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Die größten Schriftsteller-Persönlichkeiten einmal anders: als wilde Abenteurer, unerschrockene Reisende und rastlos Lebende. Wie Joseph Conrad, den es in die Welt hinaus trieb und dessen eigene Kongo-Erlebnisse mitten ins »Herz der Finsternis« führten. Ernest Hemingway, der als leidenschaftlicher Großwildjäger und Stierkampf-Macho Furore machte. Jack London, dem die Eiswüste Kanadas zur Heimat wurde, der den Goldrausch hautnah miterlebte, als Austernpirat den Pazifik überquerte, Eisenbahntramp undRancher war. Herman Melville, der drei Jahre lang auf Walfängern über die Weltmeere schlingerte…mehr

Produktbeschreibung
Die größten Schriftsteller-Persönlichkeiten einmal anders: als wilde Abenteurer, unerschrockene Reisende und rastlos Lebende. Wie Joseph Conrad, den es in die Welt hinaus trieb und dessen eigene Kongo-Erlebnisse mitten ins »Herz der Finsternis« führten. Ernest Hemingway, der als leidenschaftlicher Großwildjäger und Stierkampf-Macho Furore machte. Jack London, dem die Eiswüste Kanadas zur Heimat wurde, der den Goldrausch hautnah miterlebte, als Austernpirat den Pazifik überquerte, Eisenbahntramp undRancher war. Herman Melville, der drei Jahre lang auf Walfängern über die Weltmeere schlingerte und seinen Stoff aus dem vollen schöpfen konnte, ehe er mit »Moby Dick« dem Weißen Wal das literarische Denkmal setzte. Oder der mysteriöse B. Traven, der seine Identität zum bestgehüteten Geheimnis der Literatur machte.
Autorenporträt
Marc Bielefeld, geboren 1967, Journalist in Hamburg, schreibt Abenteuer- und Reisereportagen unter anderem für stern, Merian, Die Zeit, Süddeutsche Zeitung und Best Life.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.11.2005

Unrast und frühes Leid
Melville, London, Crane, Hemingway, Conrad und Traven: Rüdiger Barth und Marc Bielefeld reisen den Lebens- und Schreiborten der „wilden Dichter” nach
Von Hilmar Klute
Es gibt in der Weltliteratur eine Hand voll Schriftsteller, die in ihrem Leben und Schreiben vieles von dem vereinen, was Männer sich erträumen: Den Drang, sein ganzes Leben lang nur unterwegs und dabei unaussprechlichen Gefahren ausgesetzt zu sein; das Bedürfnis, immer an körperliche und psychische Grenzen zu gehen. Zwischendurch müssen sie auch ein paar Sätze sagen, die einem wie offene Messer entgegenblitzen: „Ein Buch ist gut, wenn es zehnmal wahrer ist als die Wirklichkeit” (Hemingway). Am Ende steht dann immer ein gewaltiges Buch, eine Kunst- und Kraftanstrengung, die einsam und unbegreiflich in der Literaturgeschichte steht. So ist es bei den Schriftstellern, deren Leben Rüdiger Barth und Marc Bielefeld in ihrem Reportagenband „Wilde Dichter” nachgezeichnet haben.
Den Anfang machen sie bei Herman Melville, der auch in den anderen Lebensbildern immer wieder als eine Art wilder Urdichter auftaucht. Melville, dessen „tiefe, fast mystische Sehnsucht nach dem Meer” ihn vom Abenteuerschriftsteller zum großen amerikanischen Autor hat werden lassen, dessen „Moby Dick” bis heute rätselhaft und sperrig bleibt. Der Roman hat Melville zu Lebzeiten seine Reputation gekostet. Barth und Bielefeld schildern anrührend, wie dieser Große der amerikanischen Erzählliteratur seine restlichen Tage im Dämmer seines immer verschlossenen Arbeitszimmers versank.
Die Kapitel über Herman Melville und Jack London sind die stärksten in diesem überaus anregenden und angemessen geschriebenen Buch. Angemessen, weil die Autoren nur ganz selten der Verführung erliegen, sich kraftmeierisch den wilden Männern anzunähern. Barth und Bielefeld haben sich nicht nur auf ihre Leseerfahrung verlassen, sondern sind an die Lebensorte der Dichter gereist; in Kalifornien treffen sie den Großneffen von Jack London, der den 1916 gestorbenen Autor des „Seewolfs” natürlich nicht gekannt hat, aber: „Onkel Jack war immer da. Ich hatte ein Problem damit, als ich aufwuchs.” Mit solchen Nebenporträts gelingt den Autoren auch immer wieder ein eleganter und lebendiger Schwenk in die Gegenwart und damit in den oft grotesk wirkenden Nachruhm der wilden Dichter. Dazu gehört auch die Saloon-Kellnerin Kathlyn im Sonoma County, die behauptet, London käme gelegentlich in ihre Bar. Den Hinweis, der Autor sei seit 88 Jahren tot, quittiert sie in amerikanischer Unbekümmertheit mit einem „Oh, really.”
Barth und Bielefeld wollen mit der, wie sie meinen, Legende brechen, Jack London habe sich am 22. November 1916 umgebracht. In Wahrheit, so schreiben sie, habe der nierenkranke Erzähler versehentlich eine zu große, tödliche Dosis Morphin eingenommen.
Tragisches, wildes Leben und früher Tod - das ist auch das Schicksal des Erzähler Stephen Crane, dessen kühles und schmerzverliebtes Werk den Biographen offenbar rätselhaft bleibt. „In seinen Büchern gibt es keine Figur, um die man wirklich trauern könnte. Stattdessen hinterläßt er beim Leser ein grimmiges Lächeln, das staunende Verzweifeln desjenigen, der einen Blick in die unerbittliche Maschinerie der Weltläufte geworfen hat.” Auch Crane ist ein todessüchtiger Seefahrer, der nach Cuba reist, Schiffbruch erleidet und hinterher über die Katastrophe schreibt. Crane lernt 1897 den älteren Kapitän Joseph Conrad kennen, der zu der Zeit noch am Anfang seiner großen Karriere steht. Drei Jahre später stirbt Stephen Crane an Tuberkulose „in einem Sanatorium eines sterbenslangweiligen Kurorts”. Gemeint ist Badenweiler.
Zu der Zeit hat Joseph Conrad, der polnische Adelige, der ein so blendendes Englisch geschrieben hat, bereits die Seefahrt hinter sich gelassen. Er begann, seine schlimmste Wilde-Dichter-Erfahrung in Romane zu gießen: Die Reise in den Kongo, den die Europäer damals auf brutale Weise auszuweiden begannen. „Das Herz der Finsternis”, Conrads berühmtestes Buch, ist bis heute das düstere Synonym für dieses Grauen. Conrad, der später ein bürgerliches Tyrannendasein mit Frau und Söhnen führte, war das große Vorbild für Ernest Hemingway, dem das fünfte und leider schwächste Kapitel gewidmet ist. Vielleicht liegt es daran, dass man über Hemingway schon so ziemlich alles weiß. Die Divergenz zwischen dem bei Safaris metzelnden, auf Kuba saufenden Haudegen und dem gebrochenen Selbstmörder ist zu oft beschrieben worden, um noch interessant zu sein.
Das ist bei B. Traven anders. Niemand weiß bis heute, wer dieser Mann eigentlich war, der in der Zeit der Münchner Räterepublik die radikale Zeitschrift Der Ziegelbrenner herausgab und bis zum Ende seines Lebens, 1969 in Mexiko, die Identitäten wie Hemden wechselte. B. Traven war wohl ein Norddeutscher, jedenfalls zeuge die auf Tonband erhaltene Stimme des Autors von dessen Provenienz, „denn er spricht das O zuweilen als Ou aus - wie man es so nur im Raum zwischen Hamburg und Lübeck tut.” Bielefeld und Barth haben letzte Spuren aus dem Leben Travens gesichert, sind Gerüchten nachgegangen und haben nach Ahnen des Autors geforscht, dessen Roman „Das Totenschiff” einer der großen geheimnisvollen Abenteuerromane des vergangenen Jahrhunderts ist. „Die Detektive umzingeln ihn, sie kriegen ihn nicht”, schreiben die Autoren.
Ein paar der wilden Dichter haben Marc Bielefeld und Rüdiger Barth aber schon gekriegt: Weil sie die wilden Dichter nicht umzingelt haben, sondern weil sie ihre Bücher genau gelesen, ihre Biographien verglichen und ihre Lebensorte besucht haben. So ist es ein spannendes Buch über sechs verschiedene Charaktere und dabei auf wundersame Weise verwandte Dichter geworden.
Rüdiger Barth, Marc Bielefeld
Wilde Dichter - Die größten Abenteurer der Weltliteratur
Malik Verlag, München 2005. 325 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2005

Im Süden der wahren Empfindung

Das Sternzeichen aller Abenteuergeschichten ist "Signa". So nämlich hieß das einzige Buch, das Jack London als Kind besaß. Nur fehlte dem Buch das letzte Kapitel, was schrecklich gewesen sein muß für den Jungen: nicht zu wissen, wie die Abenteuergeschichte ausging. Als Jack London dann eines Tages das vollständige Buch in der Stadtbücherei von Oakland wiederfand, schimpfte er sehr. Warum? "Weil ich mir zweihundert verschiedene Schlüsse ausgedacht habe", sagte London, "und alle waren besser als der hier."

Es ist also keineswegs schrecklich, das Ende eines Buches nicht zu kennen. Es kann ein Geschenk sein. Weil kaum etwas schöner ist als Geschichten, die im Leser weitergehen. Die mit ihm aufbrechen. Vielleicht ist das ja nur bei Abenteuerromanen so, weil man die meistens als Kind liest, als Gernegroß ohne Reisekasse. Damit aufzuhören ist allerdings ein Fehler, wie man aus Rüdiger Barths und Marc Bielefelds feinem Buch "Wilde Dichter" lernt: Denn für Abenteuerromane ist es niemals zu spät. Wenn Literatur jemals Fluchtpunkt war, eine Gegenwelt, der Ort, an dem man über sich hinauswächst, sich groß träumt oder grandios scheitert, in den eigenen Stiefeln an fremden Stränden stirbt, dann in den Südseeballaden und Heldensagen von Herman Melville und Jack London, Joseph Conrad und Ernest Hemingway.

All diese wilden Dichter haben Barth und Bielefeld, zwei Hamburger Journalisten, in ihrem Sammelband porträtiert. Sie sind den "größten Abenteurern der Weltliteratur" nachgereist und haben Anekdoten über sie ausgegraben, zum Beispiel die von Jack London und "Signa", der Geschichte ohne Ende: "Sie war mein Stern, nach dem ich meinen Wagen lenkte", sagte London einmal. Das galt einerseits für seine enorme Schaffenskraft: In sechzehn Jahren schrieb Jack London vierzig Bücher, was aber nicht weiter verwundert, wenn man bedenkt, daß er allein für eines zweihundert verschiedene Schlüsse erfinden konnte.

Andererseits war "Signa" auch der Unstern, nach dem er sein Leben richtete: lieber ein abruptes Ende zu nehmen als ein schlechtes. "Ich will lieber, daß mein Funke in einer hellen Flamme ausbrennt, als daß er in Fäulnis erstickt", schrieb Jack London: "Ich bin lieber Asche als Staub." Das klingt gefährlich nach Neil Young, wie Kurt Cobain ihn verstand: "It's better to burn out than to fade away." Magenkrank und mit zuviel Morphin im Blut, starb er am 22. November 1916.

Jack London war in der Tat ein Punkrocker, ein Literaturstar, dessen gescheiterte Weltumsegelung 1907 die Presse begierig verfolgte. Und er war ein schwerer Trinker: Bourbon zum Lunch, Scotch und Soda am späten Nachmittag, und dazu sechzig Zigaretten täglich, Marke "Russian Imperial". Er boxte sich mit Charmian Kittredge, die er 1905 heiratete. Er war, nach schwerer Kindheit, ein Sozialist geworden, allerdings mit leichtem Hang zum Herrenmenschen: "Meine Rasse ist das Salz der Erde", schrieb er 1899. Ein White Man in Bora Bora also, um es mit den Clash zu sagen. "Er ist einer der härtesten Männer, die zu treffen ich das Glück hatte", behauptete jedenfalls sein Freund Robert Dunn. "Er ist genauso heldenhaft wie jede seiner Romanfiguren." Mit anderen Worten: Jack London war wie Wolf Larsen, der "Seewolf".

Und er war eben auch so feinsinnig wie der Kartoffelzerquetscher und Menschenquäler Wolf Larsen, Londons packendste Romanfigur. Wenn Denys Finch Hatton in "Jenseits von Afrika" sein Grammophon mit auf Safari nahm, dann nahm Jack London es mit auf die Weltmeere, um Opern zu hören. Im Grunde ihres Herzens waren sämtliche Dichter, die Barth und Bielefeld in ihrem Buch versammeln, sentimentale Bildungsbürger. Großstädter. Weiße Intellektuelle, die in der Wildnis auf die Stunde der wahren Empfindung hofften.

Wie die drei Hippies, die am 1. Januar 1999 in einem klitzekleinen Boot durch die mörderische Drake-Passage in die Antarktis segeln: ein blutjunger Norweger, ein angehender amerikanischer Schriftsteller und ein Argentinier, der irgendwann meutert und heimkehrt, um Kunst zu studieren: "Berserk" heißt das Boot - und die wahre, aber irrsinnige Geschichte, die David Mercy, der Schriftsteller an Bord, aufgeschrieben hat: Der Motor springt nicht an. Warme Kleidung haben sie irgendwie vergessen. Nur an die Erfahrung haben sie gedacht, einmal im Leben einen See-Elefanten berühren zu können, die Antarktis ins eigene Blut aufzunehmen. Eine Grenze zu übertreten, dorthin zu gelangen, wo noch niemand war.

Diese jenseitige Sehnsucht spürte auch der empfindsame Herman Melville. Als junger Matrose nutzte er seine Freiwachen auf der "United States", um sich durch die Schiffsbibliothek zu arbeiten. Joseph Conrad wiederum, den Bertrand Russell einen "polnischen Aristokraten bis in die Fingerspitzen" nannte und der bei tropischer Hitze Krawatte trug, empfand geradezu Heimweh nach der See. Einmal losgelassen, erschufen sich diese Feingeister aber neu: als markige Kerle.

Joseph Conrad, den hatte sein Vater gezwungen, mit fünf, sechs Jahren die Romantiker zu lesen, und zwar auf französisch, und zwar laut. Nachdem er seine zerrüttete Heimat Polen verlassen hatte, "schmuggelte er angeblich Waffen nach Spanien, verspielte sein letztes Geld in Casinos, befehligte dreimastige Wollklipper, sah zwei seiner Schiffe vor seinen Augen auf offenem Meer sinken, schoß sich als Zwanzigjähriger eine Kugel in die Brust und erlebte im tiefsten Kongo das Grauen". Ernest Hemingway hat den Typus des markigen Dichterkerls später dann bekanntlich perfektioniert.

Daß Literatur nach Freibeuterei schmeckt, hat den wilden Dichterkerlen sehr gefallen. Sie suchten "die weißen, unbeschriebenen Flecken", wie Barth und Bielefeld so schön sagen, und sie inszenierten sich selbst. Als Rätsel. Wie der große Unbekannte B. Traven, der aus dem Dschungel Mexikos seine Geschichten in die Welt schickte. Wer Autor des berühmten "Totenschiffs" war - "kein Jugendbuch, was ungewöhnlich ist für Meeresprosa in deutscher Sprache", schreiben Barth und Bielefeld -, enthüllt erst seine Witwe im Jahr 1969: Es war Hal Crowes. Alias Ret Marut. Das eine wie das andere ein Pseudonym. "Who is Bruno Traven?" fragte das Magazin "Life" im Jahr 1947, da war sein "Schatz der Sierra Madre" mit Humphrey Bogart gerade in die Kinos gekommen. Und woher kam er, aus Traventhal bei Lübeck? Und müssen wir das überhaupt wissen? Ist es nicht viel schöner, ein offenes Ende zu haben, um sich zweihundert Antworten darauf auszudenken? "Marut", so heißen in der indischen Mythologie die Sturmwesen. Die Antwort weiß also ganz allein der Wind.

Alex Capus hat ein ganz anderes Rätsel gelöst. Vermutet er zumindest. Der vorzügliche Erzähler Alex Capus weiß, wo der legendäre Kirchenschatz von Lima vergraben liegt. Und wer ihn ausgebuddelt hat und dann in einer Geldwäscheoperation in Sicherheit brachte. Es war niemand anderes als Robert Louis Stevenson. Der Autor der "Schatzinsel" fehlt leider im Sammelband von Barth und Bielefeld, und so trifft es sich gut, daß Alex Capus jetzt "Reisen im Licht der Sterne" geschrieben hat, einen biographischen Abriß des kränklichen wilden Dichters Stevenson - und eine Detektivgeschichte zugleich.

Denn Capus ist nach Samoa in die Südsee aufgebrochen, "um zu beweisen, daß es Robert Louis Stevensons ,Schatzinsel' tatsächlich gibt, und zwar ganz woanders, als Heerscharen von Schatzsuchern sie über Generationen gesucht haben - und daß Louis einzig und allein deshalb die letzten fünf Jahre seines Lebens auf Samoa verbrachte". Diese Schatzinsel heißt Cocos Eylandt, seit dem 19. Jahrhundert nennt man sie Tafahi. Und sie liegt auf 15,85 Grad südlicher Breite und 173,71 Grad westlicher Länge. Hier, vermutete Capus, verschwand der Kirchenschatz Limas, fortgeschafft 1821 von Kapitän Thompson auf der "Mary Dear", als sich die Revolutionsarmeen gegen ihre Kolonialherren erhoben.

Es ist immer gut, wenn im Einband von Büchern Karten abgedruckt sind: Tafahi und Samoa liegen östlich von Australien im Pazifischen Ozean, auf dem Drittel der Strecke nach Südamerika. Was für einem Irrtum all die Schatzsucher nur aufgesessen sind, die den Schatz auf Cocos Island vor Costa Rica wähnten, zweitausend Kilometer nördlich und achttausend Kilometer östlich: Wieder und wieder haben sie Cocos Island umgegraben, ohne Erfolg. Der Schatz lag nämlich auf Cocos Eylandt.

Das weist Capus nach, oder besser: Er fädelt sehr elegant ein, daß es so gewesen sein könnte. "Gut möglich", daß Stevenson auf der Kokosinsel Tafahi nichts entdeckt habe, "falls" aber doch, hätte er das Gold zu Geld machen müssen. Weil aber auf Samoa die Banken fehlten, wären regelmäßige Ausflüge nach Sydney, Auckland und Honolulu nötig gewesen: "Und tatsächlich" sind die Stevensons in den Jahren auf Samoa "bemerkenswert oft" auf kurzen Reisen gewesen, "einfach so, um wieder mal unterwegs zu sein", wie Stevenson sagte, als er 1899 nach Hawaii schipperte.

Seinen Fuß hat Alex Capus nie auf Tafahi gesetzt. Das Ende mußte er sich also - wie Jack London - selbst ausdenken. Gegen sein Spekulantentum liest sich das Tagebuch der Mrs. Robert Louis Stevenson, das jetzt als "Kurs auf die Südsee" erschienen ist, wie ein erkennungsdienstliches Protokoll: "27. Juni. In Namorik angekommen. Louis ist an Land gegangen und hat einen bösen alten Mann getroffen, der später im Strand von Falsea in Erscheinung treten sollte." Fanny Stevensons Notizen leuchten tropisch bunt, aber sie haben einen Schluß: Nach dem letzten Eintrag läßt sich die Familie Stevenson auf Samoa nieder. Was danach geschah, gehört jetzt ins abenteuerliche Reich der Literatur.

TOBIAS RÜTHER

Rüdiger Barth, Marc Bielefeld: "Wilde Dichter", Malik, 325 Seiten, 19,90 Euro.

Alex Capus: "Reisen im Licht der Sterne", Knaus, 234 Seiten, 18 Euro.

Roslyn Jolly: "Kurs auf die Südsee. Das Tagebuch der Mrs. Robert Stevenson", Frederking & Thaler, 251 Seiten, 22 Euro.

David Mercy: "Berserk", marebuchverlag, 340 Seiten, 19,90 Euro.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das Konzept, sechs reisende Dichter und Schriftsteller nicht nur anhand ihrer Werke und Biografien, sondern auch der Orte vorzustellen, an denen sie gelebt und über die sie geschrieben haben, findet Hilmar Klute gelungen, die Umsetzung gefällt ihm auch zum größten Teil. Schwächstes Kapitel sei das über Ernest Hemingway, was aber vielleicht an der Omnipräsenz des Amerikaners liegt, wie der Rezensent vermutet. Als Höhepunkte identifiziert er die Teile über Jack London und Herman Melville. "Anrührend" schilderten sie die letzten Jahre Melvilles in seinem abgeschlossenen Arbeitszimmer. Das erfolgreiche Grundrezept aller Porträts liegt in der heilsamen Distanz und Zurückhaltung, mit denen sich die Autoren ihren "wilden Männern" nähern, und sich so nie "kraftmeierisch" an sie heran schmeißen. Klute kann ein "spannendes Buch" anzeigen, das von der genauen Werkkenntnis der Autoren ebenso wie von der Entscheidung für bisher kaum bekannte Dichtern wie etwa B. Traven profitiert.

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