an Universitäten in Deutschland und Brasilien. Seit 2002 ist er Leiter des Wissenschaftsszentrums Umwelt der Uni Augsburg. Im Peter Hammer Verlag erschienen u.a. "Selbstdenken" und "Von den Sternen bis zum Tau" (mit Illustr. von Vitali Konstantinov), das für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde. Vitali Konstantinov, 1963 in Bessarabien geboren, studierte Kunst und Architektur in Russland, Grafik, Malerei und Byzantinische Kunstgeschichte in Deutschland. Er unterrichtet Buchillustration u.a. an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Seine Bücher erhielten viele Preise, zuletzt wurde "Seltsame Seiten" (Text: Daniil Charms, Bloomsbury) von der Stiftung Buchkunst zum "Schönsten deutschen Buch" gewählt.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Besser als ein Chemiekasten findet Rezensentin Susanne Lenz das Buch des Chemikers und Philosophen Jens Soentgen samt seiner Anleitungen zu Experimenten und Tipps, wie sich aus Lorbeer Blausäure herstellen lässt. Aha! scheint Lenz andauernd auszurufen bei dieser Lektüre, die ihr alle Vorurteile gegen das verhasste Fach Chemie austreibt. Wie macht der Autor das? Er beschränkt sich nicht auf den Westen mit seinen Geschichten der Chemie, sondern nimmt Lenz mit nach China und Afrika, zu den Goldmachern und LSD-Pionieren und zu den Alchimisten. Apropos, als Alchimist, meint Lenz, scheint sich Soentgen selbst zu begreifen, auch in der poetischen Handhabung der Sprache, findet sie. Ein Jugendbuch mit viel Appeal für Erwachsene, die Chemie gerne weiter fassen, als Teil der Kulturgeschichte.