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Alteingesessene Badewirte stellen Konkurrenten Wasser ab; Bäckergesellen weigernsich, 18 Stunden täglich für Hungerlöhne zu schuften; Rheinurlauber beschweren sich über die braune Brühe, Kurgäste flanieren scheinbar entspannt, aber ängstlich bemüht, die Etikette einzuhalten; klassenbewußte Volksschüler bombadieren Gymnasiasten mit Wasserflaschen. Die Wiesbadener Geschichtswerkstatt beschäftigt sichmit den voerborgenen Aspekten der Stadtgeschichte. Ihr geht es nicht um die scheinbar heile Welt der "guten alten Zeit". Mit historischen Schlaglichtern aus verschiedenen Epochen und Lebenswellen in…mehr

Produktbeschreibung
Alteingesessene Badewirte stellen Konkurrenten Wasser ab; Bäckergesellen weigernsich, 18 Stunden täglich für Hungerlöhne zu schuften; Rheinurlauber beschweren sich über die braune Brühe, Kurgäste flanieren scheinbar entspannt, aber ängstlich bemüht, die Etikette einzuhalten; klassenbewußte Volksschüler bombadieren Gymnasiasten mit Wasserflaschen.
Die Wiesbadener Geschichtswerkstatt beschäftigt sichmit den voerborgenen Aspekten der Stadtgeschichte. Ihr geht es nicht um die scheinbar heile Welt der "guten alten Zeit". Mit historischen Schlaglichtern aus verschiedenen Epochen und Lebenswellen in Text und Bild versuchen die Autorinnen und Autoren, anstelle vertrauter, oft vordergründiger Stadtansichten, dem Leser und Betrachter den Alltag der Großen und Kleinen nahezubringen und anschaulich zumachen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.12.1996

Die Stadt einmal anders betrachtet

Der Wiesbadener Bauer und Fuhrmann Friedrich Ludwig Burk lebte von 1787 bis 1866. Er war einer wie tausend, allerdings einer, der sein Leben in einer Kladde niederschrieb, die die Zeit überdauert hat: drei, manchmal zehn Seiten für ein Jahr; 200 Seiten für ein Leben. Es ist Männern und Frauen wie Burk zu verdanken, daß das im Wartberg Verlag erschienene Buch "Wiesbaden - Hinterhof und Kurkonzert" überhaupt entstehen konnte. Denn nicht die oft genug verklärte "gute alte Zeit", nicht der mondäne Glamour der "Weltkurstadt" interessierte die verschiedenen Autoren, die allesamt der Wiesbadener Geschichtswerkstatt e. V. angehören und "ihre Stadt einmal anders" darstellen wollten. Anders eben, als es in den zahlreich vorhandenen Wiesbaden-Bildbänden der Fall sei. Dafür haben sie lange suchen müssen. Denn es ist schwierig, neue, bisher nicht genutzte Quellen zu erschließen, die es erlauben, eine längst bekannte Entwicklung noch einmal von einer anderen Perspektive aus zu betrachten.

Die illustrierte Alltagsgeschichte von 1800 bis heute - so lautet der Untertitel des 120 Seiten umfassenden, gebundenen Bildbandes - will Geschichte vermitteln, indem Geschichten erzählt werden: kurze Geschichten aus der Kinderbewahranstalt etwa und vom Brotkrawall von 1873, Erlebnisse mit einer "Braunen Brühe" namens Rhein bei Biebrich und die Wahrheit über den Kirchenkampf in Dotzheim. Die mehr als 30 Aufsätze - mit zahlreichen Schwarzweißfotografien bebildert - bieten zum Teil vergnüglichen, manchmal auch traurig stimmenden Lesestoff, informativ und hintergründig aufbereitet.

Mal sind es Personen, wie eben jener Friedrich Ludwig Burk, die im Mittelpunkt des Geschehens stehen; mal sind es Orte, wie die Wilhelmstraße, der Kurpark oder die Blücherschule; manchmal rücken aber auch Epochen, Bewegungen und die "Verhältnisse" in den Vordergrund: etwa bei den Berichten von Halfnern, Treidlern und Schiffern in der Achtundvierziger-Revolution oder dem Streik der Bäckergesellen von 1899.

Und so werden auf diese doch recht unkonventionelle Art fast "200 Jahre Wiesbaden" aufgearbeitet, der Ordnung halber unterteilt in vier Kapitel: Die Zeit als nassauische Residenzstadt, Wiesbaden im Kaiserreich, in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus sowie zu guter Letzt die Jahre von 1945 bis heute. Die kurzen Beiträge des Bandes seien so etwas wie "Blitzlichter" auf historische Begebenheiten und Verhältnisse, schreibt Hartmann Wunderer in einer Art Schlußwort. Mehr als 30 kurze Alltagsgeschichten, die eigentlich noch viel genauer ausgeleuchtet werden müßten.

MARKUS SCHUG

Wiesbaden - Hinterhof und Kurkonzert. Eine illustrierte Alltagsgeschichte von 1800 bis heute. Eine Publikation der Wiesbadener Geschichtswerkstatt e. V., herausgegeben von Gerhard Honekamp, Wartberg Verlag 1996, 34,80 Mark, 120 Seiten mit zahlreichen Schwarzweißfotos. ISBN 3-86134-350-9

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