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Das Nietzsche-MemorandumIch bestimme dieses Buch für lange, langsame Meditationen.Die übliche Lektüre ist eher ein Mittel, die Konsequenzen zu vertagen, zu vermeiden. "Wer den Leser kennt", sagte Nietzsche, "der tuth Nichts mehr für den Leser." Ich habe diese Texte für den gesammelt, der DIE KONSEQUENZEN ZU ZIEHEN SUCHT. (...)Ich denke, dass kein Buch es mehr verdient hat, meditiert zu werden- meditiert, endlos durchgekäut. Keine Meditation, die konsequenzreicher ist.

Produktbeschreibung
Das Nietzsche-MemorandumIch bestimme dieses Buch für lange, langsame Meditationen.Die übliche Lektüre ist eher ein Mittel, die Konsequenzen zu vertagen, zu vermeiden. "Wer den Leser kennt", sagte Nietzsche, "der tuth Nichts mehr für den Leser." Ich habe diese Texte für den gesammelt, der DIE KONSEQUENZEN ZU ZIEHEN SUCHT. (...)Ich denke, dass kein Buch es mehr verdient hat, meditiert zu werden- meditiert, endlos durchgekäut. Keine Meditation, die konsequenzreicher ist.
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Autorenporträt
Georges Bataille, 1897 in Billom, Puy-de-Dôme geboren, war von 1922 bis 1942 als Bibliothekar an der Bibliothèque nationale tätig, in der er Walter Benjamins Manuskripte versteckte und so vor der Vernichtung rettete. Von Nietzsche und Sade, aber auch von Kojèves Hegel beeinflusst, verfasste er ein in seiner Bandbreite einmaliges Werk. Er starb 1962 in Paris. Ein großer Teil seines Werks ist bei Matthes & Seitz Berlin erschienen.

Gerd Bergfleth, geboren 1936 in Dithmarschen, studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Gräzistik in Kiel, Heidelberg und Tübingen, wo er als freier Schriftsteller und Übersetzer lebte. Seit 1975 war er Herausgeber des theoretischen Werks von Georges Bataille, das er größtenteils auch übersetzte und kommentierte. Er verfasste zudem zahlreiche Aufsätze und Vorträge, die teilweise der »Tübinger Vernunftkritik« zuzuordnen sind und sich u. a. Marx, Nietzsche und Heidegger, Blanchot, Klossowski, Cioran und Baudrillard widmen. Er starb im Januar 2023.

Bernd Mattheus ist Verfasser der umfangreichsten Biografie Georges Batailles (Bataille-»Thanatographie« in drei Teilen), sowie einer Biografie Antonin Artauds und einer eigenen Antwort auf Ciorans Denken: Heftige Stille.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.1999

Was da geboten wird, macht einen völlig kopflos
Niemand vergriff sich an Nietzsches Geistesgut, solange Georges Bataille lebte und seine Umwertung im Dienst der Souveränität betrieb / Von Andreas Platthaus

Georges Bataille nutzte jedes Jubiläum, und der Anlässe waren viele: fünfzigster Jahrestag des Wahnsinns 1939, hundertster Geburtstag 1944, fünfzigster Todestag 1950. Es galt einen Gott zu rehabilitieren, der im Kampf der Ideologien noch einmal gekreuzigt worden war, nachdem er sich bereits selbst geopfert hatte. An seinem Denken hatte Bataille das eigene geschult, seinen Aphorismen verdankte er die Theorie der Souveränität, aus seinem Schicksal wurde das Prinzip der "inneren Erfahrung", dem Bataille 1943 den gleichnamigen ersten Teil seiner "Somme athéologique" widmete, deren dritter und abschließender Teil dann zwei Jahre später den Titel erhielt, den das gesamte philosophische Werk des Franzosen verdient hätte: "Sur Nietzsche".

Doch "Sur Nietzsche" dreht sich nicht um Nietzsche, es ist ein Exerzitium Batailles, der sich selbst dem Phänomen der "inneren Erfahrung" aussetzt, der rettungslosen Verlassenheit vor den Grenzen der Selbstbefragung, vor dem Rätsel, das keine Lösung finden wird. Doch diese Verzweiflung wirft Licht auf den Fragenden. Dem ersten Band der "Somme athéologique" ist natürlich ein Nietzsche-Zitat vorangestellt: "Nacht ist auch eine Sonne", entnommen dem "Zarathustra".

Das ist für Bataille das wichtigste Buch, jenes Werk, das er für so "zauberhaft gescheitert" hielt und aus dem er ein Drittel aller Sentenzen entnahm, die er 1945 zu seinem "Nietzsche-Memorandum" zusammenstellte, in dem außer vier kurzen Erläuterungen zu den einzelnen Kapiteln keine Zeile zu finden ist, die nicht aus Nietzsches Feder stammte. Und doch ist dieses Buch ganz von Bataille. Als Paris 1944 befreit worden war, wurde Nietzsche zusammen mit den Deutschen ausgetrieben. Ba-taille aber arbeitete an seiner Wiederkehr, und die reiche französische Nietzsche-Rezeption der folgenden Jahrzehnte ist zum großen Teil ihm zu danken. Am Beginn seiner erneuten Beschäftigung mit dem deutschen Philosophen aber stand das "Memorandum", und es bildet deshalb auch den Auftakt einer Sammlung von Batailles Nietzsche-Arbeiten, die Gerd Bergfleth jetzt in deutscher Übersetzung herausgegeben hat. Man sollte meinen, dass es kaum einen besseren Zeitpunkt für deren Publikation hätte geben können, doch im aufgeregten Chor der vergangenen Wochen fand die Stimme Batailles keinen Widerhall.

Dabei hätte sie Anlass geben können für eine Umwertung von Nietzsche, denn nichts anderes betreibt Bataille. Das "Memorandum" ist ein philosophischer Remix, der nicht minder skrupellos mit Nietzsche umspringt, als es dessen Nachlassverwalter mit ihrer Kompilation zum "Willen zur Macht" auch getan hatten. Doch Bataille hat alles Recht, seinen Meister nach seinem Bilde umzuformen und dennoch Elisabeth Förster-Nietzsche und Richard Oehler zum Judas zu stempeln. Ihr Nietzsche wurde in den Dienst einer Ideologie gestellt, Batailles Nietzsche aber bleibt aller Bindung ledig, bleibt souverän und damit Souverän - nicht über andere, sondern über sich selbst, weil er nur denjenigen dienen kann, die sind wie er. Nicht Interpretation ebnet den Weg zu Nietzsche, sondern Identifikation. Das "Nietzsche-Memorandum" ist auch ein Meisterstück Batailles, Gegenstand und Verfasser werden ununterscheidbar.

Der entscheidende Satz dazu findet sich an anderer Stelle, in einem kleinen Aufsatz von 1951, der den Titel "Nietzsche im Lichte des Marxismus" trägt. Zentrales Thema aller Studien Batailles zu dem deutschen Philosophen ist dessen Befreiung - von der Freundschaft der Faschisten und der Feindschaft der Sozialisten. Beide können Nietzsche nicht gerecht werden, weil sie ihn in Abgrenzung oder Annäherung wieder nur dienstbar machen wollen. So wäre auch Thomas Manns Verdikt, nicht Nietzsche habe den Faschismus gemacht, sondern der Faschismus Nietzsche, und zwar als Seismographen der Erschütterung, für Bataille undenkbar. Nietzsche ist ihm das erste Beispiel eines souveränen Menschen, der keinem Vorläufer mehr verpflichtet ist - und noch weniger einem Nachfolger. Die entscheidende Aussage lautet deshalb: "Niemand kann Nietzsche authentisch lesen, ohne Nietzsche zu ,sein'." Und Bataille ergänzt: "Ich verstehe darunter: ohne sich völlig in genau der Situation zu befinden, in der er sich befand." Das war die Situation der "inneren Erfahrung", des Verlustes jeden Rückhalts samt dem eigenen Selbst.

Das Werk Nietzsches wird für Bataille ein Vorlauf zur Krankheit, die darin kulminiert, dass Nietzsche seinen Kopf verliert. Die Zeitschrift, die Bataille zwischen 1936 und 1939, dem ersten Höhepunkt seiner Nietzsche-Begeisterung, herausgab, hieß "Acéphale" (Kopflos). Das, was sich später zur Souveränitätstheorie Batailles entwickeln sollte, ist bereits in den "Thesen zum Faschismus" von 1937 angelegt: "Frei sein bedeutet: nicht Funktion sein. Sich in eine Funktion einschließen lassen heißt: das Leben sich selbst verstümmeln lassen. Der Kopf, als bewusste Autorität oder Gott, stellt die Autorität der knechtischen Funktionen dar, die sich selbst für den Zweck ausgibt, folglich die, die der Gegenstand des lebhaftesten Abscheus sein muss." Als Nietzsche dem Wahnsinn verfiel, löste er durch den Verlust seines Kopfes seine These vom Tod Gottes ein. Erst als er ihn in sich tötete, indem er den Kopf verlor, hatte er die Konsequenz aus seiner eigenen Lehre gezogen: Auch er selbst als Führer zu dieser Erkenntnis musste zugrunde gehen, sollte es nicht neue Autorität beim Versuch geben, ihm nachzufolgen: "Das Leben fordert versammelte Menschen, und die Menschen versammelt nur ein Führer oder eine Tragödie. Die menschliche Gemeinschaft OHNE KOPF suchen heißt die Tragödie suchen: die Tötung des Führers ist selbst eine Tragödie; sie bleibt Erfordernis der Tragödie."

Bis 1956 sollte dieses Ideal von Bataille in die Formulierung umgegossen werden: "Allein der, dessen Wahl im Augenblick nur vom Gutdünken abhängt, ist souverän." Doch diese Souveränität erfordert auch die Lösung von aller Philosophie, die diese Entscheidung beeinflussen könnte. Nietzsches Wahnsinn ist somit Resultat des Dilemmas, nicht souverän sein zu können, ohne alles aufzugeben; er ist die erste souveräne Entscheidung, die Nietzsche getroffen hat, und für Bataille auch seitdem die letzte geblieben. Die Konsequenz daraus wäre für denjenigen, der gemäß Batailles Forderung Nietzsche sein will, dass auch er wahnsinnig werden müsste, aber das ist ein Trugschluss, weil diese Nachfolge keine freie Entscheidung wäre. Niemand wird umhin, kommen, seinen eigenen Weg zur Souveränität zu gehen, um wie Nietzsche zu sein.

Mit dem Erreichen der Souveränität kann Nietzsches Leben kein Interesse mehr für Bataille beanspruchen. Er ist fortan jenseits von Tod und Leben. Deshalb bezeichnen die "letzten Jahre" bei Bataille die Zeit vor 1889. Er klammert die eigentlichen letzten Lebensjahre, die elf Jahre des Wahnsinns, aus - und es ist bemerkenswert, dass die deutsche Übersetzung sie wieder einklammert, wenn sie in die Mitte der Formulierung von den "letzten Lebensjahren" das Wort "bewussten" einschiebt.

Die unbewussten Jahre sind diejenigen, in denen Nietzsche als "Dionysos" unterzeichnete oder als "der Gekreuzigte". Batailles Konzept der Souveränität setzt solch ein Opfer voraus. Zentrales Stück seines Buches "Innere Erfahrung" ist das Kapitel "Die Marter", und mit dem Titel nimmt Bataille als verbindendes Element zwischen Christus und Dionysos das auf, was Karl Jaspers noch genau umgekehrt als das für Nietzsche trennende Element zwischen beiden gedeutet hatte: die jeweilige Form des gewaltsamen Todes - die Kreuzigung und der zerstückelte Leib. Doch sosehr das Fragmentarische von Nietzsches Schreibstil Hommage an den zerteilten Dionysos sein mag, so überzeugend weist Bataille nach, wie tief die Verzweiflung des Philosophen empfunden war, wenn er den Tod Gottes beschwor. Gegen Jaspers' Vermutung, dass der Tod am Kreuz für Nietzsche Ausdruck der "Anklage gegen das Leben" gewesen sei, setzt Bataille in seiner Auseinandersetzung mit dieser Interpretation ein nachgelassenes Fragment: ",Christus am Kreuze' ist das erhabenste Symbol - immer noch."

Es ist die Größe dieses Opfers, die Nietzsche und Bataille fasziniert. In seiner Nachfolge wurden Menschenopfer unmöglich gemacht, denn die Kreuzigung Christi galt fortan als "das schwärzeste aller Verbrechen", wie Bataille im Nietzsche-Kapitel der "Inneren Erfahrung" ausführt. Damit aber konnten die Menschen Gott nichts mehr zurückgeben; ihre Schuld war festgeschrieben bis in alle Ewigkeit - oder bis mit Gott auch die Schuld starb, denn in der Aufgabe Gottes durch die Menschen liegt ein Opfer, das endlich dem Einsatz angemessen ist und damit auch den erlöst, dem Bataille zu Beginn der "Marter" ein Gebet widmet: "O Gottvater, der Du in einer Nacht der Verzweiflung Deinen Sohn kreuzigtest . . ."

Das ist dieselbe Verzweiflung, die die "innere Erfahrung" ausmacht, das einzige göttliche Gefühl, das sich dem Menschen eröffnet. "Wer einmal begriffen hat, daß allein der Wahnsinn den Menschen vollenden kann", schreibt Bataille in seinem Artikel zum fünfzigsten Jahrestag des Zusammenbruchs Nietzsches, "wird so mit aller Klarheit dazu gebracht zu wählen - nicht zwischen Wahnsinn und Vernunft, sondern zwischen der Schwindelei von einem Alptraum, der zum Schnarchen berechtigt, und dem Willen, sich selbst zu befehlen und zu siegen." Bataille folgt damit Zarathustras Aussage: "Stets, wenn es befiehlt, wagt das Lebendige sich selbst daran. Ja noch, wenn es sich selber befiehlt: auch da muss es sein Befehlen büssen. Seinem eigenen Gesetz muss es Richter und Rächer und Opfer werden." In den Visionen des "Zarathustra" sieht Bataille die Heraufkunft eines Menschen, der dasselbe Opfer gebracht hat wie Gott: sich selbst, und Nietzsche entsprach in seinem Wahn, Dionysos zu sein, ganz dem Anspruch Batailles, dass nur das verstanden werden kann, was man selbst ist. Nietzsche nimmt für Bataille somit viel mehr ein als den Rang eines Gottestöters; er ist auch die Wiederkehr des göttlichen Prinzips. Die wiederholten Blitzmetaphern im "Zarathustra", die auch zahlreich ins "Nietzsche-Memorandum" Eingang gefunden haben, weisen abermals zurück auf Dionysos, der nach der Überlieferung des Meleagros aus dem vom Blitz gespaltenen Leib seiner Mutter geboren worden sein soll. Und so wie der Blitz den Gott hervorbrachte, so predigt Zarathustra: "Seht, ich lehre euch den Übermenschen: der ist dieser Blitz, der ist dieser Wahnsinn!"

Die Lehre vom Übermenschen hat uns den "Zarathustra" vergiftet, jenes Buch, das Nietzsche geschrieben hat, weil ihn die Dichter, die doch die größten Möglichkeiten besitzen, das Volk zu erreichen, philosophisch enttäuscht haben: "Die höchsten tragischen Motive sind bisher unbenutzt geblieben: die Dichter wissen von den hundert Tragödien des Gewissens nichts aus Erfahrung." Diesem Übelstand sollte der "Zarathustra" abhelfen, und Bataille liest ihn schließlich als "auf einen Anderen projizierten Ausdruck von Nietzsches eigener Subjektivität". Deshalb sei dieses Buch kein Beispiel souveräner Kunst, weil es sich dem literarischen Ausdruck verdankt, nicht aber der Wahrheit von Nietzsches tragischer Existenz. Zarathustra strebt noch nach der Macht, die aber mit der Souveränität unvereinbar ist, weil sie der singulären Subjektivität des souveränen Individuums nichts abgewinnen kann: "Im besten Fall sind die souveränen Menschen von den Herrschenden getrennt", lautet einer von Batailles Kommentaren im "Nietzsche-Memorandum".

Dort wird Nietzsches Ruf nach neuen Autoritäten, der im "Zarathustra" seinen eklatanten Ausdruck findet, als überflüssig abgetan. Hier beginnt die Umwertung von Nietzsche durch denjenigen, der wie er sein will, aber aus Gründen der Souveränitat das nur dann sein kann, wenn er einem Nietzsche gleicht, den er sich selbst erschaffen hat. Dieser Nietzsche "war so weit von der Macht entfernt, von der er sprach (auf die er meines Erachtens zu Unrecht einen expliziten Nachdruck legte, der in seinem Werk selber implizit auf der Souveränität liegt . . .)". In der Klammer wird Nietzsche 1 kritisiert, das Original, während außerhalb von Nietzsche 2 die Rede ist, dem Nietzsche, der Bataille sein will.

So wird denn auch der Übermensch nicht länger als Machtmensch verstanden, sondern als ein freier Geist im Sinne Zarathustras, der aber nicht länger nur frei von allen moralischen Anwandlungen ist, sondern souverän, also einsam und nie in der Gefahr, unmoralisch handeln zu können. "Frei verdient ein Geist genannt zu werden, der sich fernhält von Richtern und Henkern", dekretiert Bataille 1949 in "Nietzsche und die Moral". Im Verzicht auf die Autorität kehrt der kopflose Mensch der Vorkriegszeit wieder, der schon in den "Thesen über den Tod Gottes" von 1937 mit dem Übermenschen "verbunden und vermischt" ist. Damals aber fanden beide noch ihre Gemeinsamkeit in der Zerstörung, die den Weg frei macht für eine neue Gesellschaft von Erleuchteten ohne Führung. 1949 richtet sich das zerstörerische Potential Nietzsches nur noch gegen sich selbst und seine Wiedergänger. Der Übermensch ist keinem mehr gefährlich, weil er souverän sein will.

Vor diesem Hintergrund gelesen, verliert "Zarathustra" seine Schrecken von Herrscherklasse und Zuchtauswahl. Wenn sich der Prophet im "Honig-Opfer" selbst definiert als "ziehend, heranziehend, hinaufziehend, aufziehend, ein Zieher, Züchter und Zuchtmeister, der sich nicht umsonst einstmals zusprach: ,Werde, der du bist!'", dann wird daraus in Batailles Umwertung eine Aufforderung zum Wagnis der Selbsterkenntnis. Allerdings zu einer, die ein völlig isoliertes Individuum hervorbringt. In der "Methode der Meditation", die er 1947 der "Inneren Erfahrung" anhängte, hat Bataille die entscheidende Frage gestellt: "Wenn es der Philosophie um das Sein geht, das sich bemüht, seine Grenzen zu erreichen, dann hat sie zuerst in der Person des Philosophen ein vorrangiges Problem zu lösen: ist diese Beschäftigung (sich zu bemühen, seine Grenzen zu erreichen) dringlich? für mich? für den Menschen allgemein?" Nietzsche hat eine Antwort darauf gefunden, die im Wahnsinn endete. Bataille nahm ein halbes Jahrhundert danach die Stücke auf - und setzte einen neuen Dionysos zusammen.

Georges Bataille: "Wiedergutmachung an Nietzsche". Das Nietzsche-Memorandum und andere Texte. Batterien 62. Herausgegeben und mit einer Studie von Gerd Bergfleth. Aus dem Französischen von Gerd Bergfleth und Bernd Mattheus. Matthes & Seitz, München 1999. 410 S., geb., 68,- DM.

Georges Bataille: "Die innere Erfahrung". Batterien 65. Herausgegeben und aus dem Französischen von Gerd Bergfleth. Matthes & Seitz, München 1999. 350 S., geb., 68,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Um nichts weniger als eine Umwertung Nietzsches handle es sich hier, schreibt Andreas Platthaus in einer Doppelsprechung der Matthes & Seitz-Bände 1) "Wiedergutmachung an Nietzsche" und 2) "Die innere Erfahrung". So wichtig nimmt die FAZ diese Neuübersetzungen Batailles, dass sie ihnen den Aufmacher des Sachbuchteils in der Messebeilage widmet.
Die jahrzehntelange starke Nietzsche-Rezeption in Frankreich, die den nach dem Krieg Geschmähten am Ende auch in Deutschland wieder hoffähig machte, gehe ganz wesentlich auf Batailles Bücher zurück, die direkt vor oder nach dem Krieg geschrieben wurden, so Platthaus. Etwas wolkig klingen Platthaus` Paraphrasen Batailles dann aber doch: Bataille treibe hier eine Philosophie der Souveränität, die Nietzsche ihm durch seinen Schritt in den Wahnsinn vorgelebt habe. Denn den Wahnsinn scheint Bataille tatsächlich als Nietschzes "