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Was tut der Mensch nicht alles, um die Illusion von dauerhaftem Glück und selbstbestimmtem Leben aufrechtzuerhalten. Mit großer Souveränität umkreist Fridolin Schley in seinem neuen Erzählungsband das Wesen von Zeit und Erinnerung, Liebe und Tod.
Ein Paar kehrt zurück an den Ort, den es in der ersten Zeit junger Liebe als magisch empfunden hat, doch die Beschwörung alten Glücks misslingt. Jule beibt nach einem Bad im Meer verschwunden und Arnold glaubt an Selbstmord. Später steht Jule plötzlich neben ihm, bereit für den Wiederbelebungsversuch ihrer Liebe, der die beiden hierher geführt…mehr

Produktbeschreibung
Was tut der Mensch nicht alles, um die Illusion von dauerhaftem Glück und selbstbestimmtem Leben aufrechtzuerhalten. Mit großer Souveränität umkreist Fridolin Schley in seinem neuen Erzählungsband das Wesen von Zeit und Erinnerung, Liebe und Tod.
Ein Paar kehrt zurück an den Ort, den es in der ersten Zeit junger Liebe als magisch empfunden hat, doch die Beschwörung alten Glücks misslingt. Jule beibt nach einem Bad im Meer verschwunden und Arnold glaubt an Selbstmord. Später steht Jule plötzlich neben ihm, bereit für den Wiederbelebungsversuch ihrer Liebe, der die beiden hierher geführt hatte. Doch Arnold wird sich nicht verzeihen können, dass er sich leichteren Herzens mit dem Tod seiner Frau abgefunden hätte als dem Ende ihrer Beziehung. Es ist ein großes Thema, das Fridolin Schley in seinen neuen Erzählungen umkreist, vanitas vanitatum könnte über jeder der verblüffend reifen Geschichten dieses jungen Autors stehen: Ob in einer denkwürdigen Nacht im abriss-geweihten Palast der Republik oder der heimlichen Manipulation einer fremden Dreiecksbeziehung am Computer der Unibibliothek - stets ist der Autor der Vergänglichkeit auf der Spur und unseren sonderbaren Bemühungen, ihr zu entgehen. Fridolin Schleys erzählerische Souveränität ist beeindruckend, und sein verführerisches Spiel mit der Grenzüberschreitung vom Beobachter zum Voyeur verleiht diesen Erzählungen einen ganz besonderen Reiz.
Autorenporträt
Fridolin Schley wurde 1976 in München geboren. Er studiert an der dortigen Hochschule für Fernsehen und Film, sowie Germanistik, Politik und Geschichte an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Im Wintersemester 1999 und im Sommersemester 2000 nahm er am neugegründeten Studiengang für Creative Writing der LMU München teil. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Bayerischen Staatsförderpreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2007

Schulschwänzer auf Lebenszeit
Mit Präzision am Ziel vorbei: Fridolin Schleys Erzählungsband

Vielleicht möchte Fridolin Schley die Helden seiner Erzählungen schonen. Er hüllt sie ein in eine schützende Lethargie und erspart ihnen so die Berührung mit der Wirklichkeit. Oder unterzieht er sie etwa einer raffinierten Marter? Denn er gönnt ihnen weder Lebendigkeit noch Spontaneität, weder Freude noch die Wehmut zerplatzender Träume. Seine Figuren lachen, lieben und küssen nicht. Aber sie lesen, lauschen fremden Geschichten, studieren das Leben mit Hilfe von Bildern, Filmen und Büchern. Sie verbringen viel Zeit an der Uni, träumen davon, zu schreiben oder Dokumentarfilme zu drehen. Sie reisen ein kleines bisschen in der Welt herum, schließen seltsame Bekanntschaften, etwa mit einem alten Mann, der sich seit fast vierzig Jahren von den Freimaurern durchfüttern lässt, und haben alles in allem keine großen Sorgen.

Von den Schattenseiten des Ehelebens erfährt ein junger Verlagsvolontär aus einem Manuskript, aus zweiter Hand also. Und der Ich-Erzähler der Titelgeschichte "Wildes schönes Tier" verschwendet keinen Gedanken daran, die Studentin, in die er sich in der Seminarbibliothek verguckt hat, anzusprechen. Lieber durchstöbert er heimlich an ihrem Notebook ihre Mails. Ein wenig erinnern sie an Schulschwänzer, diese handlungsscheuen Figuren, die am Leben nicht teilnehmen möchten. Ihre Verweigerungshaltung ist nicht durchdacht oder philosophisch grundiert, keine Pose, kein Signum der Verzweiflung, sondern Resultat einer unüberwindbaren Schläfrigkeit.

Der junge Autor macht es seinen Lesern nicht leicht. Er zwingt sie in eine vor Bedeutsamkeit erstarrte Welt hinein. In Schleys literarischem Kosmos wundert sich niemand darüber, wenn die Natur plötzlich beschließt, eine Stadt zurückzuerobern ("Landerhebung"). Über München legt sich eine Moosschicht, Prachtstraßen und Bushaltestellen verschwinden unter Kletterpflanzen und sprießendem Unkraut. Die Einwohner wehren sich nicht "gegen den Griff der Wildnis nach der Stadt", sondern vergessen zu essen und sterben. Zu grell ist die Metaphorik, als dass man sie entschlüsseln wollte. Aber ob in München oder Berlin: überall spürt man die Provinzialität allzu träger Gemüter.

Schley, der bisher den Roman "Verloren, mein Vater" (2001) und den Geschichtenband "Schwimmbadsommer" (2003) veröffentlicht hat, kann zweifellos schreiben. Er pflegt einen distanzierten Sprachduktus von herber Präzision. Und doch wünscht man sich von dem studierten Germanisten, Jahrgang 1976, weniger Kunstanstrengung, weniger Ernsthaftigkeit und stattdessen einen entschlosseneren Griff nach der Welt. Die sechs Erzählungen seines neuen Bands stellen sich nicht der Wirklichkeit, sondern zitieren sie und konstruieren ein Leben zweiten Grades. Ohne es zu wollen, liefert der Autor die Diagnose gleich mit: Beim Schreiben laufe man Gefahr, "mit Präzision am Leben vorbeizuzielen", heißt es in einer Erzählung. Unweigerlich neigt man dazu, diese Geschichten als eine eskapistische Generationenliteratur zu lesen, und fragt sich, warum die heute Dreißigjährigen authentische Erfahrungen so sehr fürchten.

ANDREA NEUHAUS

Fridolin Schley: "Wildes schönes Tier". Erzählungen. Berlin Verlag, Berlin 2007. 139 S., geb., 18,- [Euro].

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"Beeindruckend ausgereifte Prosa." - NZZ ÜBER 'VERLOREN, MEIN VATER'.

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wohlwollend betrachtet Rezensentin Andrea Neuhaus diese Erzählungen von Fridolin Schley, auch wenn sie nicht wirklich glücklich damit wird. Sie attestiert dem jungen Autor, ohne Zweifel schreiben zu können, und lobt seinen "distanzierten Sprachduktus von herber Präzision". Dennoch vermisst sie etwas bei diesen Erzählungen über Menschen um die dreißig, die am Leben vorbeileben, Handeln vermeiden, nicht teilnehmen, sich verweigern: Lebendigkeit und Spontaneität. Die Metaphern, die Schley gebraucht, scheinen ihr zu "grell", als dass sie Lust hätte, sie zu entschlüsseln. Weniger "Kunstanstrengung" und Ernsthaftigkeit wünschte sie sich, und stattdessen einen beherzteren Zugriff auf die Wirklichkeit. So hält sie den sechs Erzählungen des Bands vor, sich nicht der Wirklichkeit zu stellen, sondern "ein Leben zweiten Grades" zu zitieren. So kommt sie nicht umhin, Schleys Geschichten als "eskapistische Generationenliteratur" zu lesen.

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