Produktdetails
  • Verlag: Reclam
  • Deutsch
  • ISBN-13: 9783150182116
  • ISBN-10: 3150182115
  • Artikelnr.: 10365263
Rezensionen
Ein ironisches Verhältnis zur Welt ist anstrengend und hat nichts mit witzigen Redensarten zu tun. Die Wienerlieder zeigen, welchen Ausweg die Mentalität aus der Anstrengung findet: den Absturz in den herrlichen Kitsch und raunzigen Sound. Franz Schuh in Die Zeit

Bei manchen hat das Wienerlied einfach nur einen schlechten Ruf. Schmus. Schmäh. Schnulze. Wer den kompakten Band, den Jürgen Hein zu diesem Thema herausgegeben hat, auf sich wirken lässt, wird womöglich zu einem anderen Schluss kommen. Denn was da von dem anonymen "Ei, du lieber Augustin" (1679) bis zu dem bitterbösen "wean, du bist a taschenfeitel" (Wien, Du bist ein Taschenmesser), das André Heller noch mit Helmut Qualtinger aufgenommen hat, zusammengekommen ist, zeigt eine Art der gebrochenen Lebensnähe, wie man sie sonst fast nur vom Fado oder vom Blues kennt. "Jaja, das hat ka Göthe g'schrieb'n/Das hat kein Schiller dicht", wie Wilhelm Wiesberg (1850 bis 1896) schrieb, aber dafür enthält das Wienerlied eine manchmal brisante, mitunter betuliche Mischung aus Witz und Weltschmerz, Sozialkritik und Sentimentalität. Badische Neueste Nachrichten

Der Herausgeber Jürgen Hein hat nicht nur ein Nachwort, sondern auch ein Glossar beigefügt, das womöglich noch wertvoller ist, denn nicht jeder weiß, dass der "Fleck" in Wien eine Ohrfeige ist und man dortzulande unter "Haspel" eine Schaukel und unter "Kracherl" eine Limonade mit Kohlensäure versteht. Hein greift bei seiner Sammlung bis zu den Zeitgenossen Gerhard Bronner, Georg Kreisler und, wenigstens im Nachwort, André Heller aus und gibt einen Überblick darüber, wie sich das Volkslied auch in Richtung Operette und Chanson weiterentwickelt hat. Die Themen blieben dabei immer gleich: hauptsächlich Wien und Wein, durchmischt mit dem Gefühl von nahendem Tod: "Es wird ein Wein sein, und mir werd'n nimmer sein". Aber auch das birgt kein Grauen in sich, denn "der Tod muss ein Wiener sein", wusste schon Kreisler. Und außerdem ist ja noch einer ein Wiener - der Herrgott, klar. Frankfurter Neue Presse…mehr