Wiederholung und Variation gelten als Kennzeichen von Adalbert Stifters Spätwerk. Anhand von detaillierten Analysen einzelner Erzählungen, die alle Werkphasen abdecken, belegt die Arbeit, wie diese Stilprinzipien Stifters gesamtes Werk prägen. In Form und Funktion wandeln sie sich allmählich. Unterscheiden sich die Wiederholungen und Variationen im Frühwerk beträchtlich, etwa wenn ein Geschehen aus gegensätzlichen Erzählperspektiven geschildert wird, so tendiert Stifter im Werkverlauf sukzessive zu Abweichungen, bei denen die Unterschiede fast unmerklich sind. Das Prinzip der Wiederholung entspricht Stifters Ideal einer naturwissenschaftlichen Systematik, auf die er in seiner Vorrede zu den Bunten Steinen ausführlich eingeht. Wie in einer Versuchsreihe stehen Einzelergebnisse nebeneinander, deren Zusammenhang der Leser erschließen muß. Das auf solchen Verfahren basierende diskrete Erzählen zeichnet Stifters Texte in besonderem Maße aus.