Manche Tage wanderte er über fünfzig Kilometer und hielt minutiös fest, was er sah: Wir folgen ihm entlang der Flüsse mit den unaussprechlichen Namen, besteigen mit ihm die Berwyn Mountains und den Snowdon und erkunden gemächlich so abgelegene Orte wie Llandovery, "der schönsten Kleinstadt, in der ich bei meinen Wanderungen haltgemacht habe", in dessen Castle Hotel man das Himmelbett besichtigen kann, in dem er übernachtet hat. Aus seinen Aufzeichnungen entstand ein Denkmal der Naturschönheiten im grünen Hügelland; südlich von Llangollen errichtete man ihm, der Wales so sehr liebte, ein Denkmal. "Borrows Wildes Wales", schreibt Peter Sager, "ist ein klassisches Reisebuch, weil es nicht nur Wissen vermittelt, sondern Lust macht auf Land und Leute, weil es Gegenwart ebenso farbig erfaßt wie die Geschichte."
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.04.1998Europa
"Wildes Wales" von George Borrow. Schöffling & Co. Verlagsbuchhandlung GmbH, Frankfurt 1998. 131 Seiten. Gebunden, 26 Mark. ISBN 3-89561-563-3.
In der gleichen Reihe sind zuletzt die Bände "Italia!" von Alice Vollenweider, "Mein Cornwall" von Daphne du Maurier und "In der Provence" von Lawrence Durrell erschienen.
Eines frühen Morgens brach ich auf: von Chester nach Llangollen, etwa zwanzig Meilen entfernt." Wer so seinen Reisebericht beginnt, dem glaubt man gern, daß jener Morgen herrlich war, die Vögel lustig sangen und das frisch gemähte Gras der Wiesen süßen Duft verströmte. Und man glaubt ihm, ohne zu zögern, daß er an diesem Tag "sehr glücklich" war. George Barrow (1803-1881) ist in Großbritannien kein Unbekannter. Bei uns aber weiß der Brockhaus kaum mehr zu berichten, als daß er ein unstetes Leben führte - "zeitweise unter Zigeunern" - und als Agent der britischen Bibelgesellschaft in Spanien unterwegs gewesen sei. Die deutsche Erstausgabe von "Wildes Wales", nun 126 Jahre nach dem Original erschienen, füllt die Wissenslücke kaum: kein Vorwort, kein Nachwort, nur zwei, drei Sätze im Klappentext. Aber welch herrliches Buch! Barrow war auf der Suche nach den Wirkungsorten des Dichters Huw Morris und des walisischen Stammesfürsten Owen Glendower, stieg auf den Snowdon und wanderte zum Wasserfall Pistyll Rhaeadr. Dabei fand er Anlässe genug, mit den Einheimischen auf walisisch über Politik und Religion zu reden, Gedichte zu rezitieren und Empfehlungen zu geben, wie man Schafe heilt. Sogar über den Regenschirm formulierte er ein paar Wahrheiten. (F.L.)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Wildes Wales" von George Borrow. Schöffling & Co. Verlagsbuchhandlung GmbH, Frankfurt 1998. 131 Seiten. Gebunden, 26 Mark. ISBN 3-89561-563-3.
In der gleichen Reihe sind zuletzt die Bände "Italia!" von Alice Vollenweider, "Mein Cornwall" von Daphne du Maurier und "In der Provence" von Lawrence Durrell erschienen.
Eines frühen Morgens brach ich auf: von Chester nach Llangollen, etwa zwanzig Meilen entfernt." Wer so seinen Reisebericht beginnt, dem glaubt man gern, daß jener Morgen herrlich war, die Vögel lustig sangen und das frisch gemähte Gras der Wiesen süßen Duft verströmte. Und man glaubt ihm, ohne zu zögern, daß er an diesem Tag "sehr glücklich" war. George Barrow (1803-1881) ist in Großbritannien kein Unbekannter. Bei uns aber weiß der Brockhaus kaum mehr zu berichten, als daß er ein unstetes Leben führte - "zeitweise unter Zigeunern" - und als Agent der britischen Bibelgesellschaft in Spanien unterwegs gewesen sei. Die deutsche Erstausgabe von "Wildes Wales", nun 126 Jahre nach dem Original erschienen, füllt die Wissenslücke kaum: kein Vorwort, kein Nachwort, nur zwei, drei Sätze im Klappentext. Aber welch herrliches Buch! Barrow war auf der Suche nach den Wirkungsorten des Dichters Huw Morris und des walisischen Stammesfürsten Owen Glendower, stieg auf den Snowdon und wanderte zum Wasserfall Pistyll Rhaeadr. Dabei fand er Anlässe genug, mit den Einheimischen auf walisisch über Politik und Religion zu reden, Gedichte zu rezitieren und Empfehlungen zu geben, wie man Schafe heilt. Sogar über den Regenschirm formulierte er ein paar Wahrheiten. (F.L.)
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"Am liebsten möchte man den Rucksack packen und dem Autor hinterherwandern." (Brigitte)