Sie kommen nachts, kurz vorm Einschlafen, einer nach dem anderen. Galia, Saschka, Sina, Esra, Luka, Marusa und Anri - alte Freunde, neue Nachbarn, trinkfeste Kindergärtnerinnen und Hippies in der Midlife-Crisis. Nacht für Nacht offenbaren sie ihre Geheimnisse. Über ihre sexuellen Vorlieben, die auf Ablehnung stoßen. Junge Männer und talentierte Frauen, alle mit der gleichen Angst im Herzen: Lauert die Liebe oder gar der Tod hinter der nächsten Tür?
Zura Abashidze, ein junger und charismatischer Schriftsteller Georgiens, portraitiert ungeschminkt und realistisch seine Heimat im Kaukasus. Gefallene Protagonisten und Helden des Alltags, jonglieren zwischen postsowjetischer Tradition und westlicher Moderne. Ein Kampf gegen Homophobie und für mehr Toleranz. Mit seinem außergewöhnlichen Schreibstil unterstreicht Zura Abashidze den europäischen Konflikt der Jugend: Identitätssuche.
Zura Abashidze, ein junger und charismatischer Schriftsteller Georgiens, portraitiert ungeschminkt und realistisch seine Heimat im Kaukasus. Gefallene Protagonisten und Helden des Alltags, jonglieren zwischen postsowjetischer Tradition und westlicher Moderne. Ein Kampf gegen Homophobie und für mehr Toleranz. Mit seinem außergewöhnlichen Schreibstil unterstreicht Zura Abashidze den europäischen Konflikt der Jugend: Identitätssuche.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2018Illusio humana
Zura Abashidzes "Wie tötet man Billy Elliot?"
Der Saba-Literaturpreis gilt dem jeweils besten georgischen Debütwerk eines Jahres und ist an mehrere der auf dieser Doppelseite vertretenen Bücher verliehen worden. Eines davon hat sogar gleich zwei Saba-Preisträger zu bieten: Zura Abashidzes Erzählungsband "Wie tötet man Billy Elliot?", erschienen und prämiert 2017, jetzt schon in unsere Sprache übersetzt von der in Deutschland lebenden Schriftstellerin Iunona Guruli, ihrerseits Saba-Gewinnerin 2015. Genutzt hat das allerdings nicht viel, denn weder vermögen Abashidzes Geschichten rundum zu überzeugen noch die Übersetzung von Guruli. Man nehme nur einen solch ungelenken Satz wie: "Leichtgläubig wie ich war, glaubte ich, einen sehr guten jungen Mann aufgerissen zu haben, und scheute mich nicht davor, mit ihm Sex zu haben, den ich erst seit einem Tag kannte."
Abashidze, gerade einmal dreiundzwanzig Jahre alt, gilt als aufgehender Stern der georgischen Literatur, aber das ist bislang weniger formal als thematisch motiviert: Seine Geschichten über wechselnde geschlechtliche Identitäten und Depravationen erfüllen die Erwartungen an junge Autoren in Zeiten der Gender- und Identitäts-Mode. So haben wir hier einige LGTB-Erzählungen neben sozialen Rührstücken, und leider nur selten gibt es qualitative Ausreißer nach oben wie die extrem klug, nämlich noch einmal in Mikroerzählungen geteilte Schlussgeschichte des Bandes, "Die Lehrerin, die eine Zukunft verspricht", die sich auch noch einen schönen Rückverweis auf eine andere Story des Buchs gestattet.
Ebenfalls sehr lesenswert ist das Porträt dreier miteinander alternder Lebensfreundinnen, "Mitternachtsmädchen", das auf nicht einmal zwanzig Seiten psychologisch versiert und sehr witzig die Illusio humana beschreibt. Abashidze ist also durchaus talentiert, aber noch scheint ihm die Bereitschaft zur Aussonderung zweitrangiger Texte zu fehlen. Oder die Geduld, auf genügend gute Ideen für ein ganzes Buch zu warten.
apl.
Zura Abashidze: "Wie tötet man Billy Elliot?"
12 Geschichten. Aus dem Georgischen von Iunona Guruli. Größenwahn Verlag, Frankfurt am Main 2018. 179 S., br., 16,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zura Abashidzes "Wie tötet man Billy Elliot?"
Der Saba-Literaturpreis gilt dem jeweils besten georgischen Debütwerk eines Jahres und ist an mehrere der auf dieser Doppelseite vertretenen Bücher verliehen worden. Eines davon hat sogar gleich zwei Saba-Preisträger zu bieten: Zura Abashidzes Erzählungsband "Wie tötet man Billy Elliot?", erschienen und prämiert 2017, jetzt schon in unsere Sprache übersetzt von der in Deutschland lebenden Schriftstellerin Iunona Guruli, ihrerseits Saba-Gewinnerin 2015. Genutzt hat das allerdings nicht viel, denn weder vermögen Abashidzes Geschichten rundum zu überzeugen noch die Übersetzung von Guruli. Man nehme nur einen solch ungelenken Satz wie: "Leichtgläubig wie ich war, glaubte ich, einen sehr guten jungen Mann aufgerissen zu haben, und scheute mich nicht davor, mit ihm Sex zu haben, den ich erst seit einem Tag kannte."
Abashidze, gerade einmal dreiundzwanzig Jahre alt, gilt als aufgehender Stern der georgischen Literatur, aber das ist bislang weniger formal als thematisch motiviert: Seine Geschichten über wechselnde geschlechtliche Identitäten und Depravationen erfüllen die Erwartungen an junge Autoren in Zeiten der Gender- und Identitäts-Mode. So haben wir hier einige LGTB-Erzählungen neben sozialen Rührstücken, und leider nur selten gibt es qualitative Ausreißer nach oben wie die extrem klug, nämlich noch einmal in Mikroerzählungen geteilte Schlussgeschichte des Bandes, "Die Lehrerin, die eine Zukunft verspricht", die sich auch noch einen schönen Rückverweis auf eine andere Story des Buchs gestattet.
Ebenfalls sehr lesenswert ist das Porträt dreier miteinander alternder Lebensfreundinnen, "Mitternachtsmädchen", das auf nicht einmal zwanzig Seiten psychologisch versiert und sehr witzig die Illusio humana beschreibt. Abashidze ist also durchaus talentiert, aber noch scheint ihm die Bereitschaft zur Aussonderung zweitrangiger Texte zu fehlen. Oder die Geduld, auf genügend gute Ideen für ein ganzes Buch zu warten.
apl.
Zura Abashidze: "Wie tötet man Billy Elliot?"
12 Geschichten. Aus dem Georgischen von Iunona Guruli. Größenwahn Verlag, Frankfurt am Main 2018. 179 S., br., 16,90 [Euro].
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