Dieser ebenso ungewöhnliche wie wunderschöne Reiseführer führt an wilde und sensationelle Seen, Flüsse und Wasserfälle in Frankreich. Drei Sommer lang bereiste der Traveler, Autor und Verleger Daniel Start mit seiner Frau das Land. Herausgekommen ist ein Brevier magischer, genau solcher Orte, nach denen wir immer suchen, wenn wir auf Reisen sind. Denn in der Natur schwimmen ist eines der seltenen Dinge, die uns ein tiefes Gefühl der Verbundenheit mit der Natur -und mit uns selbst - verschaffen. Der Erfolg gibt Start recht: Sein Frankreich-Führer gehört jedes Jahr von März bis Oktober zu den 500 bestverkauften englischsprachigen Büchern. Zeit, dass das Buch auf Deutsch und im anständigen Buchhandel erhältlich wird.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.11.2017Wo ein Gurgeln ist, ist auch ein Pool
Wenn es nur schon wieder Sommer wäre: Dann aber verlasst eure Swimmingpools, vergesst die vom Chlor geröteten Augen, sagt dem Bademeister adé! Denn es gilt in wildes Wasser abzutauchen, ohne bakterientötende Zusätze, freilich auch ohne den fürsorglichen Blick einer als Rettungsschwimmer ausgebildeten Aufsichtsperson. Flüsse, Seen und Wasserfälle gilt es zu erkunden, die so unterschiedlich wie ihre Lage im Gebirge, in der Ebene, im Süden, im Norden, auf einer Insel, an einem Château sind, die jedoch immer in Frankreich, dem Land der tiefen Provinz und der vielen abgelegenen Gewässer liegen. Der englische Umweltberater und Autor Daniel Start, wohnhaft in Bath - wenn das kein Zufall ist -, hat das Land quasi in der Badehose bereist und ist jedem Gurgeln, Rauschen, Plätschern gefolgt, bis die richtige Stelle gefunden war, um ins Wasser zu springen. An die vierhundertmal hat er das so gemacht. Unter dem Wasserspiegel dann scheint die Freiheit grenzenlos zu sein. Junge Frauen hängen Nixen gleich an der Liane und verlassen das Wasser allenfalls, um in einem Baum darüber lachend zu sitzen, vielleicht die Köpfe voller verrückter Ideen, immer jedoch bereit, mit dem Kopf vornüber wieder zurück ins allein seligmachende Nass zu springen. Frühnebel wabern, Wasserfälle gleißen, Felsen sind knochenbleich, ein Kanu zieht vorbei, und ein Hund ist auch einmal dabei. Beim Blättern möchte man nur eines: die Badehose einpacken und mit von der Planschpartie sein. Dank der Aufteilung der Wildwasserbadestellen nach Regionen, dank Karten, GPS-Koordinaten, Parkplatzhinweisen und Wegbeschreibungen lässt sich der Wunsch leicht erfüllen. Bei der Lektüre liegen allenfalls ein paar grammatikalische Brocken im Weg. Es handelt sich um das, und nicht "die" Languedoc, um den, und nicht "die" Pont du Gard - die kalte Dusche freilich geht an das Lektorat. Bei der Übersetzung wäre man von sprachlichen Grottenmolchen à la "Bekannt als Granit-Insel ist das schroffe Korsika das klassische Herz der Vulkanmasse, die steil aus dem Mittelmeer ragt" gern verschont geblieben. Den Spaß am Abenteuer Wild Swimming kann beides nicht trüben. Und nun komm, nächster Sommer!
ksi
"Wild Swimming Frankreich" von Daniel Start. Haffmanns & Tolkemitt, Berlin 2017. 256 Seiten, zahlreiche Fotos. Broschiert, 22,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wenn es nur schon wieder Sommer wäre: Dann aber verlasst eure Swimmingpools, vergesst die vom Chlor geröteten Augen, sagt dem Bademeister adé! Denn es gilt in wildes Wasser abzutauchen, ohne bakterientötende Zusätze, freilich auch ohne den fürsorglichen Blick einer als Rettungsschwimmer ausgebildeten Aufsichtsperson. Flüsse, Seen und Wasserfälle gilt es zu erkunden, die so unterschiedlich wie ihre Lage im Gebirge, in der Ebene, im Süden, im Norden, auf einer Insel, an einem Château sind, die jedoch immer in Frankreich, dem Land der tiefen Provinz und der vielen abgelegenen Gewässer liegen. Der englische Umweltberater und Autor Daniel Start, wohnhaft in Bath - wenn das kein Zufall ist -, hat das Land quasi in der Badehose bereist und ist jedem Gurgeln, Rauschen, Plätschern gefolgt, bis die richtige Stelle gefunden war, um ins Wasser zu springen. An die vierhundertmal hat er das so gemacht. Unter dem Wasserspiegel dann scheint die Freiheit grenzenlos zu sein. Junge Frauen hängen Nixen gleich an der Liane und verlassen das Wasser allenfalls, um in einem Baum darüber lachend zu sitzen, vielleicht die Köpfe voller verrückter Ideen, immer jedoch bereit, mit dem Kopf vornüber wieder zurück ins allein seligmachende Nass zu springen. Frühnebel wabern, Wasserfälle gleißen, Felsen sind knochenbleich, ein Kanu zieht vorbei, und ein Hund ist auch einmal dabei. Beim Blättern möchte man nur eines: die Badehose einpacken und mit von der Planschpartie sein. Dank der Aufteilung der Wildwasserbadestellen nach Regionen, dank Karten, GPS-Koordinaten, Parkplatzhinweisen und Wegbeschreibungen lässt sich der Wunsch leicht erfüllen. Bei der Lektüre liegen allenfalls ein paar grammatikalische Brocken im Weg. Es handelt sich um das, und nicht "die" Languedoc, um den, und nicht "die" Pont du Gard - die kalte Dusche freilich geht an das Lektorat. Bei der Übersetzung wäre man von sprachlichen Grottenmolchen à la "Bekannt als Granit-Insel ist das schroffe Korsika das klassische Herz der Vulkanmasse, die steil aus dem Mittelmeer ragt" gern verschont geblieben. Den Spaß am Abenteuer Wild Swimming kann beides nicht trüben. Und nun komm, nächster Sommer!
ksi
"Wild Swimming Frankreich" von Daniel Start. Haffmanns & Tolkemitt, Berlin 2017. 256 Seiten, zahlreiche Fotos. Broschiert, 22,95 Euro.
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