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3 Kundenbewertungen

Addie weiß genau, wer sie ist. Sie weiß, dass ihr Lieblingsbuch das Synonymlexikon ist, dass Haie cooler sind, als alle denken, und sie weiß, dass sie die Welt oft intensiver als andere Menschen wahrnimmt. Ob Licht, Geräusche oder Gefühle, Addie wird schnell alles zu viel. Dann fühlt es sich an, als würden unsichtbare Funken um ihren Körper kreisen. Als Addie in der Schule von der Hexenverfolgung in ihrem Heimatort Juniper erfährt, kann sie die Ungerechtigkeit kaum glauben. Vor Hunderten von Jahren wurden Mädchen fälschlicherweise als Hexen verurteilt, und das nur, weil sie anders waren als…mehr

Produktbeschreibung
Addie weiß genau, wer sie ist. Sie weiß, dass ihr Lieblingsbuch das Synonymlexikon ist, dass Haie cooler sind, als alle denken, und sie weiß, dass sie die Welt oft intensiver als andere Menschen wahrnimmt. Ob Licht, Geräusche oder Gefühle, Addie wird schnell alles zu viel. Dann fühlt es sich an, als würden unsichtbare Funken um ihren Körper kreisen.
Als Addie in der Schule von der Hexenverfolgung in ihrem Heimatort Juniper erfährt, kann sie die Ungerechtigkeit kaum glauben. Vor Hunderten von Jahren wurden Mädchen fälschlicherweise als Hexen verurteilt, und das nur, weil sie anders waren als die anderen. Genau wie Addie. Doch Addie weiß, dass mehr hinter den Mädchen steckt, als in den Geschichtsbüchern steht. Sie fordert, ein Denkmal für sie zu errichten. Die Menschen in Juniper sind alles andere als begeistert, doch Addie ist fest entschlossen, zu kämpfen. Für die Mädchen von damals und für sich selbst.
Autorenporträt
Elle McNicoll kommt ursprünglich aus Schottland und lebt inzwischen in London. Sie arbeitete als Lektorin, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Ihr Debüt Wie unsichtbare Funken, der den Waterstones Book Prize of the Year gewann, wurde auf Anhieb zum Bestseller.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

So realitätsnah, so spannend und gleichzeitig verständnisvoll wie Elle McNicolls in ihrem Debütroman hat wohl noch kein Kinderautor und keine Kinderautorin von Autismus erzählt, glaubt Rezensent Siggi Seuß und vermutet: McNicolls großes Einfühlungsvermögen für ihre autistische Ich-Erzählerin ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass sie als Autistin viele Erfahrungen mit der elfjährigen Addie teilt. In der Familie hat Addie zwar keine großen Probleme, dafür stößt sie in der Schule auf umso mehr Unverständnis, Ignoranz und Intoleranz - sowohl von Seiten ihrer Lehrerin, als auch von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern. Diese Feinseligkeit macht die Autorin durch eine historische Verknüpfung nachvollziehbar und Addies damit zusammenhängende Idee. Die Unbeirrbarkeit, mit der die Ich-Erzählerin diese Idee verfolgt, mag zwar mitunter etwas konstruiert wirken. Doch darüber kann Seuß leicht hinwegsehen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.08.2023

Mehr hören, mehr sehen, mehr fühlen
Ein Mädchen erzählt in Elle McNicolls preisgekröntem Debütroman „Wie unsichtbare Funken“ davon, wie es ist, mit Autismus zu leben
Was die meisten neurotypischen Menschen – also die „Normalos“ – von autistischen Menschen wissen, hält sich in Grenzen. Hier eine nur halbwegs ausreichende Definition der vielgestaltigen neurologischen Entwicklungsstörung voranzustellen, würde dem Debütroman „Wie unsichtbare Funken“ der schottischen Autorin Elle McNicoll nicht gerecht. Der Roman wurde in ihrer Heimat Großbritannien auf Anhieb zum Bestseller, mit dem renommierten Waterstone Children’s Book Prize ausgezeichnet und für eine Carnegie Medal nominiert. Im Frühling dieses Jahres war die Verfilmung als Serie bei der BBC zu sehen.
Nicht zuletzt, weil die Autorin Elle McNicoll selbst Autistin ist, liegt es nahe, der elfjährigen Autistin Addie selbst das Wort zu überlassen, um Autismus zu erklären. McNicoll lässt ihre Icherzählerin aus einem kleinen Ort nahe Edinburgh ihre Wahrnehmung schildern. Von Barbara König ins Deutsche übertragen, liest sich das so: Als sie ihrer einzigen Schulfreundin Audrey – die neu in der Klasse ist – auf dem Nachhauseweg erklärt, was autistisch zu sein für sie bedeutet, sagt sie: Es fühle sich an, als würden unsichtbare Funken um ihren Körper kreisen. „Ich fühle mehr. Höre, sehe mehr. Ich kann die Leute am anderen Ende der Straße hören, ohne mich anzustrengen. Ich kann bei irgendwelchen Sachen jedes einzelne Detail erkennen. Ich verarbeite Sachen anders.“
Addie hat kein Problem mit dem Lernen, dem Verstehen. Sie ist intelligent, lebt in geborgenen Verhältnissen, hat verständnisvolle Eltern und ältere Schwestern, von denen sie sich der einen, Keedie, am nächsten fühlt. Keedie ist ihre Seelenschwester, weil sie, ebenfalls Autistin, schon vor Jahren das erlitten hat, was Addie jetzt erlebt.
Immer wieder muss Addie gegenüber Unwissenden klarstellen: „Ich bin Autistin. Das ist etwas, was man ist, nicht etwas, was man hat.“ Und ihre Mutter ergänzt: „Es geht nicht darum, dass Addie etwas sensibler ist oder emotionaler. Sie braucht Struktur, Unterstützung und Verständnis.“ Die Schwierigkeiten innerhalb der Familie sind nicht gravierend und treten vor allem im Umgang mit der nichtautistischen Nina zu Tage.
Die Probleme im Schulleben dagegen sind enorm. Die Klassenlehrerin zeigt kein Verständnis für Addies besondere Wege, den Dingen auf den Grund zu gehen. Sie diszipliniert sie, wo sie kann, macht sie sogar vor der Klasse lächerlich. Genauso beängstigend ist die Gleichgültigkeit, mit der die Klasse reagiert, als Addie von einer Mitschülerin gemobbt wird.
Um das oft feindselige Verhalten neurotypischer Menschen gegenüber verschiedensten Formen der Andersartigkeit begreifbarer zu machen, stellt die Autorin eine Idee ins Zentrum der Geschichte, die die Erzählerin mit allen Sinnen gefangen nimmt: Im Unterricht erfährt Addie von Frauen in ihrem Dorf, die vor Jahrhunderten als Hexen verunglimpft, gefoltert und hingerichtet wurden, weil sie als Andersartige nicht ins Weltbild der Gemeinschaft passten. Die Gleichgültigkeit der damaligen Dorfbevölkerung gegenüber dem Leid der Frauen verknüpft Addie mit der eigenen Erfahrung von Ignoranz und Ausgrenzung. Irgendwann nimmt sie all ihren Mut zusammen und spricht sich in einer Dorfversammlung dafür aus, den vergessenen Opfern ein Denkmal zu setzen. Der Gemeinderat reagiert ablehnend.
Wie Addie dennoch an ihrem Plan festhält, wie konsequent sie, trotz aller Selbstzweifel, ihren Weg geht, das lässt an manchen Stellen den in bester Absicht entworfenen Konstruktionsplan der Geschichte erkennen. Doch davon abgesehen kommt der Roman der Lebenswirklichkeit autistischer junger Menschen auf eine verständliche, ermutigende und zugleich spannende Weise so nahe, wie sie in der Kinderliteratur zu diesem Thema wohl bisher nicht zu finden war.
SIGGI SEUSS
Elle McNicoll: Wie unsichtbare Funken. Aus dem Englischen von Barbara König. Atrium Verlag, Zürich 2023. 224 Seiten, 15 Euro.
Ab zehn Jahren.
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