Wer zur Zeit Goethes und Schillers nach Weimar kam, pflegte meist auch den geistvollen, lebhaften, liebenswürdigen Dichter Wieland aufzusuchen. Mit dem Roman "Agathon" war er zur europäischen Berühmtheit geworden, "Oberon" und andere Werke von ihm entzückten die Leser vollends; Witz und Anmut zeichnete sie alle aus. Jutta Hecker gestaltet Leben und Enwicklung dieses Dichters, der auch als Übersetzer - vor allem Shakespeares - Hervorragendes geleistet hat. Sie erzählt von seiner Kindheit im Biberacher Pfarrhaus, von seiner ersten, lebenslangen Liebe zu der späteren Schriftstellerin Sophie von La Roche, von einem zweiten, ebenfalls in die Brüche gegangenen Verlöbnis, von seinem Aufenthalt bei Bodmer in Zürich, wo er emphatisch für Tugend und Askese schwärmte, von seiner abrupten Hinwendung zum heiteren Sinnengenuss und vor allem von seinem Leben und Schaffen in Weimar. Rührend und liebenswert erscheint uns der Dichter in all seinen Äußerungen, vor allem in der Art, wie er hinter den beiden Größeren, hinter Goethe und Schiller, zurücktritt.