Die "wilde Frische von Limonen" versprach in den siebziger Jahren die Seife "FA" und bezeugte sie mit barbusigen, von ozeanischer Gischt umtosten Frauenkörpern. Eine "zarte Versuchung" ist nicht nur die Schokolade im lila Papier, für die dieser Slogan erfunden wurde, sondern zarte oder verschärfte Versuchungen wollen alle Werbemotive sein, die Erotik-, Erfolgs- oder Glücksversprechen machen. Einen wesentlichen Teil solcher täglich auf uns einwirkenden Werbebotschaften empfangen wir von Großflächenplakaten im Straßenbild. Sie garantieren schnelle Lesbarkeit und Fernwirkung. Motive, Farben und Schrift unterstützen sich gegenseitig bei der Vermittlung einer einfachen, übersichtlichen und einprägsamen Botschaft, die emotional auftrumpft. "Plakativ" sein bedeutet Verzicht auf Subtilitäten. Plakate, die uns mit allen Mitteln zum Hinsehen zwingen: Erotik, Gefühl, Schmerz, Täuschung. Entlang zahlreicher Beispiele führt die Autorin auf ebenso unterhaltsame wie informative Weise durch die Kulturgeschichte der Plakatwerbung und leistet damit zugleich einen wichtigen und grundlegenden Beitrag zur Männer- und Frauenbildforschung.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Auf knapp neun Quadratmetern spiegelt das Großflächenplakat beinahe seit Beginn der Bundesrepublik die Werbebotschaften und geheimen Wünsche ihrer Bürger - so ist es fast naheliegend, die über 100.000 Aufnahmen, die der Gebrauchsgrafiker Leo Uth seither gemacht hat und die nun im Kölner Museum für Angewandte Kunst einlagern, zu sichten und als Projektionsfläche der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft zu deuten. Die Herausgeberin Gabriele Huster, erfährt man von Sabine Vogel, hat die Plakatmotive unter besonderer Berücksichtigung der Männer- und Frauenbilder ausgewählt und - nicht zur Zufriedenheit Vogels - kommentiert. Wem die Motive bekannt vorkommen, der kann mit ihrer Hilfe, meint Vogel, eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit unternehmen. Doch wer auf Verweise in gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge angewiesen sei, dem helfe der Erläuterungstext nicht weiter. Vogel findet die Bildbeschreibungen viel zu oberflächlich, zu langatmig und zu allgemein, so dass Bild und Text keine gelungene Ergänzung bilden. Auf diese Weise sei das Buch weder - noch, meint Vogel: weder ein Katalog noch ein fundierter wissenschaftlicher Beitrag über die Verquickung von Zeitgeist und Werbebranche.
© Perlentaucher Medien GmbH
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