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Jeder Tag kann ein Wunder in sich bergen
Die elfjährige Natalie sehnt sich zurück nach der Zeit, als in ihrer Familie noch alles gut war. Als ihre Mutter noch fröhlich war und sich nicht im verdunkelten Schlafzimmer verkroch. Eigentlich braucht es ein richtiges Wunder. Zum Glück hat Natalie ihre beste Freundin Twig, die es immer wieder schafft, einen grauen Tag in Sonnenschein zu tauchen. Als in der Schule ein Forschungswettbewerb stattfindet, haben die beiden Mädchen eine Idee: Von dem Preisgeld möchte Natalie eine Reise mit ihrer Mutter unternehmen. Wenn sie ihr nur zeigen könnte, welche…mehr

Produktbeschreibung
Jeder Tag kann ein Wunder in sich bergen

Die elfjährige Natalie sehnt sich zurück nach der Zeit, als in ihrer Familie noch alles gut war. Als ihre Mutter noch fröhlich war und sich nicht im verdunkelten Schlafzimmer verkroch. Eigentlich braucht es ein richtiges Wunder. Zum Glück hat Natalie ihre beste Freundin Twig, die es immer wieder schafft, einen grauen Tag in Sonnenschein zu tauchen. Als in der Schule ein Forschungswettbewerb stattfindet, haben die beiden Mädchen eine Idee: Von dem Preisgeld möchte Natalie eine Reise mit ihrer Mutter unternehmen. Wenn sie ihr nur zeigen könnte, welche Wunder es auf der Welt gibt, würde ihre Mutter wieder wie früher. Voller Hoffnung, Tatendrang und verrückter Ideen hecken die beiden Freundinnen einen Plan aus.

Ein warmherziger Roman über Hoffnung, Freundschaft und die kleinen und großen Wunder des Lebens, der noch lange nachklingt.
Autorenporträt
Keller, Tae
Tae Keller, geboren 1993, ist in Honolulu, Hawaii, aufgewachsen, ihre Familie stammt jedoch ursprünglich aus Korea. Sie studierte Kreatives Schreiben und gewann bereits am College einen Preis für ihre Texte. Heute lebt sie in New York, USA, zusammen mit ihrem störrischen Yorkshire-Terrier und vielen Büchern.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.10.2018

Diese Orchidee kann entgiften
Tae Keller erzählt von einem Weg aus der Depression

Ich habe über winterharte Pflanzen nachgedacht. Darüber, dass sich das Leben manchmal unter die Erde zurückziehen und tief eingraben muss, um zu überleben" - ein einfühlsames Bild für die Krankheit Depression, geprägt von der in Hawaii aufgewachsenen, koreanischstämmigen Autorin Tae Keller. Sie erzählt in "Wie man Wunder wachsen lässt" vom siebten Schuljahr der in Pennsylvania lebenden Natalie und von der Familientragödie ihrer zusehends depressiven Mutter.

Mit dem so engagierten wie skurrilen Physiklehrer Mc Neely, der den Siebtklässlern das Führen eines Laborbuchs als "Heft des Staunens" aufgibt, lädt der Roman zur Reise in die Welt der Wissenschaft ein. Eingeteilt in acht Abteilungen mit 42 Arbeitsaufträgen, spielt es mit Analogien von organischer und Menschenwelt, von Wissenschaft, Magie und Melancholie. Natalie aber kennt keine Versuchsanordnung, "die das alles erklären könnte. Wie kann ich die Antwort kennen, wenn ich nicht mal die Frage weiß?"

Ihrer wegdriftenden Mutter in die Augen zu schauen, findet Natalie, sei "wie der Blick in einen bodenlosen Brunnen". Vor der Krankheit Botanikerin in einem Labor der Universität Lancaster, galt ihre Passion einem Feld von "kobaltblauen Orchideen", die in New Mexico nach einem Kraftwerksunfall Gift aus der Erde saugten und "in blanke Schönheit" verwandelten. Doch ihr Herzensprojekt, das Merkmal der Unangreifbarkeit dieser Wunderpflanze zu isolieren und auf menschliche Zellen zu übertragen, wurde mangels Geld ein- und sie freigestellt. Um Mom ein Exemplar jener Orchidee und damit Lebensenergie zu schenken, will Natalie Geld für eine Reise nach New Mexico sammeln: Mit zwei Mitschülern macht sie beim gutdotierten "Eier-Wettbewerb" der Schule mit, es geht um einen Crashtest der Zerbrechlichkeit, die physikalisch optimale Polsterung beim Flug vom Dach.

Keller rekapituliert die Krankheitsgeschichte vom Moment, als die Forscherin aufhörte, "Fragen zu stellen", über die "Mauer aus halbherzigem Lächeln" bis zur "Nicht-Mom". Sie zeigt Welten und Gegenwelten der Depression sowie familiäre Täuschungsmanöver auf. Da wären die vorsätzliche Fröhlichkeit des bemühten Vaters, beruflich selbst Therapeut, ferner die als "Betrügerin, die in der Haut meiner Mutter steckt", entlarvte Mom und schließlich die deren Rückzugsverhalten imitierende Tochter.

Die Suche nach Auswegen aus depressiven Überforderungsmustern der Familie führt Natalie auch zu ethnischen Herkunftsfragen, Hausmitteln und Heilrezepten asiatischer Kultur. So stellt sie zum Neujahrsfest mit Hilfe der koreanischen Oma Reiskuchen aus einer "süßen, zähen Glücksmasse" her oder erfährt von der Zähigkeit koreanischer Einwanderer nach Amerika. Eine motivische und therapeutische Rolle spielt neben einem Botanischen Garten, in dem Mom Natalie als Kind die Wunder der Pflanzenwelt nahebrachte, das familiäre Gewächshaus als Refugium und Anderswelt. Natalie plant nach ihrem Versagen im Eier-Wettbewerb nachts ins Labor der Universität einzubrechen, um den Orchideen-Samen für Moms Gewächshaus zu stehlen. Als der Universitätswächter sie stellt, lässt Natalie im einstigen Büro der Mutter ein "Millionen Jahre" altes Foto "unserer perfekten Familie" fallen, das in Scherben zerbirst.

Doch nicht der Erfolg, sondern das Tun der Tochter zählt, und ihre Mutter zeigt eine "erste echte Regung". Sie findet ihre Motorik wieder und beginnt mit brüchiger Stimme, Worte "hochzuheben". Die aus Scherben sich neu formierende, sich verfehlende und wiederfindende Familie ist nunmehr "nicht allmächtig - aber real".

Wo der Fokus auf dem Kind der Rekonvaleszenten liegt, ist leider die mütterliche Psyche bis auf berufliche Probleme unterbelichtet. Das Schuljahresende verspricht keine Wunderheilung, doch Hoffnungszeichen der Resilienz wie Mutters Teilzeitarbeit und im Gewächshaus das winterblühende "Koreanische Feuer". Die Schlussszene hier erzählt vom Wachsen, vom Wandel, von zweiten Chancen und vom "herrlich blauen Feld" in New Mexico.

Tae Keller erweist sich als Glücksanalytikerin und Trösterin. Ein leises Loblied auf Nachtschattengewächse und ein Plädoyer für Inklusion gesellschaftlich Abgehängter, atmet der Roman ein Gefühl allesdurchdringender Liebe gerade im Versagen. Das Buch ist zugleich Antidepressivum und Initiationsgeschichte, wobei der Stimmverlust der Mutter das Erwachsenwerden der Tochter beschleunigt. Als das Schuljahr vorbei und das "Heft des Staunens", in dem Natalie die Geschichte ihrer Mutter und Familie wie einen Laborfall notierte, abgegeben ist, wird das Weiterführen obsolet: "Weil ich jetzt reden kann". Und auch die in der Schwerkraft der Depression vergrabenen Hoffnungsschimmer vermag Natalie immer besser zu lesen.

STEFFEN GNAM

Tae Keller: "Wie man Wunder wachsen lässt".

Roman.

Aus dem Englischen von Susanne Hornfeck. Fischer KJB, Frankfurt a.M., 2018. 288 S., geb., 15,- [Euro]. Ab 10 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Tae Keller hat in 'Wie man Wunder wachsen lässt' eine frische Form gefunden, die Entwicklung ihrer kleinen Protagonistin zu schildern. Ina Hochreuther Stuttgarter Zeitung 20180325