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Dieses Buch zur Bundesgartenschau ist ein poetischer Reiseführer durch alle Bedeutungsebenen der Metaphern des Gartens und seines Gärtners, aber auch ein praktischer Ratgeber für Gartenliebhaber. Es zeigt uns den Garten als Spiegel der Persönlichkeit und als schöpferische Quelle.

Produktbeschreibung
Dieses Buch zur Bundesgartenschau ist ein poetischer Reiseführer durch alle Bedeutungsebenen der Metaphern des Gartens und seines Gärtners, aber auch ein praktischer Ratgeber für Gartenliebhaber. Es zeigt uns den Garten als Spiegel der Persönlichkeit und als schöpferische Quelle.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.07.2001

So geht's durch die Bundesgartenschau

Es war einmal . . . das Paradies. Es hatte die Gestalt eines Gartens. Keines französischen natürlich; eher darf man sich einen Laubengarten vorstellen, einen idyllischen kleinen Hain (Obstbäume!), und so ist er ja auch immer wieder erträumt und gemalt und beschrieben worden. Denn seitdem er rausmußte, sehnt sich der Mensch, der empfindsame zumindest, in seinen schönen alten verlorenen Garten zurück. Umgekehrt fiel aus dieser Sehnsucht stets auch ein Abglanz auf unsere irdischen Gärten, in denen uns manchmal ein namenloses Wohlsein befällt. So keimt in jedem Geranienkasten insgeheim ein hortus conclusus, und schon Rudolf Borchard, der gern und oft Zitierte, sah jene "dicken Männer in den besten Jahren", die, "eben von der Arbeit gekommen, im sechsten Stock eines Hinterhauses ein Fensterbrett mit blauen Petunien unter Wasser setzen", in Wahrheit das Paradies für die nächste Runde wiederherstellen. Ist das aber schon die ganze Geschichte unserer tiefverwurzelten Gartenliebe? Bevor sie zu Tagesstätten wurden, ließen etwa unsere Kindergärten noch eine andere Wurzel ahnen. Wer aus einem Garten stammt, wer in einen Garten gehört, muß doch wohl selber eine Pflanze sein. Beide Motive hat der Landschaftsgärtner und Tango-Tanztherapeut Ralf Sartori ineinandergeflochten und zu einem rechten Blumenkranz aus allerhöchstem Idealismus, spiritueller Poesie und Therapieweisheit zusammengebunden ("Wiesengrund" Über innere und äußere Gärten. Mit Malereien von Chao-Hsiu Chen und Veronica von Degenfeld. Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen 2001. 272 S., geb., 42,- DM). Folgsam nimmt man in dieser Gartenpredigt seinen Sturz in die Materie zur Kenntnis, entscheidet sich dann rasch zwischen dem Willen zum Einklang oder dem Willen zur Macht, bevor das innere Kind in den Garten des Eros und der Individuation eingelassen wird, von wo aus es endlich losgeht auf den "Weg der Versöhnung und Synthese, damit der Weltgarten sich vollende". Bis es soweit ist, ist leider auch der Seelengärtner in sich entzweit, zerrissen zwischen romantischer Paradiessehnsucht und dem bürgerlichen Streben, als "Herr im Hause, Gärtner unseres Bodens" in der "Gestaltung kompromißlos den eigenen Weg verfolgen" zu können. Mitunter nerven halt Freunde und Ehepartner beim Versuch, die innere Flora zu gestalten und die "Zersplitterung der polar angelegten Stoffwelt" zu überwinden. Doch ist der wahre Gärtner ein Menschenfreund, ein Menschengärtner gar. Gleicht nicht schon jedes Kind einem Keim, dessen Anlagen man sorgend und hegend sich entwickeln lassen muß? Der tiefe Blick des Kundigen entdeckt im Menschen eine "sonderbare Pflanze, die selbst zum Gärtner werden muß." So führt der Weg zum Weltgarten über einfühlsame Züchtung und schließlich Selbstzüchtung der Menschenpflanzen. Freilich, ein jeder Gärtner ist natürlich auch darauf erpicht, daß nicht die falschen Kräutlein sprießen. Zunächst gilt es, Rückzug und Alleinsein schätzen zu lernen. "Die noch verbliebenen Unkräuter werden sich dann von alleine zurückziehen, da sie nicht mehr den richtigen Boden für sich vorfinden. Solange aber müssen wir sie diszipliniert jäten und eindämmen, um den bewußt gewählten Tugenden Raum und Schutz zu gewähren." Einleuchtend von daher das Lob des "einfachen Lattenzauns", wenn ihm nur seine Wärme und Poesie nicht durch Metallpfeiler entzogen werden: Kein Garten und natürlich auch kein Seelengarten ohne Zaun. Sonst würde ja unser mühsam bereinigter Flur noch vom Unkraut der anderen überwuchert. Der praktische Nutzwert von Sartoris Ratschlägen bleibt gleichwohl schwankend; mitunter befürfen sie wohl ein wenig allegorischer Ausdeutung ("werfen wir unsere Rosen nicht den Schafen zum Fraß vor"). Auf daß sich aber den Millionen Besuchern, die dieses Jahr durch die Potsdamer Anlagen spazieren werden, nicht am Ende der "Kaugummi des Kollektivs" an die Fersen heften möge, diene ihnen dieses (laut Presseschreiben) "offizielle philosophische Buch zur Bundesgartenschau" als Handreichung und innerer Wegweiser.

MICHAEL ADRIAN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Michael Adrian weist darauf hin, dass es sich bei dem Autor sowohl um einem Landschaftsgärtner wie auch um einem Tanztherapeuten handelt, und so wundert es ihn offenbar nicht, dass Sartori hier einen "Blumenkranz aus allerhöchstem Idealismus, spiritueller Poesie und Therapieweisheit zusammengebunden" hat. Der Leser erfährt, dass es hier nicht nur um das Gärtnern im eigentlichen Sinne geht, sondern auch um "Selbstzüchtung von Menschenpflanzen", um Abgrenzungen nach außen (Zäune), Selbstdisziplin und Tugenden, die geschützt werden müssen. Zwar sind die Überlegungen Sartoris nach Ansicht des Rezensenten von begrenztem praktischen Nutzen, doch kann es dieses 'offizielle philosophische Buch zur Bundesgartenschau' durchaus als "Handreichung und inneren Wegweiser" empfehlen.

© Perlentaucher Medien GmbH