Wieke ist sauer. Sie mag weder Xandra, die neue Freundin ihres Vaters, noch deren nervige kleine Tochter. Und jetzt soll sie mit allen in ein italienisches Bergdorf in die Ferien fahren! Als auch noch Ken mitkommt, der geflüchtete Junge aus Nigeria, für den Xandra die Vormundschaft übernommen hat, hat Wieke endgültig die Nase voll. Tatsächlich hat auch Ken wenig Lust auf Ferien mit Leuten, die er kaum kennt. Meist verzieht er sich vor Xandras übertriebener Fürsorge und Wiekes Abneigung, oder er läuft allein im Dorf umher, immer auf der Suche nach Handyempfang, denn nichts fehlt ihm so sehr wie der Kontakt zu seiner Mutter. Dass man ihm oft mit Argwohn begegnet, kennt er schon. Als aber auch Wieke ihn des Diebstahls verdächtigt, ist es zu viel: Ken haut ab!
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.08.2021SOMMERBÜCHER
Kratzeblauer
Himmel Lesestoff
Abenteuer auf der Oder
und im dicken Dickicht
Martin Musers Kinderbuchdebüt „Kannawoniwasein“ (2018) wurde ein so großer Erfolg, dass der Autor seinen Fans noch zwei Fortsetzungen mit den pfiffigen Helden Finn und Jola schenkte. Im zweiten Band kommt der sechsjährige Antek aus Polen mit seinem dreibeinigen Hund Nuschki hinzu, der nun zum Helden der Geschichte wird. Nuschki ist mit Antek und zwei elfjährigen Freunden auf einem selbst gebauten Floß auf der Oder unterwegs. „Nuschki hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl gehabt. Als Hund hat man da so einen Instinkt.“ Aber „erst mal fing alles gut an“. Ein Sommerferientag mit „kratzeblauem Himmel“ und kleinen Wellen, die im Sonnenlicht glitzerten. Ein Foto von Martin Muser zeigt die vier höchstvergnügt auf ihrem Floß. Doch im Hintergrund ist das rote Motorboot zu sehen und kündigt die Katastrophe an. Rücksichtslos überholt es das kleine Floß und bringt es zum Kentern. Nuschki wird ans deutsche Ufer gespült, während die beiden großen Jungen den kleinen Antek, der nicht schwimmen kann, auf die polnische Seite retten.
Aber wie soll Nuschki nun wieder zu seinem Herrchen kommen? Das wird ein großes Abenteuer, bei dem er den alten Polizei-Schäferhund Derrik und die blinde Ratte Helga kennenlernt. Zusammen finden sie den Weg zurück über eine Brücke nach Polen, wo er am Ende glücklich wieder bei Antek ankommt. Lustige Fotos und Zeichnungen von Martin Muser und Tina Schulz bereichern die schöne Sommergeschichte. (ab 8 Jahre)
Karin Koch lässt ihre Feriengeschichte abwechselnd von Wieke und Ken erzählen, wodurch Leserinnen und Leser die sehr unterschiedlichen Biografien und die Kümmernisse und Probleme der beiden Kinder sehr genau kennenlernen. Die neue Freundin von Wiekes Vater, Xandra, hat ein „Helfersyndrom“. So hat sie die Idee, den Flüchtlingsjungen Ken aus Nigeria mit in den Sommerurlaub nach Italien zu nehmen. Sehr zum Leidwesen von Wieke, die schon die nervige verwöhnte Tochter von Xandra aushalten muss, und nun auch noch den ihr völlig fremden Ken!
Aber auch Ken ist nicht glücklich über die Einladung und schottet sich ab. Hinzu kommt, dass er in dem italienischen Bergdorf keinen Handy-Empfang hat, und so der für ihn ungemein wichtige Kontakt zu seiner Mutter in Nigeria fehlt. In Kens Kapiteln erfährt der Leser von seiner gefährlichen Flucht und wie er nur durch viel Glück überlebt hat.
Als dann Wieke durch ein Missverständnis Ken auch noch eines Diebstahls bezichtigt, läuft Ken davon. Inzwischen hat sich der angebliche Diebstahl geklärt. Wieke hat ein schlechtes Gewissen und macht sich auf die Suche nach Ken. Dabei geraten beide in Lebensgefahr. Packend erzählt mit viel Verständnis für die Kümmernisse der beiden Kinder. (ab 10 Jahre)
Ein Wald, in dem die Tiere friedlich miteinander leben und keiner den anderen frisst! Wo gibt’s denn so was? Doch, doch, im „Dicken Dickicht“, denn da sorgen der Waldpolizist Dachs und sein Assistent Dachskatz dafür, dass alle sich nur vegetarisch ernähren und Ruhe und Ordnung unter den Waldtieren herrschen. Aber dann verbreitet der „Froschfunk“ die schreckliche Nachricht, dass Hase gewaltsam zu Tode gekommen sei. Es gibt einen Tatort mit Hasenfell, Blut, abgenagten Knochen. Der Verdacht fällt sofort auf Wolf. Wer sonst würde Hase fressen wollen? Aber Kommissar Dachs ist nicht überzeugt, und zusammen mit Dachskatz, der eigentlich eine Katze ist, sich aber in seiner wichtigen Polizistenrolle als Dachs fühlt, nimmt er die Spurensuche auf. Für Kinder ist der russischen Autorin Anna Starobinets ein lustiger, spannender Auftakt zu einer neuen Krimiserie gelungen. Für Erwachsene mit Sinn für Ironie und Sprachwitz ist die Geschichte ein Vorlesevergnügen! Von Stefanie Jeschke mit lustigen Illustrationen bereichert und von Christiane Pöhlmann brillant ins Deutsche übersetzt. Der zweite Band erscheint im Herbst 2021. (ab 8 Jahre und zum Vorlesen)
HILDE ELISABETH MENZEL
Martin Muser:
Nuschki.
Mit Illustrationen von Tina Schulz.
Carlsen, 2021.
110 Seiten, 11 Euro.
Karin Koch:
Wieke & Ken.
Peter Hammer
Verlag, 2021.
136 Seiten.
14 Euro.
Anna Starobinets:
Dachs im Dickicht – Hasenhunger.
Ein Waldkrimi.
Mit Illustrationen von Stefanie Jeschke.
Aus dem Russischen
von Christiane Pöhlmann. Fischer KJB, 2020.
144 Seite, 9 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Kratzeblauer
Himmel Lesestoff
Abenteuer auf der Oder
und im dicken Dickicht
Martin Musers Kinderbuchdebüt „Kannawoniwasein“ (2018) wurde ein so großer Erfolg, dass der Autor seinen Fans noch zwei Fortsetzungen mit den pfiffigen Helden Finn und Jola schenkte. Im zweiten Band kommt der sechsjährige Antek aus Polen mit seinem dreibeinigen Hund Nuschki hinzu, der nun zum Helden der Geschichte wird. Nuschki ist mit Antek und zwei elfjährigen Freunden auf einem selbst gebauten Floß auf der Oder unterwegs. „Nuschki hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl gehabt. Als Hund hat man da so einen Instinkt.“ Aber „erst mal fing alles gut an“. Ein Sommerferientag mit „kratzeblauem Himmel“ und kleinen Wellen, die im Sonnenlicht glitzerten. Ein Foto von Martin Muser zeigt die vier höchstvergnügt auf ihrem Floß. Doch im Hintergrund ist das rote Motorboot zu sehen und kündigt die Katastrophe an. Rücksichtslos überholt es das kleine Floß und bringt es zum Kentern. Nuschki wird ans deutsche Ufer gespült, während die beiden großen Jungen den kleinen Antek, der nicht schwimmen kann, auf die polnische Seite retten.
Aber wie soll Nuschki nun wieder zu seinem Herrchen kommen? Das wird ein großes Abenteuer, bei dem er den alten Polizei-Schäferhund Derrik und die blinde Ratte Helga kennenlernt. Zusammen finden sie den Weg zurück über eine Brücke nach Polen, wo er am Ende glücklich wieder bei Antek ankommt. Lustige Fotos und Zeichnungen von Martin Muser und Tina Schulz bereichern die schöne Sommergeschichte. (ab 8 Jahre)
Karin Koch lässt ihre Feriengeschichte abwechselnd von Wieke und Ken erzählen, wodurch Leserinnen und Leser die sehr unterschiedlichen Biografien und die Kümmernisse und Probleme der beiden Kinder sehr genau kennenlernen. Die neue Freundin von Wiekes Vater, Xandra, hat ein „Helfersyndrom“. So hat sie die Idee, den Flüchtlingsjungen Ken aus Nigeria mit in den Sommerurlaub nach Italien zu nehmen. Sehr zum Leidwesen von Wieke, die schon die nervige verwöhnte Tochter von Xandra aushalten muss, und nun auch noch den ihr völlig fremden Ken!
Aber auch Ken ist nicht glücklich über die Einladung und schottet sich ab. Hinzu kommt, dass er in dem italienischen Bergdorf keinen Handy-Empfang hat, und so der für ihn ungemein wichtige Kontakt zu seiner Mutter in Nigeria fehlt. In Kens Kapiteln erfährt der Leser von seiner gefährlichen Flucht und wie er nur durch viel Glück überlebt hat.
Als dann Wieke durch ein Missverständnis Ken auch noch eines Diebstahls bezichtigt, läuft Ken davon. Inzwischen hat sich der angebliche Diebstahl geklärt. Wieke hat ein schlechtes Gewissen und macht sich auf die Suche nach Ken. Dabei geraten beide in Lebensgefahr. Packend erzählt mit viel Verständnis für die Kümmernisse der beiden Kinder. (ab 10 Jahre)
Ein Wald, in dem die Tiere friedlich miteinander leben und keiner den anderen frisst! Wo gibt’s denn so was? Doch, doch, im „Dicken Dickicht“, denn da sorgen der Waldpolizist Dachs und sein Assistent Dachskatz dafür, dass alle sich nur vegetarisch ernähren und Ruhe und Ordnung unter den Waldtieren herrschen. Aber dann verbreitet der „Froschfunk“ die schreckliche Nachricht, dass Hase gewaltsam zu Tode gekommen sei. Es gibt einen Tatort mit Hasenfell, Blut, abgenagten Knochen. Der Verdacht fällt sofort auf Wolf. Wer sonst würde Hase fressen wollen? Aber Kommissar Dachs ist nicht überzeugt, und zusammen mit Dachskatz, der eigentlich eine Katze ist, sich aber in seiner wichtigen Polizistenrolle als Dachs fühlt, nimmt er die Spurensuche auf. Für Kinder ist der russischen Autorin Anna Starobinets ein lustiger, spannender Auftakt zu einer neuen Krimiserie gelungen. Für Erwachsene mit Sinn für Ironie und Sprachwitz ist die Geschichte ein Vorlesevergnügen! Von Stefanie Jeschke mit lustigen Illustrationen bereichert und von Christiane Pöhlmann brillant ins Deutsche übersetzt. Der zweite Band erscheint im Herbst 2021. (ab 8 Jahre und zum Vorlesen)
HILDE ELISABETH MENZEL
Martin Muser:
Nuschki.
Mit Illustrationen von Tina Schulz.
Carlsen, 2021.
110 Seiten, 11 Euro.
Karin Koch:
Wieke & Ken.
Peter Hammer
Verlag, 2021.
136 Seiten.
14 Euro.
Anna Starobinets:
Dachs im Dickicht – Hasenhunger.
Ein Waldkrimi.
Mit Illustrationen von Stefanie Jeschke.
Aus dem Russischen
von Christiane Pöhlmann. Fischer KJB, 2020.
144 Seite, 9 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensentin Karin Hahn gefällt das neue Kinderbuch "Wieke & Ken" von Karin Koch. Die Autorin beschreibt darin den Italienurlaub einer Patchworkfamilie aus der Perspektive von zwei Kindern, einmal Wieke, der Tochter von Vater Thorsten, die mit der Trennung ihrer Eltern vor zwei Jahren nicht klarkommt und deswegen nicht gut auf die neue Freundin Xandra und deren Kinder zu sprechen ist, und aus der Perspektive von Ken, das Adoptivkind Xandras, das aus dem afrikanischen Nigeria als "Hexenkind" geflohen ist, erklärt Hahn. Die Erzählung ist im Präsenz, nah am Geschehen und reflektierend geschrieben, wodurch sich die zwei Stimmen der Rezensentin zufolge kaum unterscheiden. Die Autorin nimmt die kindlichen Probleme der Protagonisten sehr ernst, ohne sie zu werten und schafft es, die typische Harmoniefalle am Ende zu vermeiden, schließt die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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