«Das Wesentliche an der fotografischen Arbeit ist für mich die Begegnung mit Menschen.» Mit seinen uninszenierten und einfühlsamen Bildern wurde Didi Sattmann zu einem bedeutenden “Menschenfotografen”, der stets versucht, die Porträtierten nicht aus ihrem Lebenszusammenhang zu reißen. Auch bei den Stadtfotos, die seit 2010 bei Streifzügen durch Wiens äußere und innere Peripherien entstanden, sind die Bewohner und Benutzer des Soziotops Stadt die Hauptpersonen, ob im Nahblick oder indirekt. Diesmal suchte Sattmann nach dem Allgemeinen der urbanen und suburbanen Physiognomie, um subtilen Veränderungen im Normalleben einer Stadt im Übergang auf die Spur zu kommen, mit Bildern, "die die Masken des Dargestellten überwinden sollen". Die "Peripherie" wird weniger über die Topografie als durch Atmosphäre und soziale Konstellationen erfahrbar – und durch Gesten und Posen der Menschen. Möglich wird das, wenn sich Vertrauen und Nähe ergeben. Es lassen sich aus den Bildfunden viele Fakten herauslesen, wobei Sattmanns spezieller Blick den unspektakulären Veränderungen des Stadtlebens und deren Folgen im Stadtbild gilt. Vor allem den nur scheinbar gesichtslosen Rändern oder den Zuwanderungsgebieten in den Außenbezirken gilt das Interesse der Fotografen. "Wien Außen" meint nicht nur die geografische Peripherie in sachlichen topografischen Abbildungen, sondern auch die Vielfalt einer sozialen Landschaft. Dazu gehören auch die oft unangepassten Lebenswelten von Künstlern, Aussteigern, Kreativunternehmern oder Nudisten. Sattmann geht in Bereiche, die häufig immer noch als randständig gesehen werden: In Subkulturen genauso wie in Wiens migrantische Lebenswelten, ob als anonymer "Street Photographer" oder als Gast bei einer türkischen Hochzeit. Das mehrjährige Projekt "Wien Außen" hatte ein klares Ziel und war zugleich sehr offen. Einerseits wollte Sattmann, der am Wien Museum seit 1994 als fotografischer Zeitbeobachter tätig ist, aktuelle Zustände Wiens festhalten – vor allem draußen, wo sich permanent Neues ergibt. Andererseits gab es kein striktes Arbeitsprogramm: "Man muss hinfahren und schauen, was da ist." Unbekannt sind Sattmann die Überlagerungen zwischen Land und Stadt nicht, überquert er doch als Schnellbahnpendler aus dem Weinviertel zweimal täglich die Grenze Wiens.