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"Wien Mitte" ist nicht etwa die Mitte von Wien, sondern ein Bahnhof im dritten Bezirk, der kürzlich zu einer "Shopping Mall" umgestaltet wurde - und der Titel von Ernst Moldens wöchentlicher Kolumne. Der Autor, Sänger und Songwriter ist als poetischer Chronist immer dabei, wenn Ereignisse des Wiener Lebens zu würdigen sind. Dazu gehört die neue "Mall" ebenso wie der Bärlauch in den Praterauen, die deutschen Studenten am Karmelitermarkt, die Lieder von "Nino aus Wien" oder die Hellseherin im obersten Stockwerk. Wer das Buch liest, lernt Wien auf eine sehr persönliche Weise kennen, ganz von…mehr

Produktbeschreibung
"Wien Mitte" ist nicht etwa die Mitte von Wien, sondern ein Bahnhof im dritten Bezirk, der kürzlich zu einer "Shopping Mall" umgestaltet wurde - und der Titel von Ernst Moldens wöchentlicher Kolumne. Der Autor, Sänger und Songwriter ist als poetischer Chronist immer dabei, wenn Ereignisse des Wiener Lebens zu würdigen sind. Dazu gehört die neue "Mall" ebenso wie der Bärlauch in den Praterauen, die deutschen Studenten am Karmelitermarkt, die Lieder von "Nino aus Wien" oder die Hellseherin im obersten Stockwerk. Wer das Buch liest, lernt Wien auf eine sehr persönliche Weise kennen, ganz von innen - also ist "Wien Mitte" vielleicht doch auch die Mitte von Wien.
Autorenporträt
Ernst Molden, Schriftsteller und Musiker. Geboren 1967, lebt und arbeitet in Wien. Romane (u.a.): Die Krokodilsdame (1997), Biedermeier (1998), Austreiben - Vampirroman (1999) und Doktor Paranoiski (2001). Er erhielt den Österreichischen Förderungspreis für Literatur 2000, den Preis der deutschen Schallplattenkritik 2011 (für das Album "es lem") und spielt im Jahr an die hundert Konzerte.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Anmutig und einladend liest sich Helmut Schödels Besprechung von "Wien Mitte", dem neuen Buch des Kolumnisten und Musikers Ernst Molden. Eine Sammlung privater Erinnerungen und weniger eine gesichtslose, an toten Objekten verhaftete Aneinanderreihung endloser Spaziergänge, hält man mit diesem Buch in den Händen, freut sich der Rezensent. Den Jahreszeiten folgend berichte er von all' dem Glück, der "Poesie des Alltags" - sei es in der Familie, im Freibad, im Stadtpark oder auf dem Wochenmarkt - das sein Wien stets für ihn bereithält. Ein anderes Wien-Buch, ruft Schödel freudig aus, das mit den sonst bekannten Romanen und Skizzen der österreichischen Hauptstadt wenig gemein hat. Noch wertvoller - oder gar erst dann - werden die "federleichten" Texte Moldens, so Schödel, wenn man sie mit den schwermütigen Liedern der gleichzeitig neu erschienenen CD des Musikers zusammenliest und beides zu einem Gebilde formt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.07.2014

Wo der Postler den Spiritus bringt
Zwischen Stadtpark, Elternabend und Friedhof der Namenlosen:
Der Kolumnist Ernst Molden blickt auf sein Wien – und das blickt überraschend freundlich zurück
VON HELMUT SCHÖDEL
Sie ist schon etwas Einzigartiges, diese Poesie des Alltags in den Texten des Wiener Dichters Ernst Molden, der das Poetische im Selbstverständlichen entdeckt und die Überraschung in der Wiederholung. „Wien Mitte, ein Wochenbuch“ heißt sein neuestes Werk, eine Sammlung seiner für die Wiener Tageszeitung Kurier geschriebenen wöchentlichen Auskünfte über sein Leben in seiner „Lieblingsstadt“, seiner „Lebensstadt“ Wien, zusammengetragen nach dem Motto „Die besten Schwammerl wachsen oft neben dem Weg“.
  Man könnte dahinter ein privates Tagebuch vermuten, was angesichts von Moldens Dichterleben auch nicht uninteressant wäre, das Buch ist aber mehr: ein Vorschlag, die Stadt als Chance zu verstehen, als Partner des eigenen Lebens. So wird sie zur Mitte, die mit ihm zusammen zehn bis zwanzig andere bewohnen, die Familie, die Freunde, die Markttandlerin . . . Auch der Stadtpark ist kein öffentlicher Park mehr, sondern jeder Busch ein Objekt privater Erinnerung, vor dem man auf der Picknickdecke lag, mit einem Buch vielleicht.
  So gesehen sind Moldens Glossen zugleich Skizzen für einen ganz anderen Wien-Roman, der mit Robert Schindels politischem Zugriff in „Der Kalte“ so wenig zu tun hat wie mit Gerhard Roths „Eine Reise in das Innere von Wien“ oder Eva Menasses „Vienna“.
  Gleichzeitig ist eine neue CD des Musikers Ernst Molden erschienen: „Ho Rugg“. In diesen bluesigen Liedern, im Hintergrund immer die Klänge des Wienerliedes, verwandeln sich Moldens oft enthusiastische Beobachtungen nicht selten in düsteren Existenzialismus und versuchen die Todesnähe der österreichischen Hauptstadt nachzuvollziehen. Egal, wie hübsch der Stadtpark auch sein mag und ein Leben unter Freunden: „Er haut sich auf’n Diwan, schaut zu, wie ma zittan, und dann lacht er, so is er, der Tod.“ Moldens federleichte Stilistik in seinen Prosatexten und die oft schwermütigen Lieder gehören zusammen wie Erzählung und Kommentar.
  Wann immer man Molden, meistens mit Hut und Gitarre, begegnete, schien Wien eine offene Stadt zu sein. Von dieser schönen Illusion, die er in seine Wahrheit verwandelt, lebt auch sein Buch. Seine fünfköpfige Familie beschreibt er, als habe er die Familie gerade entdeckt, wie eine neue Form des Überlebens, eine feste Burg, die die zwei Millionen Anderen zu Statisten werden lässt. Sie verschwinden zwischen den geliebten Freibädern, den Parks, der Nachbarin mit den Balkonpflanzen und dem Rochusmarkt. Und wenn man sie dann trotzdem trifft beim Elternabend oder bei der Kindergartenbesprechung, dann redet man halt ein bisschen mit, ohne zu verraten, dass man über ein Wort wie „Eltern“ eigentlich erschrickt und dreht dabei ein bisschen so wie zu Hause der Hamster der Kinder am Rad.
  Molden zieht den Leser hinein in Wiener Details, familiäre Angelegenheiten, in die Poesie der Wiederholung: „In meiner endlosen Be- und Überschreibung des Stadtparks ähnle ich einem Haiku-Dichter, der lebtagslang das immer gleiche Bacherl in immer neuen Fünfzeilern beschreibt, bis er hundert wird und stirbt.“
  Die Jahreszeiten spielen, überraschend für ein Stadtleben, eine Hauptrolle. Um sie zu erleben, fuhr man früher aufs Land. Molden sieht die Öffnung der Freibäder im Frühjahr als Befreiungsschlag, radelt im Herbst nach Albern hinaus zum Friedhof der Namenlosen, wo früher die Selbstmörder aus der Donau gefischt wurden. An solchen Plätzen finde man Ruhe, schreibt er. Er läuft im Winter mit den Kindern Schlittschuh im Eislaufverein oder erlebt im wabernden Herbstnebel die Wiener wie die Seelen in dem Film „Fluch der Karibik 3“.
  Er ist ein rastloser Reporter auf der Suche nach dem kleinen Glück, das ihm die große Stadt ständig bietet. Wie man in die Stadt hineinschaut, so schaut sie zurück. Ein Haufen aus Häusern, Denkmälern und C-Promis verwandelt sich in eine fast anmutige Stadtlandschaft. Molden setzt heute nicht mehr auf „Lebe wild und gefährlich, Ernst“, sondern in einer allgemein instabilen Situation auf eine Art bürgerliche Stabilität, der er aber zugleich eine lange Nase dreht. Er erlebt immer alles wie einen neuen Anfang. Wenn der Frühling kommt, wenn die Bäder öffnen . . . Die Kinder sind inzwischen im Gymnasium, eine neue CD ist fertig, und schon geht es weiter.
  Wenn nicht das Frühjahr ausfällt, oder der Winter. Aber wenn es arg kommt, hat er seine Lieder. Zum Beispiel das Trinklied, das seiner neuen CD den Titel gibt und in dem es heißt: „Der Postler bringt den Spiritus, geh, trink ma noch an Schluck. Ho rugg!“
Ernst Molden: Wien Mitte. Ein Wochenbuch. Deuticke Verlag, Wien 2014. 320 Seiten, 19,90 Euro.
Auf der Suche nach dem kleinen
Glück in der großen Stadt
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"In der Tradition des Flaneurs übt sich der Autor in seinem Wochenjournal als Chronist des Alltags und schärft dabei den Blick - auch den des Lesers - für das schöne Unwesentliche." Thomas Rieder, Austria Presse Agentur, 29.01.14

"Ein facettenreiches, amüsantes Privatkompendium, das den Zugang zu Wien auf eine sehr persönliche, nach innen gerichtete Weise ermöglicht." Claudia Gschweitl, Ö1, 09.02.14

"Ernst Molden ist eine Art Landstraßer Dinosaurier, bei dem Listigkeit und Lässigkeit zusammengehen." Wolfgang Paterno, profil, 17.02.14

"Als Schriftsteller ist Ernst Molden ein Meister der Kurzstrecke. In 'Wien Mitte' schafft er es mit großer Beständigkeit, die Leser zu kleinen Spaziergängen zu animieren, führt sie zu gewöhnlichen Orten in Wien und lehrt sie, Besonderes zu sehen." Nobert Mayer, Die Presse, 17.11.14