Die Verbindung zwischen den Neurowissenschaften und der Philosophie des Geistes ist keine neue Erscheinung. Im Jahre 1986 prägt Patricia Smith Churchland den Ausdruck Neurophilosophie für eine ihrer Meinung nach unverzichtbare Disziplin, die beide Wissenschaften miteinander verbinden, dabei jedoch im Wesentlichen unter der Federführung der Neurowissenschaften verbleiben sollte. Ausgelöst durch Veröffentlichungen zweier Neurowissenschaftler hat gegenwärtig eine breit angelegte Debatte um die Bedeutung neurowissenschaftlicher Forschungsergebnisse ihren Weg in die öffentlichen Medien gefunden. Noch über den engeren Rahmen des gehobenen Feuilletons hinaus reicht die Aufmerksamkeit mittlerweile bis in die Bereiche der Fernsehfeatures, der populären Sachbücher und der Illustrierten. Die Initiatoren dieser Debatten, die Neurowissenschaftler Gerhard Roth und Wolf Singer, haben dabei vor allem mit der provokanten These Aufsehen erregt, dass es sich bei der menschlichen Willensfreiheit um eine bloße Illusion handele. Damit kondensieren nach ihrer Ansicht die traditionellen Problemstellungen der Philosophie des Geistes, der Philosophie der Person und der Ethik in einigen Tropfen Hirnforschung. Aber kann das richtig sein?
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