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Nur wenige Schriftsteller sind so sehr von ihrem populärsten Werk verdeckt worden wie James M. Barrie. Je größer und nachhaltiger der Erfolg von "Peter Pan" wurde, desto mehr ist die Vielfalt und Qualität seines übrigen Werks zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Barrie war ein Meister der Erzählung. Dieser Band versammelt fünfzehn Glanzstücke seiner Prosa. Sie zeigen Barries aberwitzig-versponnenen Humor ebenso wie den Ernst und die Abgründe seiner tiefer liegenden Motive. Ein Großteil dieser Auswahl von Barries schönsten Erzählungen erscheint zum ersten Mal auf Deutsch. "Eine schönere Weise…mehr

Produktbeschreibung
Nur wenige Schriftsteller sind so sehr von ihrem populärsten Werk verdeckt worden wie James M. Barrie. Je größer und nachhaltiger der Erfolg von "Peter Pan" wurde, desto mehr ist die Vielfalt und Qualität seines übrigen Werks zu Unrecht in Vergessenheit geraten.
Barrie war ein Meister der Erzählung.
Dieser Band versammelt fünfzehn
Glanzstücke seiner Prosa. Sie zeigen
Barries aberwitzig-versponnenen Humor
ebenso wie den Ernst und die
Abgründe seiner tiefer liegenden Motive.
Ein Großteil dieser Auswahl von
Barries
schönsten Erzählungen erscheint
zum ersten Mal auf Deutsch.
"Eine schönere Weise zu schweigen als
in Texten von Barrie gibt es in der Literatur
nicht", schrieb Susanne Mayer
in der ZEIT.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
BARRIE, JAMES M.
James M. Barrie (1860-1937) stammte aus einer schottischen Arbeiterfamilie. Er studierte in Edinburgh und arbeitete seit 1885 in London als Journalist, Dramatiker und Erzähler. Seinen Durchbruch erlebte er 1904 mit "Peter Pan", 1913 wurde er von König George V. zum Baronet ernannt. Barrie stand mit zahlreichen Schriftstellern seiner Zeit in enger Verbindung. Anfang der 1930er Jahre verkehrte er im Haus des Herzogs von York, dessen beiden Töchtern er Geschichten erzählte. Eine von ihnen war die heutige Königin Elisabeth II. Die Rechte an seinem Erfolgsbuch vermachte Barrie einem Londoner Kinderkrankenhaus.

Klein, Michael
Michael Klein, geb. 1960, studierte Philosophie, Germanistik und Publizistik. Er ist Redakteur eines Regionalmagazins, Rundfunkautor und Herausgeber mehrerer Bücher.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.2017

Schmutzige Erzeugnisse einer poetischen Liaison
Er schrieb mehr als nur "Peter Pan": Die frühen Erzählungen von James M. Barrie

Dass man ihre Schöpfer namentlich nicht mehr kennt, ist für die größten Erzeugnisse der Populärkultur oft charakteristisch. Niemand, dem "Peter Pan" nichts sagen würde, und sei es durch die unzähligen Aneignungen des Stoffes in Film, Fernsehen und Comic (vor allem natürlich durch Walt Disney). Die knifflige Frage hingegen, wer der Verfasser des 1904 erschienenen Bühnenstücks gewesen sei, das all den späteren Adaptationen zugrunde lag, wird heute meist nur noch im Fernsehquiz gestellt. Die richtige Antwort lautet: James Matthew Barrie, geboren 1860 in Schottland, verstorben 1937 in London.

Nein, viel ist in der kollektiven Erinnerung nicht geblieben von diesem einst hocherfolgreichen Bühnenautor, ambitionierten Romancier und leidenschaftlichen Erzähler von Kurzgeschichten, zumindest nicht im deutschsprachigen Raum. Dies endlich zu ändern, ist das erklärte Ziel von Michael Klein, der bereits vor sieben Jahren eine deutsche Erstübersetzung von Barries Roman "The Little White Bird" (1902) im Gollenstein-Verlag vorgelegt hat, das Buch also, in dem Peter Pan seinen ersten Auftritt erlebt. Hieran schließt der nun vorliegende Band an, der uns Barrie wiederum als Prosaschriftsteller vorstellt, diesmal in fünfzehn vornehmlich für Tageszeitungen und Zeitschriften geschriebenen Short Storys.

Gerade dies, also die Entstehung dieser Erzählungen für journalistische Zwecke, merkt man ihnen auch heute noch an - und zwar im durchaus vorteilhaften Sinne: in Hinsicht der erzählerischen Ökonomie dieser Texte, ihrem Einfalls- und Pointenreichtum. Die Zeitungen waren für Barrie, wie er im autobiographischen Rückblick bemerkt, die "Grisette der Literatur", die ihm, als Anfänger, "ein Lächeln und eine Hand" geboten und außerdem viel "beigebracht" habe. Ja, eigentlich, schreibt Barrie etwas frivol, habe es mit der frühen Geliebten niederen Standes sogar "mehr Spaß" gemacht als mit der späteren "Lady", also der sogenannten Big L Literature, die er allerdings schon damals "aus der Ferne" angehimmelt habe.

Entsprechend gibt es viele leichte, durch zugänglichen Alltagsrealismus und freundlichen Humor geprägte Stücke in diesem Band. Da ist etwa die Geschichte eines Schriftstellers, der tagtäglich durch die örtlichen Buchhandlungen streunt, um zu beobachten, ob sich wohl irgendjemand zum Kauf seiner Schmonzette "Lieb mich ewig - oder lass es ganz" entschließen mag. Am Ende stellt sich heraus, dass der einzige Käufer das Buch nur aufgrund einer Namenskoinzidenz erworben hat: "Sehen Sie, der Grund, warum er sich für ,Lieb mich ewig' begeisterte, ist, dass eine der Figuren zufällig William Banks heißt. Er heißt ebenfalls William."

Ebenfalls beispielhaft für diesen Erzählband liest sich die Schilderung der grotesken Verrenkungen eines Großstädters, der unter den Augen einiger Passanten einen vom Wind fortgetragenen Hut einzufangen versucht, "wie ein Abenteurer einen Büffel totgeschossen zu haben glaubt und nun vorwärtsschreitet, um stolz seinen Fuß auf den Kadaver zu stellen". Wie man sieht, der Witz dieser Geschichten ergibt sich oft aus der Überzeichnung oder Störung einer in all ihren Regeln erstarrten Bürgerwelt - Loriot im England des 19. Jahrhunderts sozusagen. In leichtem Kontrast dazu steht die Doppelbödigkeit einiger anderer Stücke, zum Beispiel jenes über einen "Möblierten", der abgesehen von "monetären Transaktionen" vollkommen unbehelligt im Haus seiner Vermieterin lebt - bis, ja bis er an einer lausigen Grippe erkrankt. Seine Vermieterin erkennt darin allerdings die Vorzeichen einer tödlichen Infektion, weshalb sie ihn nun, und zwar sehr zum Genuss des Kranken, "wie ein gütiger Engel" umsorgt. Umso brutaler dann, als sich die Genesung nicht länger zurückhalten lässt, der Absturz auf den Stand eines bloßen "Möblierten" und damit wieder in die Nichtbeachtung.

Was Barrie hier gelingt, lässt deutschsprachige Leser an Robert Walsers Büro- und Angestelltentexte denken und weist auf die neusachliche Prosa eines Erich Kästner voraus. Darüber hinaus gelingt ihm in diesem Text eine komische und zugleich tragische Inszenierung dessen, was Verhaltenstheoretiker als "sekundären Krankheitsgewinn" bezeichnen. Warum Neumann mit dem Titel seines Bandes ausgerechnet auf eine Erzählung verweist, die nicht eigenständig für eine Zeitung oder ein Magazin geschrieben wurde, sondern Barries Erinnerungsband "Margaret Ogilvy" (1896) entnommen ist, verwundert hingegen. Die recht schwierigen, zur psychologischen Interpretation anregenden Erinnerungen an die eigene Mutter, die übrigens bereits 1898 in der Übersetzung von Ina Bock auf Deutsch erschienen sind (was in den kommentierenden Anmerkungen unerwähnt bleibt), fallen aus dem Gesamtbild dieses Bandes doch eher heraus. Die eigentliche Erkenntnis vermag aber auch dies nicht zu verstellen: Barries flüchtige Veröffentlichungen aus der Zeit seiner frühen, etwas schmutzigen Liaison mit der "Grisette" Journalismus sind poetische Kunstwerke von eigenem Wert.

KAI SINA

James M. Barrie: "Wie meine Mutter ihr sanftes Gesicht bekam". Erzählungen.

Übersetzt und mit einem Nachwort von Michael Klein. Morio Verlag, Heidelberg 2017. 192 S., geb., 19,95 [Euro].

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